Duell um den ORF: Grasl tritt gegen Wrabetz an
Analyse: Wer wird neuer ORF-Generaldirektor? Am 9. August kommt es zu einer Kampfabstimmung im ORF-Stiftungsrat, die auch massive personelle Auswirkungen auf das Landesstudio Oberösterreich haben könnte.
Lange wurde spekuliert, jetzt ist es fix: Der ÖVP-nahe Finanzchef Richard Grasl kandidiert bei der ORF-Wahl gegen den von der SPÖ unterstützten Generaldirektor Alexander Wrabetz - nachrichten.at berichtete. Er wünsche sich "einen positiven Wettbewerb der besten Ideen für den ORF", so Grasl gestern in einem ersten Statement. Wenig überrascht zeigte sich der amtierende ORF-Generaldirektor: "Das war ja zu erwarten und sechs Monate intensiv vorbereitet."
Offiziell ausgeschrieben wird der Posten des Generaldirektors für die Amtsperiode von 2017 bis 2022 erst am 30. Juni, die Bewerbungsfrist läuft bis 28. Juli. Der Termin für die Wahl im Stiftungsrat ist der 9. August. Tags zuvor soll eine "öffentliche Präsentation" der Kandidaten stattfinden, ohne Frage- und Antwortmöglichkeiten. Diese wird live in ORF III übertragen.
Dass Grasl antritt, demonstriert eindeutig: der gewiefte Taktiker aus Krems sieht eine Mehrheit für sich im Stiftungsrat. Ein Zurück gibt es nicht, eine weitere Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Chef Wrabetz ist nach einer Kampfabstimmung unmöglich. Und eine solche Abstimmung ist unausweichlich. Den Kräfteverhältnissen im ORF-Stiftungsrat nach droht eine politische Patt-Situation. 18 von 35 Stimmen benötigt ein Kandidat zur Kür. 13 Stiftungsräte zählen zum SPÖ-Freundschaftskreis – und damit dezidiert zum Wrabetz-Lager. Ebenso viele Mitglieder sind der ÖVP-Fraktion zugehörig und werden für den von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll stark protegierten Grasl votieren.
Im Fokus sind die Einzelkämpfer
Auf wen kommt es an? Den Schlüssel zum ORF-Chefsessel halten jetzt die vier von der Opposition (je ein Vertreter von FPÖ, NEOS, Grünen und Team Stronach) nominierten Stiftungsräte und die fünf "Unabhängigen" (davon drei Betriebsräte) in der Hand. Diese neun Stiftungsräte – weder klar der "roten" noch der "schwarzen" Reichshälfte zuzuordnen – verhalten sich im Moment auffällig ruhig. Kein Wunder. Diese Einzelkämpfer, dazu zählt etwa Ex-Caritas-Chef Franz Küberl, befinden sich in einer komfortablen Position. Denn wer clever pokert, seine Stimme dem späteren Gewinner schenkt, der wird ohne Zweifel mit Zugeständnissen belohnt. Wie viele dieser Unentschlossenen Grasl bereits becirct hat, ist unklar. Es dürften einige sein. Für Wrabetz ist die Situation eine unangenehme, aber bekannte. 2006 trat er, so wie jetzt Grasl, als Kaufmännischer Direktor gegen die damals amtierende ORF-Chefin Monika Lindner an – und gewann!
Geht Rammerstorfer nach Wien?
Eine Wahl Richard Grasls zum neuen ORF-Generaldirektor hätte auch massive Auswirkungen auf das ORF-Landesstudio in Oberösterreich. Kurt Rammerstorfer, seit 2012 Landesdirektor in Oberösterreich, pflegt ein sehr gutes und kollegiales Verhältnis zu Grasl und könnte als Teil von dessen Team in die Bundeshauptstadt übersiedeln. Auch wird Rammerstorfer ohnehin seit längerer Zeit Sehnsucht nach einer alsbaldigen Wien-Rückkehr nachgesagt. In der Vergangenheit war der 62-Jährige dort unter anderem als Chef vom Dienst der "Zeit im Bild" und als Hörfunkdirektor tätig.
Kurt Rammerstorfer könnte der Ruf nach Wien ereilen
Kommt es zu keiner Berufung an den Küniglberg, wird Rammerstorfer aber aller Voraussicht nach eine weitere Amtsperiode an der Spitze des ORF Oberösterreich absolvieren. Die Unterstützung von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) ist ihm jedenfalls sicher. Als potenzielle Rammerstorfer-Nachfolger stünden unterdessen Landesstudio-Chefredakteur Johannes Jetschgo und Klaus Obereder, Chef vom Dienst Fernsehen, ante portas. Beide gelten als überaus ambitioniert und sind prädestiniert für einen karrieretechnischen "Sprung nach oben".
Johannes Jetschgo könnte als Landesdirektor Oberösterreich folgen
"Zeit im Bild"-Moderator Tarek Leitner, ein gebürtiger Linzer, wäre ein weiterer logischer Kandidat für den Chefposten. Der 43-Jährige, der seine Karriere einst im Landesstudio begann, soll aber derzeit keinerlei Ambitionen für eine Rückkehr in die Heimat hegen. Anders liegt der Fall bei Hans Bürger, unter anderem Gastgeber der "Pressestunde". Der 53-Jährige könnte sich prinzipiell eine Berufung nach Linz vorstellen, eine solche ist aber eher unwahrscheinlich.
Tarek Leitner hegt keine Ambitionen.
Keine Chancen auf einen Platz ganz vorne im sich drehenden ORF-Personalkarussell besitzt hingegen Reinhard Waldenberger. Der derzeitige Programm- und Sportchef im Landesstudio Oberösterreich steht dem Vernehmen nach kurz vor seiner Pensionierung.
Der Zeitplan
30. Juni: Ausschreibung des ORF-Generaldirektorpostens
28. Juli: Ende der Bewerbungsfrist
1. August: Nachnominierungen durch Stiftungsräte sind bis 12 Uhr möglich.
8. August: Die Kandidaten bekommen die Möglichkeit, ihre Konzepte öffentlich zu präsentieren. Es wird sich um reine Vorträge handeln. Ein öffentliches Hearing – analog zur Kür des Rechnungshof-Präsidenten – wurde abgelehnt.
9. August: Wahl des ORF-Generaldirektors durch die 35 Mitglieder des ORF-Stiftungsrats
15. September: Der Generaldirektor bestellt die übrigen ORF-Direktoren (Programm, Hörfunk und Technik) sowie die neun Landesdirektoren.
die nächste Packelei im Sinne des New Deals, nach dem Schmierenheater um die Leitung des RH?!
Der ORF ist ein (politisches) Kasperl-Theater!
Der Generaldirektor ist meist der Kasperl. Hin und wieder darf er auch kurz mal das Krokodil sein oder der Tintifax!
Das beste ist, wir sperren den Tintifax in den Keller!
Die Chefs der Landesstudios sind genau so politisch besetzt, wie jener des Generaldirektors. Ich erinner mich mit Schaudern an den Laien-Prediger Helmut Obermayr. Der aktuelle Herr Rammerstorfer ist auch nur unwesentlich besser.
Brave Erfüllungsgehilfen der Politik, hochbezahlt, das sind die ORF-Direktoren. Gerd Bacher hatte noch Profil und Courage, Helmut Zilk war eigenwillig, Teddy Podgorski war ein umtriebiger, angenehmer Typ, was danach kam, waren aalglatte Politik-Günstlinge und Erfüllungsgehilfen...
Vielleicht holen sie ja wieder Niko Pelinka als Büro-Gehilfen, dann wird alles gut!
Um Qualifikation geht's wohl überhaupt nicht in diesen Schmierentheater Hauptsache ein Lakai dem kein Körperteil fremd ist um dort hinein zu kriechen wird General für SPÖVP. Natürlich alles für eine objektive und faire Berichterstattung.
Eigentlich wurscht, wer bei diesem Verein was wer wo wird.
TV ist ohnehin out, alles kann zeitversetzt, ohne Werbung, im Netz angesehen werden.