Ein Schwiegervater stürzt in ein Chaos der Kulturen
Monsieur Claude und seine Töchter: Filmkomödie mit Witz auf Kosten eines dumpfen Alltagsrassismus.
Man hätte den Film "Monsieur Claude und seine Töchter" in alter Tradition auch "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" nennen können.
Alle vier Töchter von Claude, den ein mit Herzblut arbeitender Christian Clavier ("Asterix") verkörpert, schließen den Bund fürs Leben. Und wer stirbt dabei? Im übertragenen Sinne ist es der stolze Franzose in Claude, den beim Singen der Marseillaise die Gänsehaut kitzelt. Der Grund: Seine Mädchen wählten keine gutbürgerlichen, weißen Katholiken, wie er es ist. Isabelle (Frédérique Bel) liebt den Muslimen Rachid (Medi Sadoun). Das Herz von Odile (Julia Piaton) gehört dem Juden David (Ary Abittan). An der Seite von Ségolène (Emilie Caen) ist der Chinese Chao (Frédéric Chau). Als Laure (Elodie Fontan) auch noch den schwarzen Charles (Pascal N’Zonzi) ehelichen will, steht die mit Verdrängung und Anpassung konstruierte Familienharmonie vor dem Kollaps.
Was sich wie eine Tragödie liest, erzählt Autor und Regisseur Philippe de Chauveron mit spitzbübischem Charme als Komödie. Das quirlige Ensemble lässt er mit Blicken und Worten jedes noch so platte Klischee "über Andere" offen auf den Tisch legen. Genüsslich, in einem unbändigen Tempo und absoluter gestalterischer Absicht. Dabei gehen die Witze, von denen ein paar doch fragwürdig bleiben, nicht auf Kosten der Adressaten, sondern der Ignoranten. Am meisten lachen kann man über die Skurrilität, mit der sich Claude gegen die heutige Realität wehrt. Mit seinem beleidigten Poltern hält er der ablehnenden Gesellschaft einen Spiegel vor. In Frankreich trauten sich bisher mehr als zehn Millionen Kinobesucher, hineinzuschauen.
Monsieur Claude und seine Töchter: F, 2013, P. de Chauveron, 97 Min.
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