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Django Asül im OÖN-Interview: „Sarrazin ist ein Bruder im Geist“

Von Von Lukas Luger, 13. Oktober 2010, 00:04 Uhr
„Sarrazin ist ein Bruder im Geist“
Kabarettist Django Asül (38) am Samstag in Aigen/Schlägl Bild: privat

Er ist Türke mit niederbayerischem Akzent. Er ist das gelebte Beispiel für gelungene Integration. Am Samstag gastiert Kabarettist Django Asül mit seinem neuen Programm „Fragil“ im KIKAS in Aigen/Schlägl. Ein OÖNachrichten-Interview über Fußball, Migration und Gemeinsamkeiten mit Islam-Kritiker Thilo Sarrazin.

OÖN: Ihr neues Kabarett-Programm beschäftigt sich mit dem Zerbrechlichen, dem Unsicheren in unserer Gesellschaft. Leben wir wirklich in „einer Welt, in der nichts sicher scheint“, wie die deutsche Band Silbermond singt?

Asül: Silbermond! Wenn ich in einem Atemzug mit Silbermond genannt werde, dann muss ich alles wieder überdenken (lacht). Na, im Ernst: Erstmals habe ich mich mit dem Programm beschäftigt, da war von Finanzkrise und so noch nicht viel zu spüren. Dann kam bei uns in Bayern noch eine wunderschön-amüsante Erosion der CSU hinzu. Die Türme wanken überall. Ich komme mir vor wie der Prophet im eigenen Lande. In Österreich ist es nicht viel anders: Ihr habts auch grad sehr lustige Wahlen in Wien gehabt, wo die Unterschiede zwischen Rot und Blau nicht mehr auszumachen sind. Der Programmtitel scheint mir recht zu geben.

OÖN: Unsere Zeiten sind ein Paradies für Kabarettisten?

Asül: Wir kriegen wunderbaren Stoff geliefert. Selbst das gutbürgerliche Bürgertum steigt in Stuttgart auf die Barrikaden und fragt sich, warum man einen Bahnhof unbedingt unterirdisch bauen muss. Die CSU kriegt leise Panik, weil sie sich an Wahlen mit unter 50 Prozent der Stimmen gewöhnen muss. Wir Kabarettisten kommen mit dem Schreiben ja gar nicht mehr nach!

OÖN: Was bedeutet diese Fragilität für Sie persönlich?

Asül: Nicht viel. Ich bin ja vergraben im tiefsten Niederbayern, wo alles mit einer seeeeehr gelassenen Sicht beobachtet wird.

OÖN: Sie stellen Ihre türkischen Wurzeln – im Gegensatz etwa zu Kollegen wie Bülent Ceylan – nicht unbedingt offensiv in den Vordergrund. Stört es Sie, immer wieder auf Ihre Herkunft angesprochen zu werden?

Asül: Ich glaube nicht, dass Bülent, den ich sehr schätze, das mehr herausstreicht. Hinzu kommt, dass ich ja nicht, wie er, nur Halbtürke bin, sondern auch die türkische Sprache beherrsche. Und gleich nach der politischen Sommerpause meldete sich auch noch der wunderbare Herr Sarrazin zu Wort, der ja der Politik so viel Kopfweh bereitet. Da haben die Politiker erstmals gemerkt, dass „Migrant“ und „Migräne“ den gleichen Wortstamm haben.

OÖN: Bereitet Thilo Sarrazin Ihnen Kopfschmerzen?

Asül: Überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er ist Bundesbanker, ich bin gelernter Bankkaufmann. Wir sind Brüder im Geiste. Ich finde alles sehr amüsant. Vor allem die hysterischen Reaktionen. SPD-Chef Sigmar Gabriel will ihn rausschmeißen, Angela Merkel ist empört – kein Wunder, dass das deutsche Volk glaubt, der Sarrazin muss recht haben! Der Mann ist eine wunderbare Steilvorlage, und ich hoffe inständig, er schreibt noch viele Bücher.

OÖN: Ein Mittel zur Verständigung zwischen Einheimischen und „Ausheimischen“, wie es in Ihrem Programm heißt, ist der Fußball. Was denken Sie, wenn zehntausende türkische Fans einen 21-Jährigen auspfeifen, nur weil er das „falsche“ Nationaltrikot trägt?

Asül: Das ist legitim. Wenn Argentinien gegen Österreich spielt, pfeifen auch 40.000 Österreicher den Messi aus. Jo mei, das Auspfeifen spricht doch für die Klasse des Spielers. Die, die da pfeifen, die entsprechen eben einer gewissen Klientel, die halt nicht begreift, warum einer wie der Özil, der seit seiner Geburt in Deutschland ist, alle deutschen Nachwuchsmannschaften durchlaufen hat, jetzt für Deutschland spielt. Ich bin altmodisch. Wenn Deutschland gegen die Türkei spielt, dann sollen halt elf Deutsche gegen elf Türken spielen. Dann seh ich, dass bei den Türken ein Brasilianer spielt und die Hälfte der Türken in Deutschland geboren ist. Darum bin ich ein Verfechter des Vereinsfußballs.

OÖN: 1860 München oder Bayern?

Asül: Ich habe gesagt „Fußball“. Also bitte (lacht)!

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4  Kommentare
4  Kommentare
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( Kommentare)
am 13.10.2010 19:59

"Leben wir wirklich in „einer Welt, in der nichts sicher scheint“, wie die deutsche Band Silbermond singt?" ... "Asül: Silbermond! Wenn ich in einem Atemzug mit Silbermond genannt werde, dann muss ich alles wieder überdenken (lacht). Na, im Ernst: Erstmals habe ich mich mit dem Programm beschäftigt, da war von Finanzkrise und so noch nicht viel zu spüren."

Langsam gehts mir echt auf den Keks, dass jeder meint, das Lied wäre darauf bezogen. Als das Lied entstand, wa rnoch lange nicht die Rede von der Finanzkrise. Es geht um die kleinen Dinge im Altag, Freundschaften, Hobbies, Dinge auf die man sich freut, nach nem stressigen Tag. In zig Interviews von der Band betont worden.

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Marie-Luise (2.228 Kommentare)
am 13.10.2010 11:36

Es hat niemand etwas gegen Türken oder sonstige Menschen, die nicht aus Österreich sind, ich würde nicht einmal Integration fordern. Was uns stört ist, dass einige Politiker von uns verlangen, dass wir auf unser eigene Kultur verzichten, damit die Ausländer ihre Kultur ungehemmt ausleben können.

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thor42 (1.500 Kommentare)
am 13.10.2010 11:58

Wien-Wahl nicht mitbekommen?

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Marie-Luise (2.228 Kommentare)
am 13.10.2010 12:51

Die Wienwahl zeigt nur auf "dass" aber nicht "warum".

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