Ein Klang, so wie ihn Karajan wollte
Alte Aufnahmen des Salzburger Maestros finden dank neuer Kino-Technologie ins 21. Jahrhundert.
Am Ende hat man das Gefühl, aufstehen zu müssen, um Herbert von Karajan (1908–1989) und seinem Orchester zu applaudieren.
Obwohl der Salzburger Meisterdirigent seit mehr als 25 Jahren tot ist und man eine alte Konzertaufzeichnung von der Berliner Philharmonie in einem Raum gesehen hat, in dem nie jemand klatscht: im Kino.
Genau das ist auch das Ziel der neuen Kino-Konzert-Reihe "Karajan Cinema Classics", die in ausgewählten Kinos startet (mehr unten) – mithilfe moderner Technologie einen Raum so zum Klingen zu bringen, dass er einem Ideal entspricht, das Karajan, ein beinahe manischer Visionär, noch zu Lebzeiten für den Zuhörer realisiert haben wollte. "Seine Idee war es, das Orchester in Lebensgröße in einem Raum, der kein Konzertsaal ist, so zu reproduzieren, dass man vom Klang her den Eindruck hat, als würde man wie der Dirigent sein, wie Karajan selbst, wenn die Musiker im Halbkreis vor ihm stehen", sagt Matthias Röder, Geschäftsführer des Karajan-Instituts in Salzburg, und ergänzt: "Er hat schon früh an den Film geglaubt, daran, dass Musik stark mit Bildern kombiniert werden wird. Dafür wurde er belächelt, doch heute ist YouTube der Nummer-eins-Ort für Musik."
Der Dirigent glaubte auch gegen Ende seines Lebens, dass es nur 15 Jahre brauche, um eine Technologie zu schaffen, die seiner Vision dient. Röder: "30 Jahre hat es gedauert, und wir sind froh, sie zu haben." Genauer gesagt das Unternehmen Dolby, für das Friedrich Deininger das Projekt "Karajan Cinema Classics" verantwortet und für jeden bespielten Saal sicherstellt, "dass ein Raumklang erzeugt wird, der den Zuhörer die Musik so hören lässt, als er würde er tatsächlich im ersten Drittel im Parkett, mitten im Orchester, sitzen", wie der Linzer sagt. Wie bei jeder hohen Kunst, die wie aus einem Guss daherkommt, stecken komplexe, detailreiche Vorgänge dahinter. Ausschlaggebend dafür ist die Technologie "Dolby Atmos".
Einfach gesagt, ermöglicht sie durch zahlreiche im Kinosaal installierte und einzeln anzusteuernde Lautsprecher (plus einige weitere technische Tricks), Klänge und Melodien im Raum so zu arrangieren – schnell oder langsam, hoch oder tief, in Wellen oder Teppichen –, wie sie Karajan einst in der Berliner Philharmonie dirigiert hat. Aufgenommen von ihm als Produzent mit damals modernsten Kameras – die von ihnen aufgenommenen Bilder werden auch leicht korrigiert projiziert – und auf 48 Tonspuren.
Analog musste digital werden
Zur Erinnerung: Damals war die Welt noch analog, nahmen Bänder die Töne auf. Und diese mussten nun erst digitalisiert werden. "Einerseits sollten die Bänder, die in einem Archiv in Wien lagerten, nicht mehr transportiert werden, andererseits gibt es nur mehr sehr wenige Geräte, mit denen man sie überhaupt digitalisieren hätte können. Deren Besitzer wollten diese Maschinen wiederum nicht transportieren", sagt Deininger. "Es hat zwei Monate gedauert, bis wir jemanden gefunden haben, der das Risiko auf sich nahm und eine Spezialkonstruktion für den Transport in einen Laster hineingebaut hat."
„KARAJAN CINEMA CLASSICS“ in OÖ
Die ersten Termine und das Programm:
Star Movie Wels, Regau und Dietach bei Steyr:
17. März, je 18.30 Uhr
Cineplexx World Linz: 18. März, 16.30 Uhr
Zu hören: L. v. Beethoven | Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67;
Richard Strauss | Eine Alpensinfonie op. 64
Es folgen u. a. im April: Ludwig van Beethoven | Missa solemnis D-Dur op. 123;
Programm gibt es zudem für Mai, Juni (mit Bruckners Symphonie Nr. 9 d-moll) und Juli.
Beteiligt ist in OÖ dabei auch das Hollywood Megaplex Pasching in der Plus City.
Alles Infos im Netz unter: www.karajancinemaclassics.com
und bei den jeweiligen heimischen Kinos