Der "starke Mann" kann keine Lösung sein
Redner spannten den Bogen vom Ersten Weltkrieg bis zum aktuellen Konflikt in der Ukraine.
Jahrestage waren der markante rote Faden, der sich gestern durch die Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes 2014 im Linzer Brucknerhaus zog: 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 80 Jahre Beginn des Bürgerkriegs, der von Linz ausging, 75 Jahre Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und 25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs. Und in allen Reden wurde der Bogen von diesem vergangenen "Jahrhundert der Extreme" (Bürgermeister Klaus Luger) zur brisanten Lage im Donaustaat Ukraine gespannt.
Übersteigerter Nationalismus, Egoismus, Verhärtung, Eskalation, Missachtung der Freiheit, der staatlichen Souveränität gefährdeten den Frieden auf unserem Kontinent, stellte Kulturminister Josef Ostermayer fest: "Das Ablehnen militärischer Mittel, militärischer Logik, heißt nicht, auf politischen – und erforderlichenfalls auch wirtschaftlichen – Druck für eine friedliche Lösung im Sinne unserer europäischen Werte zu verzichten." Denn was sei wichtiger: "Freiheit oder der rollende Rubel?"
Festredner Paul Lendvai warnte vor der Sehnsucht nach einem ,starken Mann‘. "Der Preis, den die Menschen für die Herrschaft des ,starken Mannes‘ mit dem ,falschen Charisma‘ zahlen, wird immer unvergleichlich höher sein als die Kosten der langsam funktionierenden Demokratie, wo die politische Macht durch Institutionen gezähmt, geteilt und kontrolliert wird", sagte der 85-Jährige, der die Verbrechen "unter der braunen und der roten Diktatur" selbst erlebt habe und "überzeugter Anhänger des Kompromisses" sei.
Der harte Machtkampf um die Ukraine habe bereits zu einem langen Sündenregister und zu Opferlisten geführt, "dennoch gibt es als Lösung nur Verhandlungen zwischen Europa, der Ukraine und Russland", sagte Bundespräsident Heinz Fischer.
Das Musikprogramm nahm nur partiell auf die erwähnten historischen Ereignisse Rücksicht. Weder der erste Marsch aus Edward Elgars "Pomp and Circumstance", der das britische "Land of hope and glory" beschwört, noch die 1882 von Tschaikowsky komponierte "Ouverture solennelle 1812", die den Sieg der zaristischen Armeen über Napoleon beschreibt, haben damit zu tun. Brahms’ Ungarischer Tanz Nr. 5 und das feine Tema con Variazioni aus Enrö von Dohnányis "Symphonischen Minuten" op. 36 waren mehr Pausenfüller, und das Scherzos aus Bruckners V. Symphonie eine Reverenz an den Genius loci.
Die Ausführung durch das Bruckner Orchester war mehr als beeindruckend, den ungarischen Dirigenten Tibor Bogányi könnte man nach nur einem Konzert auf die Liste der Chefposten-Aspiranten setzen. (beli/wruss/kasch)
Festgäste
Mit „Dankbarkeit, Freude und Demut“ trug Klaus Luger gestern als vierter Linzer Bürgermeister die Kette, die Goldschmied Adolf Drobny vor 40 Jahren zur Brucknerfest-Eröffnung der Stadt gestiftet hatte. Gäste der Eröffnung waren u. a. Landesgerichtspräsidentin Katharina Lehmayer, Kunstuni-Rektor Reinhard Kannonier, Bruckneruni-Direktorin Ursula Brandstätter und Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck, der dabei war, als der Eiserne Vorhang durchschnitten wurde.
Festredner
„Die Kombination von Macht und Hochmut bildet oft die Grundlage für politisches Scheitern.“
Paul Lendvai, Publizist und Festredner - Lesen Sie hier Paul Lendvais Festrede in voller Länge
„Der Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren hat uns einen großen Raum der Freiheit eröffnet. Jetzt liegt es an uns, ihn immer wieder aufs Neue auszufüllen.“
Josef Pühringer, Landeshauptmann
„Europa steht an einem kritischen Punkt. Ich hätte nie gedacht, dass das Wort Krieg wieder so an Präsenz gewinnt.“
Josef Ostermayer, Kulturminister
Welche Rolle kann Franz Welser-Möst in Linz spielen?
Dass Franz Welser-Möst der Staatsoper als Generalmusik-Direktor den Rücken gekehrt hat, war auch beim Brucknerfest Gesprächsthema. Gerne würde man ihn in seiner oberösterreichischen Heimat öfter sehen, auch wenn dies vielen wenig realistisch scheint.
"Er hat mit Amerika so viel zu tun, und die Fliegerei nach Linz ist anstrengend. Aber ich hoffe, dass er doch ab und zu eine Premiere übernimmt. “
Anneliese Simbrunner, Linz
"Wir müssen sehr glücklich sein, wenn er nach wie vor dreimal im Jahr zu uns kommt und ein Orchester dirigiert. Alles andere ist utopisch.“
Josef Simbrunner, Linz
"Ich habe Welser-Möst noch nicht so oft gesehen, aber es interessiert mich. Jetzt wird recht viel über ihn geredet, da möchte ich ihn gern hören.
Salome Roithinger, Lichtenberg
"Es wäre schön, würde er immer wieder einmal in Linz dirigieren. Dass er ein Magnet für viele Besucher ist, versteht sich von selbst.“
Othmar Nagl, Linz
Es war einmal ein hatscherter Schrumpfgermane - von Beruf Volksverhetzer - welcher meinte: "Wenn ich Kultur höre, entsichere ich den Revolver." Wohin es geführt hat, sollte selbst zum Wissenskanon der VDU-Nachfolger gehören. Die Folgen der Kulturlosigkeit zahlt immer die Bevölkerung!
„Entschuldigung, aber das ist Schwachsinn
Ich will niemanden den Mund verbieten, ich will nur nicht, wenn es um Kunst und/oder Kultur geht, dass man dann über Politik redet, da haben wir ja sowieso die Ohren und Augen voll. Ich will dass man bei einem Kunst- oder Kulturfest über Kunst oder Kultur redet. “
von ichauchnoch (2632) · 15.09.2014 10:25 Uhr
„das frag ich mich auch schon lange, warum man immer zur Eröffnung eines Kulturfestes Einladungen ausspricht und damit Leuten, deren politische Ansicht man ganz genau kennt, eine Plattform bietet, ihre Meinung vor Publikum darzulegen.“
Und was ist das als jemanden von der Bühne fernhalten zu wollen?
Du kannst ja für dich über Kunst und Kultur reden, worüber andere (eingeladene Redner) sprechen, solljtest du diesen überlassen. Gar nicht, nicht im Mindesten, an irgend eine Zensur denken.
mit einem starken Mann zu tun??? etc.etc.“ -
Lies halt die Rede, warum heuer das Thema nicht weniger aktuell ist als vor einem oder zwei Jahren. Und wie gern „starke Männer“ auf Künstler zugreifen, weil ihre Sprache für sie gefährlich ist,
ihnen gefährlich erscheint, weil sie diese in ihrer Dumpfheit nicht verstehen (wissen nicht, wann es um Kunst geht und wann um Kultur sic!),
das findest auch in Büchern, wenn bei euch zuhause nie darüber gesprochen wurde.
dann in der bevölkerung, wenn die regierenden nicht und nur mehr eingeschränkt in der lage sind, ein land zu lenken.
finden
und DARUM sind die klaren Worte so wichtig.
„Ich finde das ist Missbrauch der Kultur! “ - meintest du vielleicht KUNST? So schauts aus!
Politik gehört zu Kultur, zu diesem Schluss wirst du kommen, wenn du dich damit beschäftigst. Ausserdem beschäftigen sich Kunst und Politik intensiv mit den verschiedenen Facetten des menschlichen (Zusammen-) Lebens, also ist das schon in Ordnung.
Umsomehr, wenn du von den handelnden Personen ausgehst.
Sonst noch Fragen?
sondern ich meine die Möglichkeit, bei einem Kulturfest wem die Möglichkeit zu geben, seine politischen Ansichten zu präsentieren!!
Und warum willst du bei der Bedeutung grosser Feste wem den Mund verbieten? Du scheinst dich an den falschen Leuten zu orientieren und so zu einem negativen Bild gekommen zu sein.
Mit einem unbelasteten Selbstbild tust dich einmal sicher leichter.
Ich will niemanden den Mund verbieten, ich will nur nicht, wenn es um Kunst und/oder Kultur geht, dass man dann über Politik redet, da haben wir ja sowieso die Ohren und Augen voll. Ich will dass man bei einem Kunst- oder Kulturfest über Kunst oder Kultur redet.
Wenn ich zum Brucknerfest gehe, dann will ich über Musik und insbesondere über die Musik von Bruckner was hören, etc. Wenn ich zu einer Ausstellung gehe, dann will ich über den/die KünsterInnen was hören und über deren Werke.
Jeder soll und kann seine Meinung zur Politik äussern, aber bitte nicht unbedingt auf einem Kunst-und/oder Kulturfest. Da gibt es genug andere, passende Themen.
Aber, ich bin ein freier Mensch in einem freien Land, daher steht es mir ja frei, eine Eröffnung zu besuchen oder nicht.
sind nicht immer leicht zu trennen. ein österreichweit bekannter Sänger namens Udo J. hat in seinem Schaffen einige politische Lieder.
Die deutsche Band -Geier Sturzflug- war auch für politisch-kritische Texte bekannt. Sogar bei den hoch gerühmten Klassikern sind sehr oft politische Aussagen enthalten, z.B. Verdi, Beethoven.
Alles Leben ist Politik.
hatte folgendes Erlebnis:
***1933 wurde Richard Tauber in Berlin vor dem Hotel Kempinski von einem SA-Trupp mit den Worten „Judenlümmel, raus aus Deutschland“ angegriffen und niedergeschlagen***
http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Tauber
Ich stimme der Überschrift zu, Leute die sich so fühlen wie Obama , Netanjahu und Merkel gehörten die Grenzen dringendst aufgezeigt! Gewaltaktionen wie den Putsch in Kiew lehne ich ab!
aber was sind denn die "westlichen Werte" von denen Obermayer spricht. "Rendite", das ist der einzige westliche Wert den die Politiker verteidigen, das beste Geschäft ist immer noch das Waffengeschäft und das läßt sich mit ein paar Irren immer wieder ankurbeln. Um die Hungernden dieser Welt satt zu machen würde ein Bruchteil der Summe reichen die für Waffen ausgegeben werden, es wäre aber kein so großes Geschäft damit zu machen. Papst Franziskus nennt die Waffenproduzenten und Waffenhändler einfach Mörder, na hoffentlich überlebt er diesen Sager!
Man hat da bei bei der Brucknerfesteröffnung den ehemaligen Linzer Vizebürgermeister Obermayr sprechen lassen, der ist aber gar nicht angeführt bei den Festrednern.
Sagens doch gleich, dass Ihnen der Putin so gfällt und sie sich auch so einen wünschen. Blöd halt, dass der österreichische Geheimdienst eher weniger Autokraten produziert.
Statements mit dem Brucknerfest zu tun?
„beim Brucknerfest“?
Warum auch soll Musik auf einmal unpolitisch werden, stört dich etwas?
das frag ich mich auch schon lange, warum man immer zur Eröffnung eines Kulturfestes Einladungen ausspricht und damit Leuten, deren politische Ansicht man ganz genau kennt, eine Plattform bietet, ihre Meinung vor Publikum darzulegen.
Was hat Bruckner mit einem starken Mann zu tun??? etc.etc.
Ich finde das ist Missbrauch der Kultur! Kultur ist für alle, ganz egal welchen Geschlechts, welcher Religion, welcher Hautfarbe, welcher Staatsbürgerschaft oder welcher politischen Gesinnung.
Das Brucknerfest ist ein Fest der Musik und nicht der Politik.
Dass heuer auch ein paar Gedenktage sind, ist zutreffend, hat aber mit einer Kulturveranstaltung eigentlich nichts zu tun.
zwischen Politik und Parteipolitik. Herr Paul Lendvai, der Bundespräsident und die anderen Redner haben eine politische Rede gehalten, keine Parteipolitische. Was von einigen Forumsteilnehmern hier nachher an Partei hineininterpretiert wird, zeigt mir nur wie diese Reden von manchen Forumsteilnehmern verstanden wurden.
Kultur und Politik haben sehr viel mit dem menschlichen Zusammenleben zu tun und begegnen uns immer wieder. Ein Mensch ohne Kultur ist genau so ein armer Mensch, wie ein Mensch ohne Politik.
Bitte "ichauchnoch", verwechseln Sie daher nicht Politik, als ein teil des menschlichen Zusammenlebens mit Parteipolitik. Es würde mich freuen, könnten Sie mich verstehen.
Ich lass mir alles unterstellen, nur nicht, dass ich Parteipolitik und Politik nicht unterscheiden kann! Es hat nach meine Ansicht weder Politik noch Parteipolitik bei einem Kulturfest etwas zu suchen. Ich habe schon viele Eröffnungen erlebt und ich besuche gerade aus diesem Grund manche Veranstaltungen schon nicht mehr, schon gar nicht die Eröffnung. Ich gehe zu einem Musikfest um Musik zu hören, nicht aber die politischen Ansichten von irgendwem. Das kostet nur Zeit und geht auf die Substanz! Wenn man sich anschaut, wie müd die Leut schon sind, bevor der erste Takt erklingt, dann fragt man sich sowieso warum die Besucher zu Eröffnungen gehen - wahrscheinlich nur, um gesehen zu werden, diese Gelegenheiten kann man sich ja nicht entgehen lassen.
Ich gehe zu so einer Veranstaltung, um Musik zu hören!!
Das ganze Leben ist Politik, daher brauch und möcht ich mir keine Kulturveranstaltung damit ver"hunzn" - indem ich mir irgendein politisches Statement von irgendwem anhöre!
Nachstehend noch eine Erklärung aus Wikipedia, mit der ich aber selber nicht ganz zufrieden bin, aber es erklärt etwas besser den Unterschied als ich es in der Lage bin.
Politisches Handeln kann durch folgenden Merksatz charakterisiert werden: „Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“.
Der Begriff Parteipolitik bezeichnet politische Vorgänge und Aussagen, bei denen weniger der Vorgang oder die politische Entscheidung selbst im Vordergrund stehen, sondern die öffentliche Aufmerksamkeit oder die machtpolitische Wirkung, die für die politische Partei generiert wird.
nachschauen kann ich selber, aber das hab ich nicht not, weil ich kenne den Unterschied in der Praxis!
Wenn die Wikipediaerklärung unzufriedenstellend ist, warum soll ich sie mir dann zu eigen machen??
Es würde nichts ändern, weil ich lass mich dadurch nicht von meiner Meinung abbringen - die Eröffnung eines Musikfestes ist keine Plattform für politische Reden! Und wenn sie wem geboten wird, okay, ich muss mir das ja nicht anhören! Das praktiziere ich schon seit Jahren so. Genaugenommen eigentlich auch seit einer "politischen" (keiner parteipolitischen) Rede, die aber eindeutig eine Beleidigung von uns Österreichern war - seither geniess ich die Musik ohne politischen Aufputz!!! ob mit oder ohne Wikipediaerklärung, ich bin eine gefestigte Person und lass mich auch von einer Wikipediaerklärung nicht beeinflussen.
Aber danke für die Mühe!!!
Sehr geehrter Herr Lendvai,
ich möchte die zentrale Aussage anlässlich Ihrer Festrede wiederholen um die ewig Gestrigen wachzurütteln:
"Der Preis, den die Menschen für die Herrschaft des "starken Mannes" mit dem "falschen Charisma" zahlen, wird immer unbergleichlich höher sein als die Kosten der langsam funktionierenden Demokratie, wo die politische Macht durch Institutionen gezähmt, geteilt und kontrolliert wird".
was verlangen wir von unseren SCHWÄCHLINGEN?
dass Dein dummer starker Mann HC nie an die Macht kommt
und von Orchester liebevoll serviert.
Auf die Uraufführung einer Auftragskomposition mußte man diesmal verzichten.
wär’s sichs ausgegangen.