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Ein Halleluja auf Papst Franziskus

Von Peter Grubmüller, 15. Juni 2018, 00:04 Uhr
Ein Halleluja auf Papst Franziskus
Ob im UNO-Hauptquartier oder bei Reden vor den Ärmsten der Welt – Papst Franziskus umgibt stets die Mystik des glaubwürdig guten Menschen. Bild: Universal

Wim Wenders' bildgewaltiges Papst-Porträt "Ein Mann seines Wortes" ist ab heute im Kino zu sehen.

Wer diesen Film sieht, bei dem werden alle Zweifel über die Heiligkeit von Seiner Heiligkeit zerstreut sein. Das ist auch das einzige Problem an Wim Wenders’ Dokumentation "Ein Mann seines Wortes" über Papst Franziskus. Der irdische Stellvertreter Gottes erweist sich in allen Belangen des Lebens als Vorbild: zurückhaltend, bescheiden, uneitel. Und man fragt sich von der ersten Minute an, ob der für Unbestechlichkeit und herausragende Erzählästhetik renommierte Regisseur diesmal nicht doch weich geworden ist, oder ob dieser Franziskus all das Göttliche, das Wenders an ihm ausleuchtet, tatsächlich in sich trägt. Hat sich doch der Vatikan den 72-jährigen Filmemacher für dieses Projekt selbst ausgesucht.

Ein Halleluja auf Papst Franziskus
Wenders hat vier mal zwei Interview-Stunden mit Papst Franziskus verbracht. Bild: dpa

Wenders hat vier mal zwei Interview-Stunden mit Papst Franziskus verbracht.

Monumentale Bilder

In jedem Fall kommt der Film dem sehr nahe, was man unter monumental versteht. Die Kamera ist oft nahe dran an diesem Papst, sie zeigt seine Begegnungen mit Gläubigen, sie studiert sein Gesicht in Interviewszenen, in denen Franziskus in die Kamera starrt, als würde er es mit jedem einzelnen Zuschauer ernst meinen. Diese Bebilderung wirkt weder aufdringlich oder ungehörig, noch bekommt sie etwas Ironisches, Skeptisches, Misstrauisches – als gelte es, Heuchelei zu entlarven. Diese Bebilderung will an den Papst glauben. Die 96 Filmminuten sind ein herausragendes Vehikel für das Charisma dieses speziellen Mannes und werden dabei helfen, dass die Mystik dieses Mannes dessen Zeit auf Erden überdauert. Ein großer journalistischer Wurf ist es nicht. Das war auch nicht zu erwarten, weil sich Wenders in keiner Sequenz investigativ aufspielt.

Man glaubt dem 1936 geborenen Argentinier und ehemaligen Bischof von Buenos Aires gerne, dass er nicht nur ein Papst der Armen sein möchte, sondern sich auch eine ärmere Kirche wünscht. "Solange die Kirche ihre Hoffnung darauf setzt, reich zu sein, ist Jesus darin nicht zuhause", sagt er. Auch folgt man ihm in dem Vertrauen, dass Franziskus große Umbauten des Apparats vorhat und die Dogmen seiner Kirche an die moderne Welt anpassen möchte, wie er diese Welt auf die unbequemen ethischen, moralischen, ökonomischen und ökologischen Konsequenzen aus den Lehren Christi verpflichten möchte. Aber man begreift bei all seinen Reden vor den Ärmsten und vor den Mächtigsten, dass er taktieren muss in einem von teils finsteren Machtblöcken geprägten Vatikan. Und auch, dass er aus seinem Glauben heraus nicht immer der politische Verbündete liberaler Agnostiker sein kann.

Keine Bewegung, kein Satz wirkt einstudiert, Franziskus’ Lachen ist ehrlich, seine Bekümmerung ebenso, auch wenn er alle Texte vom Teleprompter abliest. Trotz des Wissens um den Hintergrund einer geölten vatikanischen PR-Maschinerie gleitet die Botschaft ins Herz. Vier mal zwei Stunden wurden Wenders mit dem Heiligen Vater zugestanden, außerdem der Zugang zu den Filmarchiven des Vatikan. Als Kind wollte Wenders selbst Pfarrer werden, ehe ihm Rock’n’Roll und Kino dazwischenkamen.

Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Gier, Rassismus – Franziskus würde am liebsten gegen alles Widerliche vorgehen. Er ist der unaufgeregte Anti-Trump, deshalb sickern seine Botschaften so willkommen in uns ein. Es spricht im besten Sinne ein Heiliger zu uns, der Mensch geblieben ist.

Kino: "Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes", Doku, 2018, 97 Minuten, Regie: Wim Wenders.

OÖN Bewertung:

Trailer:

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3  Kommentare
3  Kommentare
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AlfDalli (3.986 Kommentare)
am 15.06.2018 20:06

Nur gibts halt wenige Reiche und manch einer von ihnen ist seelenlos!

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jago (57.723 Kommentare)
am 16.06.2018 12:48

Da gibts viel Arbeit, sehr viel Arbeit: Seelsorge.

Mein Namenspatron Franz von Paoala ist zu den Mächtigen gegangen. Der wäre der richtige Namensgeber für den Papst gewesen aber den kennt halt in Argentinien niemand.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.06.2018 13:46

Ich bin halt nicht der gleichen Meinung wie der Papst, was die Armen betrifft. Denn die Armen haben es viel leichter auf dem Weg in den Himmel als die Reichen.

Die Seelen der Reichen sind höheren Gefahren ausgesetzt, wesentlich höheren Gefahren. Bei den Reichen ist der bervorzugte Arbeitsplatz der Priester!

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