"Ein Open Air pro Jahr im Stadion"
Am 1. September übernimmt Thomas Ziegler die kaufmännische Leitung der LIVA.
Zusätzlich zu seiner Funktion als Direktor des Linzer Design Centers wurde Thomas Ziegler im Juni zum kaufmännischen Direktor der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) ernannt. Er folgt dem in Pension gehenden Wolfgang Lehner nach und wird unter anderem für das Brucknerhaus, den Linzer Posthof, die Tips Arena und das Linzer Stadion zuständig sein.
OÖNachrichten: Dass Sie nun beide Jobs erledigen, könnte den Schluss zulassen, dass Sie bisher nicht ausgelastet waren. Wie werden sich die Geschäftsführungen dieser beiden Linzer Institutionen ausgehen?
Thomas Ziegler (lacht): Wer glaubt, ich sei nicht ausgelastet gewesen, der verrechnet sich. Die Zusammenlegung der beiden Jobs ergibt keine Verdoppelung der Arbeit, sondern maximal 1,4 Mal so viel. Es gibt viele sinnverwandte Aufgaben, sie beginnen bei der Wirtschaftsplanung: Allein bei Instandhaltungs- und Instandsetzungs-Aufgaben gibt es jetzt einen, der den Überblick über beide Unternehmen hat – und ich verhandle nicht mehr nur für das Design Center, sondern für beide. Diese Konstellation, wie wir sie nun haben, ein veranstaltendes Unternehmen mit hohem Dienstleistungscharakter, mit Eventtechnik und Eventmarketing in der Kombination mit Sport, Kultur, Association und Company Business, gibt es sonst in ganz Österreich nicht.
Das vorerst letzte Open-Air-Konzert im Linzer Stadion hat 2010 stattgefunden. Werden Sie daran etwas ändern?
Mein Ziel ist es, dass wir zumindest ein Open-Air-Konzert pro Jahr ins Stadion bekommen. Das muss für Linz als Landeshauptstadt möglich sein, weil es in vergleichbaren Städten auch geht.
Große Konzertveranstalter gehen ungern ins Stadion, weil die LIVA anstatt fixer Mietpreise Beteiligungen an den Karteneinnahmen fordert. Werden Sie sich auf fixe Mietpreise einlassen?
Ich gestehe, dass ich nicht die gesamte kaufmännische Vergangenheit der LIVA kenne. Ich weiß nur, dass dort Modelle gepflegt wurden, die ihre Sinnhaftigkeit vor 20 Jahren hatten. Die Infrastruktur des Stadions – noch dazu wurde es renoviert – ist prädestiniert dafür, dass man solche Konzerte beherbergt. Und wenn wir die Struktur dem europäischen Trend anpassen, dann kriegen wir sie auch. Alle werden davon profitieren: der Tourismus, die Vielfalt der Stadt.
Das Brucknerhaus hat mit dem Musiktheater seit 2013 einen Mitbewerber ums Publikum und leidet seitdem unter Auslastungsproblemen. Wie kann das Brucknerhaus Attraktivität zurückgewinnen?
Zunächst über tolle Programme, die Hans-Joachim Frey (künstlerischer Direktor der LIVA, Anm.) organisiert. Dann muss das gute Programm ordentlich beworben werden, und wir müssen uns mit dem Musiktheater besser abstimmen, weil es sinnlos ist, wenn wir miteinander konkurrenzieren. Die Gesprächsbereitschaft seitens der LIVA ist jedenfalls gegeben. Wir müssen auch neue Formate schaffen. Mit der Zulassung für Stehkonzerte (Start ist wie berichtet am 12. September bei der Open Classic Night, Anm.) stehen uns viele Türen offen.
Das Land Oberösterreich karrt das Publikum aus allen Regionen mit Bussen ins Musiktheater. Denken Sie an vergleichbare Maßnahmen?
Es klingt zumindest nicht schlecht, überlegt haben wir es noch nicht. Ob es sinnvoll ist, liegt auch an der künstlerischen Programmierung.
Werden in Zukunft auch Konzerte im Design Center stattfinden?
Ich glaube nicht, Jeder soll das machen, was er am besten kann.
Landeshauptmann Josef Pühringer will nach der Landtagswahl eine Kulturholding von LIVA, Landestheater und allen Linzer Museen forcieren. Wie denken Sie darüber?
Ich bin ein Freund von runden Tischen, ich höre mir alles an. Jedenfalls haben wir als Stadt Linz mit der Fusion von LIVA und Design Center einen Schritt in die richtige Richtung getan. Wir sind jetzt stark aufgestellt.
Wirbel um die Bestellung Des neuen LIVA-Chefs
Im Vorfeld der Bestellung von Thomas Ziegler zum kaufmännischen Direktor der LIVA eskalierte ein politischer Streit zwischen der SPÖ und den anderen Fraktionen im Linzer Gemeinderat. ÖVP, FPÖ und Grüne hatten gefordert, dass sich die ex aequo Erstgereihte und der Drittgereihte der Vorauswahl beim Hearing präsentieren dürfen. Die SPÖ lehnte den Antrag ab.
Thomas Ziegler wurde 1965 in Linz geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre. 1991 wurde er Verkaufs- und Marketingleiter der Design Center BetriebsgmbH. 2003 übernahm er deren Leitung.