Ein Intendant kehrt zurück
Hänsel und Gretel: Rainer Mennicken inszeniert Wiederaufnahme.
Vor rund vier Monaten hat Rainer Mennicken seine zehnjährige Intendanz am Linzer Landestheater beendet. Er brach hier alle Zelte ab und zog mit seiner Frau ins 1000 Kilometer entfernte Lübeck, um dort direkt an der Trave den Ruhestand zu genießen. Jetzt kehrt Mennicken für die Wiederaufnahme von Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" – seiner letzten Regiearbeit in Linz – zurück. Premiere ist am Samstag im Musiktheater.
OÖNachrichten: Herr Mennicken, man hört, dass Sie im Vergleich zu früher sehr tiefenentspannt im Musiktheater agieren.
Mennicken: Es ist ein Riesenunterschied zu früher. Ich kann unbeschwert und leichten Herzens allen Aufgaben hier begegnen. Im Gegensatz zu den hie und da beschwerlichen Prozessen, die meinem Erfolg in der Vergangenheit zugrunde lagen. Viele haben mich gefragt, ob es denn notwendig sei, gleich so weit wegzugehen und ganz von der Bühne abzutreten. Ich kann nach vier Monaten in Lübeck an der Trave nur sagen, es ist alles goldrichtig gelaufen. Es ist ein großes Vergnügen, hier zu sein, und ich wundere mich immer noch, dass nach einer Probe nicht schon wieder 23 Mails eingelangt sind.
Hatten Sie eine Art Lampenfieber, als Sie nach vier Monaten das Haus erstmals wieder betreten haben?
Es hatte eine große Selbstverständlichkeit. Ich habe mich, wie es sich gehört, am Beginn der Probenarbeit natürlich beim neuen Intendanten gemeldet und ihm gesagt, wie froh ich bin, wieder hier zu sein. Ich wollte einfach weg vom Theater und das Leben außerhalb kennenlernen. Ich bin überrascht, wie gut das gelingt.
Den neuen Medien sei Dank können Sie sich jederzeit mit dem Landestheater verlinken. Tun Sie das?
Es beschäftigt mich nicht jeden Tag, aber ich schaue schon gerne mal ins Internet. Ich nehme wahr, dass ein gelungener Start in die neue Zeit gelungen ist, dass die Kritiken erfreulich sind, dass die Vorstellungen ausverkauft sind. Das mache ich nicht, um das zu kontrollieren, aber es ist schön, wenn bei einer Vorstellung das Wort "ausverkauft" steht.
Hermann Schneider hat beim Ensemble einige Umstellungen vorgenommen, was in der Branche üblich ist. Sind Sie da von der einen oder anderen Entscheidung überrascht?
Es steht mir nicht zu, über einzelne Entscheidungen einen Kommentar abzulassen. Wir wissen alle, dass Kunst nicht objektiv zu bewerten ist. Es gibt Vorlieben und Abneigungen, und wenn ein neuer Intendant kommt, dann muss er verändern, nicht weil er Willkür-Hansl ist, sondern weil er Neues gestalten muss.
Gibt es bei der Wiederaufnahme von "Hänsel und Gretel" neue Ansätze?
An manchen Stellen wird geputzt, wir haben mit Theresa Grabner eine neue Gretel. Ich glaube, es wird ganz wunderbar.
Werden Sie wieder mal nach Linz kommen, um zu arbeiten?
Ich mache mir da keine großen Illusionen.