Dieser Pinocchio läuft ein wenig unrund
Holzpuppen-Klassiker für Menschen ab sechs Jahren im Theater des Kindes.
"Noch ein Stück!" haben die Gäste enthusiastisch gerufen. Deshalb wollte man den Erfolgs-Kuchen noch einmal backen. Hat auch fast dieselben Zutaten wie beim vorigen Mal verwendet, nur das Öl und das Mehl durch das eines anderen Herstellers ersetzt, da und dort ein wenig improvisiert, und schon ist das Ergebnis nicht mehr so, dass alle nach Nachschlag schreien, sondern so, dass sie sich plötzlich daran erinnern, auf die Linie zu achten.
Bei der Premiere von "Pinocchio" für Menschen ab 6 Jahren im Theater des Kindes in Linz ist etwas Ähnliches passiert. Alexander Kratzer, der nicht nur in den beiden Theater-des-Kindes-Langzeit-Erfolgen "Regenbogenfisch" und "Oh wie schön ist Panama" bewiesen hat, dass er aus dem Holz der erstklassigen Kindertheatermacher geschnitzt ist, hat seinen "Pinocchio" etwas hölzern auf die Bühne gestellt.
Im Steckenwald von Bühnenbildnerin Sara Burchia wird Katharina Schraml aus einer Pinie geschnitzt und entdeckt als frecher, sympathisch ungeschreckter, aber naiver Pinocchio das Leben. In die Schule soll er jetzt lernen, wie die Welt funktioniert. Doch der Weg durch den Wald ist voller Gefahren und Ablenkungen. Ferdinand Kopeinig gibt nicht nur den Holzpuppen-Schnitzer und Vater Geppetto, sondern weist auch noch als gestrenge Grille den rechten Weg. Er lockt als rappender Docht ins Spielzeugland und damit wieder in die Irre, züngelt als Schlange, bilanziert als verschluckter, aber begeisterter Schwarmteil-Thunfisch im Haifisch-Bauch den Kommunismus und verführt als Börsianer vulgo Fuchskater mit Millionen-Versprechungen.
Als Fee streift er sich ein Kleid über, beschwört "Trink das, sonst wirst du sterben" und verströmt dabei weniger Magie als einen unangenehmen Verdacht, was denn da hineingemischt sein könnte, in diese "Medizin".
Verkleidung und Verfolgung
Die Kostümwechsel passieren flugs, die Geschichte zieht sich trotzdem immer wieder in die Länge. Trotz des rasanten Verkleidungskarussells, Verfolgungsjagden quer über die Bühne und aktuellen Bezügen wirkt die Erzählung über den Holzpuppen-Jungen Pinocchio ein bisschen angestaubt, daran ändern auch die modernen Einsprengsel mittels Musik von David Baldessari wenig.
Solides Kindertheater ist "Pinocchio" auf jeden Fall. Wer dieselbe Rezeptur von "sättigend" zu "ausgezeichnet" aufgebacken erleben will, dem sei der "Regenbogenfisch" ans Kindertheater-Herz gelegt.
Kindertheater: "Pinocchio" im Theater des Kindes, Regie: Alexander Kratzer, Termine: Heute, 25. 11., 26. 11., 12. 12., u. a., Info: theater-des-kindes.at
OÖN Bewertung: