Ein intimes Credo
Neuer Band mit "theologischen" Gedichten des Oberösterreichers Thomas Schlager-Weidinger.
Gott ist das / was dir fehlt / wenn du alles hast // und das / was du hast / wenn dir alles fehlt". Nicht in allen Gedichten bringt es der Theologe und Historiker Thomas Schlager-Weidinger in seinem neuen Band so knapp auf den Punkt wie in dem zitierten "glaubensweg". Viele der meist kurzen bis sehr kurzen Texte sind offen und bieten Freiraum: "wieder einmal / ging zwischen / vorsorge und rücklage / der augenblick / verloren"
Theopoetische Texte nennt Schlager-Weidinger, der schon den Band "Sperrige Nächte" veröffentlicht hat, seine Gedichte – es sind Texte über die Suche nach Gott und das Vertrauen, dass man ihn finden kann. Somit ist das Buch einerseits eine Art intimes Glaubensbekenntnis, andererseits auch gesellschaftskritisch: "wir glauben eher denen / die über leichen gehen / als jenen / die übers wasser schreiten".
Der Dichter verrät teilweise konkrete Bezugspunkte für die Texte: in seinem Leben, in der Geschichte oder auch in der Bibel. An anderen Stellen ermöglicht aber erst eine theologische Grundkenntnis das Eintauchen in den Text: "und orientieren / am weg / des gesalbten" bezieht sich auf Jesus, den "Gesalbten" (lat. Christus, hebräisch: Messias). Es sind Texte im eindeutig christlichen Kontext.
Erst zwischen den Begriffen, in ihrem Zusammenspiel, entsteht Sinn: Vielleicht beschreibt ein Gedicht ("annäherung") das am besten: "weil worte / versagen / und begriffe / nichts halten // versuche ich / den unfassbaren / hinter den augenblicken / zu finden // das innigste / am äußersten rand / des schweigens". (nie)
„Verrückter Himmel“ von Thomas Schlager-Weidinger (Echter, 190 S., 15,30 Euro)