Die grandiose Rhythmus-Messe des Pop-Giganten auf Burg Clam

Von Peter Grubmüller   17.Juli 2017

Wer so eine Karriere wie Elton John hingelegt hat, bei dem hört sich ein Konzert von vorne bis hinten wie ein krachender Zugabeblock an. Wären da nicht „Looking Up“ und „A Good Heart“ vom 2016 erschienenen Album „Wonderful Crazy Night“ als fünfte und sechste Nummer eingestreut gewesen, die 9000 Besucher auf dem ausverkauften Burg-Clam-Areal hätten alle 22 Hits der 70-jährigen Pop-Legende aus dem Stand mitgesungen. Wirkliche Zugabe gab’s nur eine: Nach gut zwei Stunden begleitete Elton John auf dem Klavier seine glücklichen Fans mit „Candle In The Wind“ nach Hause. Mit jenem Lied, das John 1973 für Marilyn Monroe schrieb, 1997 für die verstorbene Lady Di umtextete und das mit 37 Millionen verkauften Singles alle Rekorde der Musikgeschichte pulverisierte.

Start mit „The Bitch Is Back“

Ab dem ersten Takt ist klar: Auf Burg Clam haben wir es mit einem der Allergrößten zu tun. Mit der gepfefferten Selbstironie von „The Bitch Is Back“ vom 1974 erschienenen Album „Caribou“ startet er, wortlos gleich angehängt folgt „Bennie And The Jets“ („Goodbye Yellow Brick Road“, 1973), erst dann zwei Begrüßungssätze, einer davon ist „Hello, Burg Clam!“

Elton John will nicht plaudern, sondern durch sein Leben musizieren. Eine Bühnenshow denken sich auch nur Künstler aus, die so etwas nötig haben. Knallige Lackschuhe, schwarzer Anzug mit rotem Hemd und gleichfarbiger Spitze, dazu auf dem Rücken eine übergroße Rose aufgenäht. Fünf Musiker stehen oder sitzen aufgereiht, mehr Spektakel gibt’s nicht – mehr braucht es auch nicht. Die Musik ist das Ereignis.

Es sind Edelrhythmen aus dem Songbook der 70er-Jahre, wie „Crocodile Rock“, „Your Song“, „Daniel“ oder die in den 80ern hinzukomponierten „Sad Songs (Say So Much)“ und „I’m Still Standing“. Etliche Moden hat der sympathisch exzentrische Paradiesvogel seit seinem ersten Album „Empty Sky“ 1969 mitgemacht, beileibe nicht nur musikalische. Im von Beginn an abwechselnd tanzenden und schmusenden Publikum tuschelt man sich Geschichten und G’schichteln über ihn zu. Im Handumdrehen wird wieder laut und in der Gruppe gesungen, während der Meister längst alle Lieder tiefergelegt hat. Was er früher mit hoher Falsett-Stimme heraussprudelte, kommt jetzt aus der Brust gepresst. Aber noch immer fliegen seine Finger über die Tasten und gestalten aus Welthits Jam-Sessions: So steigert sich das 1971 auf dem Album „Madman Across The Water“ veröffentlichte „Levon“ zum hingebungsvollen Dialog zwischen Johns Klavier und der Gitarre des jahrelangen Wegbegleiters Davey Johnstone. Und wie der Superstar „Rocket Man“ mit einem fabelhaften Klavier-Intro einleitet, das alle emotionalen Konzertelemente aufwirbelt, ist herausragende Kunst. „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ gibt’s auch noch, leider ohne den 2016 verstorbenen George Michael, dafür mit dessen Bild auf der Leinwand.

„Danke, Burg Clam! Danke, Österreich“, ruft Elton John in die Nacht, nachdem er der Terroropfer in Berlin, Manchester und Nizza gedacht hat. Dieser Hass sei nur mit Liebe aus der Welt zu vertreiben, deshalb werde er nicht müde, „love and happiness“ zu predigen. Seine Rhythmus-Messe im Mühlviertel hat Elton John mit großer Verführungskunst gelesen.

Konzert: Elton John auf der Burg Clam, 16. Juli

OÖN Bewertung:

Weitere Konzerttermine auf Burg Clam:

20. Juli: Sportfreunde Stiller
28. Juli: Seiler & Speer
29. Juli: Parov Stelar
4. August: Sarah Connor
5. August: Kurt Ostbahn

Karten unter der OÖN-Tickethotline 0732 / 7805-805 sowie in den OÖN-Vorverkaufsstellen in Linz, Wels und Ried/I.