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Der Tod eines Kindes im Kindertheater

Von Julia Evers, 21. Oktober 2016, 00:04 Uhr
Der Tod eines Kindes im Kindertheater
Ines Stockner erzählt als zehnjährige Jette vom Tod ihres kleines Bruders. Bild: Christian Herzenberger

Mit "Schlafen Fische?" von Jens Raschke geht das Theater des Kindes ein Wagnis ein Die OÖNachrichten lauschten bei den Proben zum Stück für Menschen ab neun Jahren

"Auf Anfang!" sagt Regisseur Andreas Baumgartner. Für die Regieassistentin Luca Pály am Theater des Kindes heißt das, die 2000 Deko-Blätter, die auf dem Boden verstreut liegen, auf die Seite zu kehren und zu schauen, dass ein Apfel und eine Trinkflasche im Rucksack der Hauptdarstellerin verpackt sind.

Schauspielerin Ines Stockner zieht sich derweil bereits um. Ihre eigene Jean legt sie weg und schlüpft in die von Jette, jenem Mädchen, das sie bei der jetzigen Probe und bald auch vor Publikum spielen wird. Das Stück "Schlafen Fische?" von Jens Raschke wird ab 28. Oktober im Theater des Kindes in Linz in österreichischer Erstaufführung gezeigt.

Verschiedene Todesarten

Es ist die zehnjährige Jette, die darin 55 Minuten lang über den Tod ihres kleinen Bruders erzählt, der mit sechs Jahren an Leukämie gestorben ist. Tod, auf den ersten Blick kein Thema, das man in einem Theater für kleine Menschen erwarten würde. Andreas Baumgartner, dem Leiter des Theaters des Kindes in Linz, ist es dennoch ein Herzensanliegen: "Es ist ein Tabuthema, aber eines, das wichtig ist, aufzugreifen." Denn auch wenn man das nicht wahrhaben wolle: "Kinder sind ohnehin mit dem Tod konfrontiert." Eine kurze Nachdenkpause später: "Eigentlich finde ich es für die Erwachsenen noch wichtiger, weil die noch mehr Schwierigkeiten haben, damit umzugehen, und keine Möglichkeit finden, darüber zu reden."

Probleme, über den Tod zu reden, hat die Innsbruckerin Ines Stockner keine mehr. Seit vier Wochen probt sie das Stück fünf Tage pro Woche, vier Stunden am Tag.

Gerade zählt sie verschiedene Todesarten auf. "In Japan sterben Menschen, weil sie die Köpfe beim Begrüßen zu fest zusammenstoßen, und manche sterben, weil sie die Gabel in den Toaster stecken und eine gewischt kriegen."

Dabei spielt sie am Reißverschluss ihrer grauen Kapuzenweste. "Bei der Ausstattung war uns wichtig, dass sich Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren mit Jette identifizieren können", sagt Baumgartner. Also marschierten Regisseur, Regieassistentin und Schauspielerin kurzerhand zu Peek & Cloppenburg und erstanden Jean, Leiberl und Kapuzenweste.

Das Stück spielt auf einem Friedhof. Und weil die Budgets am Theater des Kindes knapp bemessen sind, löste Regisseur Baumgartner das ebenfalls selbst. Ein im Urlaub mit dem Handy aufgenommenes Bild von einem Friedhof gibt den Hintergrund, aus alten Teilen aus dem Fundus bastelte Bühnenbildner Harald Bodingbauer eine kleine Mauer und eine Bank, rund um die sich die Schauspielerin bewegen kann.

Seit 13 Jahren ist Andreas Baumgartner mittlerweile Leiter des Theaters des Kindes. Dieses Stück ist ein Wagnis, da ist er sich sicher. "Cash-Cow wird das keine", sagt er. Besonders beliebt seien Stücke, die auf Vorlage eines berühmten Kinderbuches entstanden sind.

Für Kinder ab drei Jahren zaubert das Team Stücke auf die Bühne. "Die Kleinen lieben Verfolgungsjagden oder wenn sich jemand versteckt", sagt Baumgartner: "Bei den ganz Kleinen muss man aber vorsichtig sein, oft ist es für sie das erste Mal im Theater." Also achtet das Team zum Beispiel darauf, dass es im Saal nie ganz finster wird. Das ehrlichste Publikum seien Kinder ohnehin. "Die schlafen nicht ein. Wenn ihnen fad wird, stehen sie auf oder sagen ihre Meinung."

Ziel ist es, die "Kinder zu fordern, aber nicht zu überfordern". Auch bei "Schlafen Fische?". In einer Woche weiß Baumgartner, was das ehrlichste Publikum von dem Stück über den Tod hält.

 

Infos:

„Schlafen Fische?“ wird im Theater des Kindes in Linz gezeigt. Regie führt Andreas Baumgartner, als Schauspielerin steht Ines Stockner auf der Bühne. Premiere ist am 28. Oktober, außerdem wird das Stück am 29. Oktober, 1. November und 27. November gezeigt. Weitere Termine finden Sie im Internet auf
www.theater-des-kindes.at

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