Ein ganzer Ort wird zur Bühne für echte Stars und wirkliche Amateure
"Die Leinenhändlersaga": Putzleinsdorf wagt sich an ein Musicalprojekt - mit Johanna Rachinger, Chefin der Nationalbibliothek, und Ex-Philharmoniker Clemens Hellsberg.
Es ist ein ordentlicher Spagat, den die Putzleinsdorfer da wagen: Ein selbstgeschriebenes Musical wollen sie auf dem Marktplatz aufführen, und 5000 Leute sollen ab 22. Juli zu dieser Welturaufführung kommen, bei der 130 Menschen auf und mehr als 100 hinter der Bühne mitmachen. Und das Ganze mit einem hochprofessionellen Anspruch.
Seit drei Jahren laufen die Vorbereitungen für "Die Leinenhändlersaga", und Volksschuldirektor Karl Lindorfer, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, weiß um die Herausforderungen: "Da haben wir uns etwas angefangen." Lindorfer kann aber auch auf ein sehr kompetentes Leitungsteam vertrauen. Komponiert hat das Musical, das auch Opernelemente in sich birgt, der deutsche Musiker und Komponist Tristan Schulze. Gerade hat es der 53-Jährige mit seiner Oper "Patchwork" in die Wiener Staatsoper geschafft, auch in Hollywood hat er schon musiziert.
Hellsberg als Konzertmeister
Das Libretto stammt vom Putzleinsdorfer Johannes Huber. Er hat in der Vergangenheit der 1550-Einwohner-Gemeinde gewühlt und ist beim Thema der Leinenhändler hängen geblieben. Genauer gesagt mit dem Auftauchen des legendären Pfarrers und Mundartdichters Norbert Hanrieder im Jahr 1874, der, gemeinsam mit dem Oberlehrer Josef Hofer, dem Ort nach dem Niedergang des Leinenhandels eine neue wirtschaftliche Identität gab. Seine umfangreichen Recherchearbeiten hat Johannes Huber im Buch "Hanrieders Rachel" verdichtet.
"Alle 35 Einzelrollen sind historisch belegbar und recherchiert", sagt Norbert Huber, der Regisseur des Stücks und Bruder des Librettisten, im Zivilberuf Musikschullehrer.
Getragen wird das historische Thema vom Leben in Putzleinsdorf um 1874 aber von einer Liebesgeschichte. "Das geht nicht anders, wenn du viel Publikum erreichen willst", weiß Norbert Huber, der im Mühlviertel bereits die "Zauberflöte" inszeniert hat. Norbert Hubers Verwandtschaftsverhältnisse bringen der Produktion einen echten Kapazunder: Sein Cousin, der ehemalige Leiter der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg, wird dem Nordwaldkammorchester unter Thomas Eckerstorfer als Konzertmeister zur Verfügung stehen. Das Orchester, das sich aus Musikern des Mühlviertels und Böhmens zusammensetzt, wurde gerade mit dem Rudolf-Kirchschläger-Preis bedacht.
Clemens Hellsberg
Johanna Rachinger als "Schraml"
Und weil Putzleinsdorf auch auf große Töchter verweisen kann, wird Johanna Rachinger, die Leiterin der Österreichischen Nationalbibliothek, als Darstellerin auf der Bühne stehen.
Die Hauptrollen sind aber allesamt mit ausgebildeten Sängerinnen und Sängern besetzt. Eine tragende Rolle haben der ganze Ort und die Region inne: Laiendarsteller, Kirchenchor, Kinderchor, Musikkapelle und praktisch alle Vereine helfen zusammen. Damit dieser Spagat gelingen möge.
Johanna Rachinger
Premiere des Open-Air-Musiktheaters "Die Leinenhändlersaga" ist am 22. Juli, 20 Uhr, am Marktplatz von Putzleinsdorf. Weitere Termine: 26., 27., 28., 29. und 30. Juli, 2., 3., 4. und 5. August.
Komposition: Tristan Schulze, Libretto: Johannes Huber, Regie: Norbert Huber. Es spielt das Nordwaldkammorchester unter Thomas Eckerstorfer.
Karten: Raiffeisenbanken in OÖ, www.oeticket.com und www.leinenhändlersaga.at