Ein Tribut an den "schwarzen Sinatra"
Auf seinem neuen Album huldigt Gregory Porter der US-Jazzikone Nat King Cole.
Gregory Porter ist der größte Superstar des Jazz, ein stimmgewaltiger Sprenger jeglicher Genre-Grenzen. Der Zwei-Meter-Hüne mit der Statur eines Football-Profis und dem samtweichen, doch so kraftvollen Bariton macht Musik, die auch Menschen lieben, die eigentlich keinen Jazz hören. Mit seinem am Freitag erscheinenden Album, dem Nachfolger von "Take Me To The Alley", zollt Porter seinem Idol Nat King Cole auf seelenvolle Art und Weise Tribut.
Wobei der Terminus "Idol" kaum ausreicht, um Porters Verehrung für die 1965 verstorbene Jazz-Ikone zu kategorisieren. "Seine Musik füllte eine Leere in mir", sagt der 45-Jährige. "Mein Vater war in meinem Leben nicht präsent, er war nicht an meiner Erziehung beteiligt, er zeigte kein Interesse an mir." Der weltgewandte Lebemann und Charmebolzen Cole mutierte zum Vaterersatz, der via Plattenspieler zum jungen Gregory sprach. Porter: "Seine Texte waren wie väterliche Ratschläge für mich. Ich hörte seine Alben und stellte mir dabei vor, dass Nat mein Vater sei."
Bei aller Verehrung für den "schwarzen Sinatra" hat Gregory Porter doch der Versuchung widerstanden, Coles unsterbliche Klassiker einfach nachzusingen. Setzte Cole auf augenzwinkernden Schmäh und eine ihm ganz eigene Lässigkeit, so verleiht Porter Stücken wie "Mona Lisa", "L-O-V-E" oder "Miss Otis Regrets" ein neuartiges Mehr an Dramatik und Ernsthaftigkeit.
Selbstmitleid des Verlassenen
Diese Gravität tut insbesondere der wunderschönen, reduziert instrumentierten Ballade "But Beautiful" gut, die ebenso wie das erschütternd emotionale "I Wonder Who My Daddy Is" zu den Höhepunkten der mit einem 70-köpfigen Orchester eingespielten Platte zählt. Ebenfalls von ausgesuchter Qualität sind die südamerikanisch gefärbten "Quizas, Quizas, Quizas" und "The Lonely One", bei dem Porter sich genüsslich im Selbstmitleid des verlassenen Liebhabers suhlt. Lediglich die beiden Swing-Nummern ""Pick Yourself Up" und "Ballerina" kommen etwas hüftsteif daher. Doch das ist Jammerei auf hohem Niveau.
Denn: "Nat King Cole & Me" ist ein Album, das Gregory-Porter-Fans wie seine früheren LPs lieben werden und selbst den kritischsten Jazz-Aficionados, die Cole als Säulenheiligen verehren, mehr als nur ein anerkennendes Nicken abringen wird.
CD-Kritik: Gregory Porter, "Nat King Cole & Me" (Blue Note/Universal)
OÖN Bewertung:
Er prägte die Welt des Showbusiness
Er war ein Wunderkind, begnadeter Jazz-Pianist, ein Pop-Superstar mit unzähligen Nummer-eins-Hits sowie der erste schwarze Entertainer mit einer eigenen TV-Sendung in den USA – Nat King Cole prägte bis zu seinem viel zu frühen Tod am 15. Februar 1965 die Welt des Showbusiness.
Bereits mit vier Jahren zeigte sich das immense musikalische Talent des am 17. März 1919 als Sohn eines Baptistenpredigers in Alabama geborenen Nathaniel Adams Coles. Mit 15 verließ der begnadete Pianist die Schule, um als professioneller Musiker zu arbeiten. 1939 gründete er das King Cole Trio, das mit „That Ain’t Right“ und „Straighten Up And Fly Right“ große Hits landete. In den 50er-Jahren etablierte sich der charmante Frauenheld als vom Jazz zum Pop konvertierter Solo-Superstar. Songs wie „Nature Boy“, „Mona Lisa“, „Too Young“ oder „Unforgettable“ begeisterten schwarzes und weißes Publikum unisono. Im November 1956 moderierte Cole als erster Afro-Amerikaner seine eigene TV-Show – eine kontrovers diskutierte Sensation im rassistischen Nachkriegs-Amerika!
Im September 1964 wurde ein Tumor im linken Lungenflügel des starken Rauchers entdeckt, nur wenige Monate später starb Cole 45-jährig in Santa Monica.