Die Rückkehr der Rockröhre
Bonnie Tyler gastierte im ausverkauften Brucknerhaus und enttäuschte ihre Fans nicht.
Es ist nur selten gescheit, einen ärztlichen Rat auszuschlagen, bei Bonnie Tyler verhält sich das allerdings völlig anders. Nach einer Stimmband-Operation Ende der 1970er-Jahre hätte sie sechs Wochen nichts reden dürfen. Sie tat es doch und verdankt diesem Umstand ihre unverkennbare, kratzend-raue, rauchige Stimme, mit der sie vor fast vier Jahrzehnten weltberühmt geworden ist. Und dank der sie es immer wieder zu beachtlichen Comebacks gebracht hat. Am Montag hat es die mittlerweile 65-jährige Waliserin mit ihrer Greatest-Hits-Tour ins Linzer Brucknerhaus verschlagen.
Annährerung an Joe Cocker
Der große Saal war voll, der Großteil der Anwesenden längst jenseits der 50 und einst Bonnie-Tyler-Liedgut in ihren Kassettenrekordern rauf und runter spielend. Die Rockröhre wärmte ihre Stimme mit dem CCR-Hadern "Have you ever seen the rain" auf und bemühte sich dabei, stimmtechnisch besonders rauchig zu sein. Eine gewagte, aber gelungene Annäherung an ihr männliches Stimmen-Pendant namens Joe Cocker.
Mit "Lost in France" greift sie dann erstmals in die eigene Hitkiste, das Publikum springt an, singt und klatscht mit, manche reifere Herren versuchen sich im Abklatschen mit ihrem Jugendstar. Dann legt Bonnie Tyler mit "It’s a Heart-ache" ihre Hymne für alle unglücklich Verliebten nach. Dazwischen erzählt sie kleine Geschichten. Etwa, dass sie 1969 durch Zufall entdeckt worden ist, weil ein Talentescout bei einem Vorsingen ins falsche Zimmer direkt in ihre Hände gelaufen war. Oder, dass sie 1982 mit "Total eclipse of the heart" die Herren von Pink Floyd und deren Klassiker "The Wall" von der Sonnenseite der britischen Charts gestoßen hat. Und dass sie 1987 "The Best" auf den Markt gebracht hat, zwei Jahre bevor eine gewisse Tina Turner die Nummer zum Welthit gemacht hat. Damals charttechnisch ein Flop, reißt die Live-Version das Linzer Publikum endgültig von den Sitzen.
Ein Kuss für den Gatten
Auf der Bühne verlässt sich die ganz in Schwarz gekleidete Blondine mit den neonpinken Fingernägeln ganz auf ihre Stimme und liegt damit beim Publikum goldrichtig. Unterstützt wird sie von einer hervorragenden Band. Die bodenständige Sängerin wird auch nicht müde, sich bei den vier Herren für deren Unterstützung zu bedanken. Sogar ihr Ehemann Robert Sullivan darf auf die Bühne und holt sich ein Küsschen ab. Nach 44 Ehejahren darf dafür auch Zeit sein. Nach eineinhalb Stunden verabschiedet sich Bonnie Tyler mit "I need a hero" von ihren Fans. Das Brucknerhaus hat schon viel erlebt, nach diesem Konzert ist es um eine (manchmal etwas unkoordiniert) laute, stimmungsvolle und stimmige Erfahrung reicher.
Konzert: Bonnie Tyler, Brucknerhaus, 10. April,
OÖN Bewertung:
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erfreulich wenn die Senioren/Innen immer wieder gerne nach Linz kommen und die ist richtig Gut !
Tyler enttäuschte die Fans nicht. Das ist richtig. Sie ist immer noch Top!
Nur wegen des Vorprogramms, wo eine 3.klassige Sängerin und ein 5.klassiger Gitarrist 40min lang die Zeit der Besucher verplemperte, gab es Unmut unter vielen Besuchern. Warum setzt man den Beginn des Konzertes nicht für 21:00 Uhr an, damit man sich den Schmus nicht anhören muss.
Kritisch zu sehen ist auch der extrem hohe und eigentlich nicht nötige Lärmpegel. In der Nähe der Lautsprecher zu sitzen ist schon ein Zumutung.