Ein Jazzfest des Lebens im Linzer Architekturforum
Nicht umsonst wurde Ray Anderson vom US-Magazin Down Beat fünfmal zum besten Posaunisten gewählt.
Bei aller Problematik solcher Ranglisten, aufgrund der Fülle der unterschiedlichsten Projekte, die der 65-jährige Wahl-New-Yorker über die Jahre auf die Beine gestellt hat, ist diese Betitelung legitim. Seit den 90ern betreibt er mit der Pocket Brass Band ein famoses Quartett, das in der aktuellen Besetzung mit Steve Bernstein (Trompete), Jose Davila (Sousaphon) und Tommy Campbell (Schlagzeug) auf Einladung des MAERZjazz im Linzer Architekturforum gastierte.
Diese "Taschen-Blasmusik" versteht es bestens, eine Brücke vom Alten zur Moderne zu schlagen. Schließlich ruhen wir alle auf den breiten Schultern unserer Vorfahren, wie Anderson in seiner Moderation anmerkte. Das swingt, groovt, es kann auch schön laut sein, es hat Tempo und Melancholie. Der bestens eingespielte Trupp fasziniert mit rasanten Synchronläufen, die ganz selbstverständlich von störrischem, freiem Spiel abgelöst werden. Sie erzählen Geschichten aus New Orleans und dem alten Chicago, klingen dennoch absolut zeitgemäß, beweisen hinreißende Spielfreude und Spaß am gemeinsamen Musizieren. Wenn gegen Ende ein bewegender Trauermarsch in stürmische Ausgelassenheit umschlägt, dann verweist das darauf, wie es einst war, als jedes Begräbnis ein Fest des Lebens wurde. Stürmischer Applaus im voll besetzten Saal. (haun)
Jazz: Ray Andersons Pocket Brass Band im Linzer Architekturforum
OÖN Bewertung: 6/6