Die Leichtigkeit hochgeistiger Klavier-Spielerei
Dennis Russell Davies ist nach seiner Verletzung wieder zurück am Dirigentenpult und hat mit dem Bruckner Orchester am Montag ein feines Programm im Brucknerhaus erarbeitet.
In dessen Zentrum stand (auch als Komponist) der türkische Pianist Fazil Say. Den Beginn machte Wagners Bearbeitung von Glucks Ouvertüre zu "Iphigenie in Aulis". Eine aktualisierende Sichtweise aus dem Verständnis der Zeit um 1850, vom Orchester beeindruckend interpretiert. Danach eine Demonstration hochgeistiger Spielereien und präzis gesteuerter Fingerflexibilität. Fazil Says Herangehensweise an Mozarts A-Dur-Konzert KV 414 ist überaus lustbetont und doch steckt hinter jeder Note eine konzentriert erdachte Idee, die diese Musik zum Erlebnis werden lässt.
Bewegend umgesetzt
Eine kleine Sensation auch die Zugabe – Mozarts Variationen über "Ah, vous dirai-je maman" – aus deren Tiefen Say spannende Details heraufförderte. Nach der Pause die Uraufführung seiner "Préludes für Saxophonquartett und Streichorchester". Vier Sätze, nach Werken der Weltliteratur benannt, die für Says Leben bedeutsam sind. Hesses "Siddharta" als Kritik missionarischen Handelns, Dostojewskis "Weiße Nächte" – eine der schönsten Liebesgeschichten, Kafkas "Verwandlung" und Camus’ "Der Fremde". Vier Stücke, die Say in einer sehr tonalen Musiksprache, die zarte orientalische Einschläge aufweist, bewegend umgesetzt hat. Perfekt das großartige Raschèr Saxophone Quartet, das ideal mit den fein musizierenden Streichern des Brucknerorchesters harmonierte.
Den Schlusspunkt machte ein ordentlich musizierter Bolero, exakt wie ein Uhrwerk, und im hervorragend gespielten Trommelrhythmus enorme musikalische Bandbreite aufzeigend.
Konzert: Fazil Say/ BO (30.11.;, Brucknerhaus)
OÖN Bewertung: