Die letzten Weihnachten des tragischen Rebellen
Am 25. Dezember starb der britische Popstar im Alter von 53 Jahren an Herzversagen.
Kaum jemand assimilierte mit solch spielerischer Leichtigkeit Soul, Pop und Funk zu einer einfühlsamen Melange wie George Michael. Er war ein belächeltes Teenie-Phänomen, das es zum respektierten Solokünstler schaffte. Ein homosexueller Künstler, der sich nie verbog und sich gegen jede Diskriminierung durch das Musikgeschäft mit Vehemenz wehrte. Und vor allem aber war Georgios Kyriakos Panagiotou ein begnadeter Sänger. Am Sonntag starb George Michael im Alter von 53 Jahren an Herzversagen.
Alles begann 1981 mit Wham!
Seine Karriere startete der Sohn einer Britin und eines griechisch-zypriotischen Vaters 1981 gemeinsam mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley. Dieser hatte das glänzende Aussehen und den Playboy-Charme, doch Michael die seelenvolle Gänsehaut-Stimme und das feine Händchen für geschmeidige Soulpop-Songs. Als Wham! landete das Duo bis 1986 Hits wie "Wake Me Up Before You Go-Go", "Freedom" und natürlich das seit der Todesnachricht vom Christtag fast wie eine bittere Pointe wirkende "Last Christmas".
Das im Oktober 1987 veröffentlichte Debütalbum "Faith" markierte eine Zäsur. Aus dem Wham!-Bubi mit Föhnfrisur wurde ein echter Popstar, der nicht nur mit Rock’n’Roll und Disco, sondern auch heftig mit Burschen und Mädels zugleich flirtete. Die mit Hits wie "I Want Your Sex" und "Father Figure" gespickte Platte verkaufte 25 Millionen Exemplare, doch setzte der Weltruhm George Michael psychisch schwer zu. Privat litt er an Gewissensbissen, da er aus Rücksicht auf seine betagte Mutter seine Homosexualität geheim hielt, sowie wegen des AIDS-Tods seines Lebensgefährten Anselmo Feleppa.
Turbulenzen rissen nicht ab
Auch beruflich waren die 90er-Jahre ein turbulentes Jahrzehnt für den manisch-perfektionistischen Musiker. Nicht nur war sein ambitioniertes zweites Album "Listen Without Prejudice Vol.1" ein veritabler Flop, auch zog unter anderem seine Weigerung, Musikvideos zu drehen, einen letztlich erfolglosen Rechtsstreit mit seiner Plattenfirma nach sich. Das zwischen Edel-Pop und grandiosen Schnulzen changierende Album "Older" erschien 1996 bei einem neuen Label, die Turbulenzen rissen aber nicht ab.
Im April 1998 wurde er als schwul enttarnt, weil ihn ein Undercover-Polizist in einer öffentlichen Toilette in Los Angeles wegen "ungebührlichen Verhaltens" verhaftet hatte. Nach diesem Zwangs-Outing verfiel George Michael Depressionen und den Drogen, aber seine Songs wurden politischer. Er schrieb die Single "Outside” samt dazugehörigem Video, in dem sich zwei Polizisten küssen. 2002 watschte er George W. Bush und Tony Blair mit dem Song "Shoot The Dog" (aus seinem letzten Studioalbum "Patience") ab. Er wurde ein tragischer Rebell.
Im Krankenhaus in Wien
Auch ohne neues Material ging er regelmäßig auf Tournee, aber er zollte seiner angeschlagenen Gesundheit Tribut. Im November 2011 erkrankte Michael vor einem Konzert in Wien an einer Lungenentzündung, drei Wochen lang lag er im AKH im Koma. Als Dank für die gute Pflege lud er rund 1000 AKH-Mitarbeiter zu einem Konzert ein. Seine Nahtoderfahrung verarbeitete er im Song "White Light". Am Sonntag hörte sein Herz endgültig zu schlagen auf.
Besonders traurig zeigte sich Andrew Ridgeley. Auf Twitter schrieb der 53-Jährige: "Unsere Herzen sind gebrochen wegen des Verlusts meines geliebten Freundes Yog. Ich, seine Lieben, seine Freunde, die Musikwelt, die Welt insgesamt. 4ever loved."
George Michael gab seinem Auf und Ab im Leben eine persönliche Stimme. Seine Texte sind nicht für ein einmal hinhören. Es sind Balladen mit Gefühlen. Die Melodien seiner Lieder beruhigen, vielleicht weil sie voll Energie sind und bringen einem zum nachdenken. Ein grosser Meister der Musik hat sein Leben nie in der Hand gehabt. Vielleicht wird es sein musikalisches Schaffen das uns George Michael als einen grossen Meister in Erinnerung lässt.