Die neue Entspanntheit von Frau Ciccone

Von Lukas Luger   07.März 2015

Es ist schwer, im Pop-Business mit Würde älter zu werden. Kein anderes Genre ist so fixiert auf Jugendlichkeit, permanente Innovation und trendsetzende Outfits. Auf der Jagd nach den neuesten Sounds, den hippsten Produzenten und der nächsten Schlagzeile hat sich Madonna irgendwann hoffnungslos verrannt. Mit "Hard Candy" (2008) und "MDNA" (2012) versuchte sie zwanghaft den ihr entgleitenden Zeitgeist einzufangen – und scheiterte grandios. "Rebel Heart" ist besser geworden, viel besser.

Auf dem unter anderem von Avicii, Diplo und Kanye West produzierten Album konzentriert sich Frau Ciccone endlich wieder auf jene Stärken, die sie in den 80ern groß machten: klassische Popsongs mit knackigen Strophen und den Gehörgängen schmeichelnden Refrains. Dem verzweifelten Hinterhecheln irgendwelcher Trends hat die neuerdings wieder erblondete 56-Jährige beinahe gänzlich abgeschworen, eine neu entdeckte Entspanntheit durchzieht die Songs ihres dreizehnten Albums.

Mit dem Folk-Pop von "Devil Pray", der lässigen Ska-Nummer "Unapologetic Bitch", der schönen Ballade "Joan of Arc" und dem düsteren Dance-Stück "Illuminati" finden sich allein auf der ersten Hälfte von "Rebel Heart" mehr gute Nummern als auf den beiden Vorgängeralben zusammen. Ein so starkes wie unerwartetes Comeback!

Die neue Entspanntheit von Frau Ciccone

Madonna: "Rebel Heart" (Universal)

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