Ein Film wie ein visueller Exzess
Von der Mafia zum Märchen – diesen Schritt hat Regisseur Matteo Garrone getan.
Bekannt geworden ist der Römer mit dem Film zu Roberto Savianos Buch über den Camorra-Clan. Sein neues Werk heißt "Das Märchen der Märchen".
Was wie eine inhaltliche Kehrtwende erscheint, hat aber mehr mit dem ersten Projekt gemein, als man glaubt. In "Das Märchen der Märchen" widmet er sich der verbrecherisch dunklen Seite der Volkserzählungen. Lose verwebt er dazu Märchen aus der "Pentameron"-Sammlung (Italien, 1634).
Große Gefühle, magerer Inhalt
Eine Königin (Salma Hayek) opfert beispielsweise alles, um ein Kind zu bekommen und erweckt heimtückische Mächte. Eine Greisin verwandelt sich in eine junge Schönheit, und erobert das Herz ihres Königs (Vincent Cassell). Garrone versetzt alle Erzählungen mit großen Gefühlen, bekannten Motiven wie das des bösen Zwillings, und kleidet sie in Bilder von Grandezza, fantastisch in ihrer Symbolkraft, üppig wie barocke Stillleben.
Je länger der Film dauert, umso satter wird man von diesem visuellen Exzess und umso magerer ist es um den Inhalt bestellt. Garrone hat sich zu sehr darauf konzentriert, der Schaulust zu dienen. (nb)
Das Märchen der Märchen: F/GB/I 2015, 133 Min.
OÖN Bewertung: