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Drei Biografien der Liebe in Zeiten der Diktatur

Von Christian Schacherreiter, 07. April 2015, 00:04 Uhr
Drei Biografien der Liebe in Zeiten der Diktatur
Pavol Rankov Bild: privat

Der neue Roman von Pavol Rankov "Es geschah am ersten September" überzeugt mit inhaltlicher Dichte, weniger mit Stilgefühl.

Der Autor und Informationswissenschaftler Pavol Rankov (*1964) hat 2008 einen Roman in slowakischer Sprache publiziert. Für "Stalo sa prvého septembra (alebo inokedy)" erhielt Rankov den Literaturpreis der Europäischen Union, das Buch wurde bisher in acht Sprachen übersetzt.

Es ist das Verdienst des Klagenfurter Wieser Verlags, dass "Es geschah am ersten September (oder ein andermal)" jetzt auch in deutscher Sprache vorliegt (Übersetzung Ines Sebesta), und wenn das Lektorat bedacht hätte, dass es auch für die deutsche Sprache verbindliche Regeln der Zeichensetzung bei Gliedsätzen und Infinitivgruppen gibt, wäre die Freude ganz ungetrübt. "Es geschah am ersten September (oder ein andermal)" ist kein großes stilistisches Meisterwerk. Die deutsche Übersetzung wirkt sprachlich schlicht und entspricht in dieser Hinsicht wahrscheinlich dem slowakischen Original. Aber inhaltlich bietet dieser Roman eine Dichte, die Seltenheitswert hat. Pavol Rankov gibt seinem Werk den Untertitel "Historischer Roman aus den Jahren 1938 bis 1968".

Jedem Jahr ist ein Kapitel gewidmet, eine "Episode", wie Rankov es nennt. Am Anfang steht ein trügerisches soziales Idyll. Am ersten September 1938 tummelt sich die Bevölkerung von Levice noch friedlich im Freibad: "Erwachsene mit Kindern und ohne Kinder, Jugendliche und Alte, (…), Ungarn, Slowaken, Tschechen, Juden, Zigeuner (…)." Die zeittypischen politischen Gegensätze gibt es zwar auch in Levice, aber noch kommen die Kontrahenten einigermaßen miteinander aus: Demokraten, Monarchisten, Kommunisten, Faschisten.

Das wird sich ein Jahr später ändern. Deutsche Truppen marschieren in der Tschechoslowakei ein. Neben dem Protektorat Böhmen-Mähren gibt es plötzlich einen slowakischen Staat von Hitlers Gnaden und Teile der Ostslowakei fallen an Ungarn. Drei Buben werden aus ihrem Alltagsleben herausgerissen. Soeben sind sie noch um die Wette geschwommen, jetzt wird mit ihnen Weltgeschichte gemacht.

Am Beispiel von drei Biografien – Peter ist ungarischer Herkunft, Jan ist Tscheche, Gabriel Jude – veranschaulicht Pavol Rankov, wie stark die politischen Krisen des 20. Jahrhunderts in das Alltags- und Privatleben der Menschen eingegriffen haben. Freundschaft und Liebe existieren nicht unabhängig von den gesellschaftlichen Verhältnissen, unter denen sie gelebt werden können. Im Jahr 1945 war zwar der tödliche Spuk Nationalsozialismus vorbei, aber für Osteuropa öffneten sich noch lange nicht die Wege zu Freiheit und Demokratie. Stalin bemächtigte sich der osteuropäischen Länder. Gutmeinende Kommunisten hofften auf die Realisierung ihrer sozialen Utopie. Die Wirklichkeit sah bekanntlich ganz anders aus.

Pavol Rankov: "Es geschah am ersten September (oder ein andermal)", Roman, Wieser Verlag, 518 S., 21 Euro

OÖN Bewertung:

 

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