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Ein herrlicher Typ, dem man es von Herzen gönnt

Von Ludwig Heinrich aus Berlin, 20. Februar 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie 67. Berlinale eröffnet
Bild: (AFP)

Georg Friedrich hat den "Silbernen Bären" bei der Berlinale errungen – der Wiener Schauspieler im OÖN-Interview.

Das war gewiss eine der größten Sensationen der Berlinale 2017: Der Wiener Georg Friedrich, 50, wurde für seine Leistung in Thomas Arslans Film "Helle Nächte" mit dem "Silbernen Bären" als bester Hauptdarsteller gekrönt.

Eine Auszeichnung, die seit Bestehen des Festivals noch kein Österreicher erhalten hatte (mit Birgit Minichmayr nur eine einzige Österreicherin). Diesem herrlichen Typ, der Georg Friedrich ist, hat es wohl jeder, der ihn kennt, vom Herzen gegönnt. Ein Gespräch kurz nach der Überreichung des "Bären".

 

OÖNachrichten: Wie haben Sie mitbekommen, dass da für Sie etwas Besonderes im Laufen war?

Georg Friedrich: Ich war nach der Vorführung des Films nach Wien zurückgeflogen. Auf einmal kam ein Anruf, dass ich noch einmal nach Berlin sollte. Das kann aber vielerlei bedeuten: etwa eine Einladung zur Abschlussfeier. Und natürlich auch einen Preis. Ich dachte eher an einen Preis für den Film.

Und wie ist Ihnen jetzt zumute?

Ich muss das noch verarbeiten. Bei so extremen Erlebnissen ist das, glaube ich, normal. Auch, wenn man einen extremen Film gedreht hat, kann man nicht gleich was sagen. Das muss sich erst "setzen". Aber es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, weil es ja auch eine Wertschätzung meiner Arbeit bedeutet.

Sie haben nun 51 Kinofilme hinter sich – auch die "Wilde Maus" von Josef Hader, die auch in Berlin im Wettbewerb gelaufen ist. Wie wählen Sie Ihre Rollen?

Nicht wegen der Drehbücher. Ich bin nämlich ein wahnsinnig schlechter Leser, und daher fällt es mir schwer, ein Drehbuch zu beurteilen. Deswegen verlasse ich mich lieber auf den Regisseur.

In "Helle Nächte" geht es um den Annäherungsversuch zweier verschlossener Menschen – Vater und Sohn. Als der Großvater stirbt, brechen Vater und Sohn aber zu einer Reise nach Norwegen auf. Bei der Pressekonferenz zum Film haben Sie gesagt, dass Sie solche Annäherungsschwierigkeiten aus Erfahrung kennen?

Ja, ich hatte dieses Problem ebenfalls. Ich habe meinen Sohn lange nicht gesehen, auch, weil er in einer anderen Stadt wohnte und vieles dazwischen kam. Dennoch habe ich für diese Rolle nicht daraus geschöpft, weil es einfach unmöglich ist, die eigenen Erfahrungen auf einen Dritten draufzustülpen. Ich habe mich eher auf das, was im Drehbuch stand, eingelassen.

Als Sie den "Silbernen Bären" bei der Preis-Gala entgegen- genommen haben, haben Sie gesagt: "Jetzt stehe ich da und möchte so vielen Leuten danken, die dazu beigetragen haben, dass ich jetzt hier stehe." Wem möchten Sie danken?

Spontan fällt mir etwa der frühere TV-Intendant Ernst Wolfram Marboe ein, der mich 1984 im "Verschwender" einsetzte. Ohne Marboe wäre bei mir alles nicht ins Rutschen gekommen. Und ganz wichtig war dann Ulrich Seidl, der mich für "Hundstage" holte. Ohne Seidl hätte ich von diesem Beruf nicht leben können. Nach "Hundstage" hatte ich kontinuierlich Angebote. Ich musste nicht mehr zusätzlich Geld als Taxler verdienen.

Ein nicht unbedingt gut bezahlter Job, aber man kann dabei viel über das Leben lernen?

Das stimmt. Als Taxler ist es, wie wenn du Luft wärst. Hochinteressant, was man da alles an Gesprächen mithören kann. Wahrscheinlich, weil deine Kunden glauben, sie sehen dich eh nicht wieder. Ja, noch einer fehlt bei den Menschen, denen ich viel zu verdanken habe.

Nämlich?

Theatermann Frank Castorf. Durch meine Einsätze bei ihm wurde ich von Stück zu Stück besser. Es ist sehr schön, wenn man weiß, dass man bei jemandem lernen kann. Frank Castorf wusste genau, wie er mit mir umgehen musste, und durch die Aufenthalte bei ihm in Berlin habe ich eine Identifikation mit der hochdeutschen Sprache gefunden. Vorher hatte ich nur Dialekte gekannt.

 

Zur Person und sein Auftritt in Berlin

Georg Friedrich wurde 1966 als jüngstes von drei Geschwistern in einem Wiener Villenvorort geboren. Kindheitstraum: Schauspieler. Bekannt aus Filmen wie „Hundstage“, „Import Export“, „Nacktschnecken“, „Atmen“, „Silentium“ und „Der Aufschneider“.

Friedrichs Gedicht: Bei der Berlinale-Preis-Gala rezitierte Georg Friedrich vor laufender Kamera das Gedicht „Das Herz“ des amerikanischen Journalisten Stephen Crane (1872 - 1900).

In der Wüste sah ich ein Wesen, tierisch, nackt, das, am Boden kauernd, sein Herz in den Händen hielt und davon aß.
Ich sprach: „Ist es gut, Freund?“ „Es ist bitter-bitter“, antwortete er, „aber ich mag es. Weil es bitter ist, und weil es mein Herz ist.“

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