Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ein brillanter, ungemein lästiger Star

Von Ludwig Heinrich, 20. Jänner 2017, 00:04 Uhr
Ein brillanter, ungemein lästiger Star
Golden-Globe-Gewinner Casey Affleck tritt aus dem Schatten seines Bruders Ben. Bild: Claire_Folger

Kenneth Lonergan über "Manchester by the Sea" und seinen Hauptdarsteller Casey Affleck.

Ein bisschen erinnert Kenneth Lonergan an den großen Independent-Meister Terrence Malick. Beide drehen nur selten Filme. Bei Lonergan, 54, war es jetzt wieder einmal so weit. Seit der Premiere beim Sundance-Filmfest 2016 wird seine Arbeit "Manchester By The Sea" als Meisterwerk gefeiert. Sein Hauptdarsteller Casey Affleck erspielte sich den Golden Globe.

Der jüngere Bruder von Ben Affleck verkörpert einen Hausmeister, der nach dem Tod seines Bruders plötzlich Vormund seines Neffen wird (Kritik siehe unten).

 

OÖNachrichten: Schauplatz Ihres Films ist nicht Manchester in England. Ihr Manchester liegt in Massachusetts, USA. Warum?

Kenneth Lonergan: Weil es sich Matt Damon und John Krasinski so ausgedacht haben. Sie haben mir die Grundzüge ihrer Story mit einigen weiteren Details präsentiert. Und ich habe Ja gesagt.

Damon hätte gerne die Hauptrolle gespielt, konnte aber nicht?

Sein Terminkalender war zu voll. Aber in Casey Affleck haben wir einen brillanten Ersatz gefunden.

Was sind seine großen Stärken?

Er ist einfach gut. Ich habe gestaunt, wie er immer den richtigen Tonfall für die Szenen fand, selbst wenn die zeitlich weit auseinanderlagen. Wir waren schon vorher gute Freunde, durch den Film ist diese Freundschaft noch tiefer geworden. Obwohl er ungemein lästig sein kann.

Inwiefern?

Er gibt keine Ruhe, hinterfragt einfach alles. Zum Beispiel: "Warum sage ich zum Arzt immer ‚danke’?", oder "Warum drücke ich mich meinem Neffen gegenüber so und so aus?"

Sind Ihre Figuren Außenseiter?

Nein, denn die kleinen Tragödien des Alltags können jeden heimsuchen, und auf einmal entwickeln sich daraus unüberwindliche Schwierigkeiten. Wir begegnen gewiss täglich Menschen auf der Straße, die großes Leid mit sich herumtragen, und wir wissen es nicht. Aus jedem dieser Schicksale könnte sich ein Film entwickeln.

Was wäre für Sie selbst das größte Trauma?

Ich habe eine kleine Tochter. Wenn ihr etwas passieren würde, könnte ich nicht weiterleben. Ich hoffe also nur, dass das nie passiert. Doch es gibt Leute, die Tragödien unmenschlichen Ausmaßes überleben, überleben müssen. Wie sie das schaffen, bleibt mir ein Geheimnis.

Wie kann man ihnen helfen?

Indem man ihnen Liebe und Zuneigung schenkt. Aber im Fall des Falles nützt auch das nichts. Wenn jemand zum Beispiel in die Hände von Terroristen fällt, und die schlagen ihm den Kopf ab, bringt es ihm gar nichts, wenn es Menschen gibt, die ihn lieben.

In Ihre Tragödie im Film mischen sich auch immer wieder Funken von Humor?

Weil ohne Humor gar nichts geht. Kein Film-Weltmeister, auch Stanley Kubrick nicht, konnte je auf Humor verzichten.

Traumwandeln in Trauer

Lee Chandler (Casey Affleck) schottet sich gerne von der Außenwelt ab. Der Hausmeister in einem US-Küstendorf, Protagonist des Films "Manchester by the Sea", repariert Dinge. Auch seiner Seele würde eine Reparatur nicht schaden. Dies offenbart sich in Rückblenden, vor allem als Lee nach dem Tod des Bruders Vormund seines Neffen wird. Kenneth Lonergan bleibt in seinem erst dritten Film als Regisseur seinen Themen treu: Trauma, Verlust, Schuld. Über vielen Szenen liegt tiefe Trauer, dennoch blitzt Humor durch. Neben gefrorenen Gefühlen gibt es auch gefrorenen Boden, der das Begräbnis von Lees Bruder vorübergehend verhindert. Dabei führt Lonergan seine Darsteller mit traumwandlerischer Sicherheit. Affleck hat das zum Golden Globe gebracht. Der Oscar: nur noch Formsache?

Dazu viele Dialoge und Details: Lonergans Filme sind lang. Dieser dauert 136 Minuten. Der Regisseur beschwört: "zu kurz!"     (l.h.)

Manchester by the Sea: USA 2016, 136 M.,

OÖN Bewertung:

mehr aus Kultur

Wolfgang Gurlitt: Kunsthändler und Profiteur

 "Kottans Kiberer" und dieFröschinnen der Fledermaus

Bürgermeister gestattet Aufsichtsräten Einsichtnahme in Kerschbaums Dienstvertrag

"Tanz pulsiert in jedem Moment" in Brasilien

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen