Ein Film, dem der Tod genauso gut steht wie das Leben danach
Berührend wie beklemmend: In "A Ghost Story" kehrt Oscarpreisträger Casey Affleck nach seinem Ableben als Geist zurück
Der Titel des Films ist keine kitschige Umschreibung. "A Ghost Story" erzählt tatsächlich die Geschichte eines Geistes. Zudem sieht der Geist auch so aus, wie ein Wesen seiner Art in den Augen der Menschen auszusehen hat. Sein Gewand ist ein weißes, langes Laken, bei jedem majestätisch langsamen Schritt zieht er eine Art Schleppe nach. Die Augen? Schwarze Ovale.
Trotzdem kippt der Geist, der sich so klischeehaft beschreiben lässt, nie ins Lächerliche. Denn US-Regisseur David Lowery, der auch Buch und Schnitt für seine mehrfach prämierte Arthaus-Perle verantwortete, hat eine inhaltlich wie ästhetisch stimmige Umgebung geschaffen. Der Geist verkörpert die Seele eines Musikers, bloß "C" genannt. "C", den Oscarpreisträger Casey Affleck ("Manchester by the Sea") spielt, stirbt bei einem Autounfall, nur ein paar Meter von seinem Zuhause entfernt, das er mit seiner Liebe "M" geteilt hat. Sie spielt Rooney Mara ("Carol"). Im Spital steht sie über seiner Leiche, betrachtet ihn ein letztes Mal und geht gebrochen ab.
Als hätte sich das Fenster zum Voyeurismus geöffnet, zwingt Lowery einen, den mit einem weißen Tuch verhüllten Toten anzuschauen. Es ist still. Man spürt eine kalte Leere in dieser Einstellung, die so lange dauert, dass sie mit der Schmerzgrenze spielt. Bis sich der Körper erhebt, der Geist geboren ist, der "M" begleiten wird, und so die bestechende Form des Films vollendet. Sie irritiert, weil sie mit der Zeit spielt, mit Fragen der Existenz, ist aber nie nur trostlos. Denn geniale Bilder von beklemmenden Weiten wechseln sich mit Intimität ab. Nicht so einer, wie sie das Kommerzkino vorgaukelt, sondern wie sie zwischen aufrichtigen Menschen entsteht. Sie fühlt sich echt an, gerade weil der Film ein Kunststück ist, ein gelungenes.
A Ghost Story: USA 2017, 93 Min., Regie: David Lowery
OÖN Bewertung: