Ein echtes Freejazz-Urgestein spielte im MAERZ
Große Ohren wünschte Robert Urmann zu Beginn des Konzertes dem zahlreich erschienenen Publikum. Und es zahlte sich auch wirklich aus, Charles Gayle und seinem bestens eingespielten Trio mit dem Bassisten Ksawery Wojcinski und dem Drummer Klaus Kugel zuzuhören.
Gayle gehört zu den ersten Vertretern eines befreiten Jazz. Er begann in den 1960er Jahren, Titanen wie John Coltrane und Albert Ayler setzten ihm die Maßstäbe.
Große Klasse
Am Mittwochabend entwickelte das Trio aus knappem thematischen Material seine improvisatorischen Exkurse in der Linzer Kulturvereinigung MAERZ. Bass und Schlagzeug boten ein solides Fundament, auf dem Gayle seine solistischen Extravaganzen zelebrierte. Obwohl der Saxophonist eindeutig der Boss ist, wurde auf Augenhöhe musiziert. Besonders schön gelang auch ein einfühlsames Duo der beiden Rhythmiker, der Bass gestrichen, die Becken fein gepinselt. Der Wechsel zwischen ekstatischen Ausbrüchen und lyrischer Zartheit, das Beschwören eines archaischen Blues Shout und das Kippen in zornige Atonalität brachten Kurzweil und Abwechslung.
Zuweilen gingen die drei ein forsches Tempo. Eine selbstverständliche Virtuosität, die nichts Artistisches an sich hatte, sondern dem Erzählen von Geschichten untergeordnet war. Große Klasse.
Jazzkonzert: Charles Gayle Trio (Linzer Künstlervereinigung MAERZ; 20.5.)
OÖN Bewertung: