Die herbe Kraft der Leere
Cathy Wilkes im Linzer Kunstmuseum Lentos
Leere. Dieses Gefühl überschwemmt einen bereits beim Betreten der aktuellen Ausstellung der britischen Künstlerin Cathy Wilkes im großen Saal des Linzer Kunstmuseums Lentos. Leere – nicht nur, weil die mehr als 800 Quadratmeter Präsentationsfläche bloß mit drei Stationen bestückt sind, sondern auch, weil sich die innere Leere der hier gruppierten Figuren unmittelbar über das Eigene stülpt. Einem flugs jede Energie aus dem Körper zu saugen scheint. Wem es derzeit draußen zu heiß ist, der ist in dieser Inszenierung sozialer Kälte des beginnenden 19. Jahrhunderts bestens aufgehoben.
Die 1966 in Belfast geborene Cathy Wilkes ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen. 2008 nominiert für den berühmten Turner-Prize, 2013 im Zentralpavillon der Biennale Venedig präsent, von wo auch Teile der hier bis 4. Oktober gezeigten Werke stammen.
Lentos-Direktorin Rollig meint, Wilkes mache "eine Kunst, die man nicht zerreden sollte", die Vergangenes aufgreift, die Tote präsent hält. Die Betrachtenden müssten dazu eigene Geschichten bilden.
Eine meiner unmittelbaren Assoziationen: die kleinen Gemälde rechts hinten erscheinen mir farbig und formal wie Reste des 2009 aus dem Lentos an die jüdischen Erben restituierten Klimt-Gemäldes von Ria Munk. Eine zufällige, spontane Interpretation, der die herbe Kraft der Leere aber zusätzlich Eindringlichkeit verleiht.