Der Mühlviertler Meister des guten Tons
Das Festival "Der neue Heimatfilm" feiert ab heute seine 30. Auflage in Freistadt, im Fokus steht dabei das Schaffen des renommierten Kino-Klangkünstlers Bernhard Bamberger.
Das Festival "Der neue Heimatfilm" ist dafür bekannt, Werke zu zeigen, die im Standard-Kino selten Platz haben.
Heuer hebt man die rebellische Einstellung, dem Unsichtbaren Raum zu geben, noch auf eine weitere Ebene. Vier Arbeiten sollen die Perspektive darauf schärfen, was im Kino zu hören ist: das akribische, kreative Schaffen von Bernhard Bamberger. Der Wahl-Wiener ist kein Schauspieler oder Regisseur und gehört somit zu keiner Gruppe der Filmbranche, die in der Öffentlichkeit steht.
Als "Sounddesigner" bereichert er mit richtig gewählten und eingesetzten Geräuschen und Klängen das Kino. Eine einsame Tüftelarbeit am Rechner, im Abspann vermerkt. "Dass ich jetzt einmal nicht vor Fachpublikum spreche, ist außergewöhnlich", sagt der gebürtige Freistädter. Auf dessen Fähigkeiten baut Götz Spielmann seit Jahren. So hat Bamberger für "Revanche", den Oscar-nominierten Film des Wiener Regisseurs, den richtigen Ton getroffen.
Neben "Revanche" stellt Bamberger auch ihre jüngste Zusammenarbeit vor, das Familiendrama "Oktober November". "Es ist speziell, weil es so still ist. Auf Tonebene war daher sehr viel Stimmungsarbeit zu leisten." 15 Wochen hat ihn die Herausforderung, "atmosphärisch richtig zu arbeiten", beansprucht. Der Film spielt in einem leeren Wirtshaus. Lange ging es darum, wie abgehende Figuren nachhallen, spürbar bleiben sollen. "Am Ende haben wir die Mischung noch einmal extrem reduziert, weil ,Oktober November’ absurderweise von Auslassungen lebt." Bamberger hat immer der Idee, der Inszenierung zu dienen, die richtige Version quietschender Reifen zu finden. Dafür wird das Originalmaterial nach dem Schnitt "radikal entleert", bis auf die Stimmen der Schauspieler. Dann wird die ideale Komposition gesucht. Bamberger: "In ,Revanche’ gibt es etwa eine Szene im Wald, ein rauschendes Naturerlebnis. Sie besteht aus zwölf Tonschichten. Dabei spüre ich einfach, ob ich fünf Prozent mehr von einem bestimmten Blätterrauschen brauche."
Erlegen ist dieser Zauberer an den Reglern der Magie des Films als Kind in Freistadt. "Das Kino war am Sonntag meine Heimstätte, zu der mich meine Großmutter immer gebracht hat."
Zum Festival und zur Person
Von 23. bis 27. August sind beim Festival „Der neue Heimatfilm“ rund 60 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu sehen.
Die Spielorte sind neben Freistadt auch Katsdorf, Haslach, Grein und Bad Leonfelden.
Filme aus 17 Ländern beschäftigen sich mit dem Begriff „Heimat“ in verschiedenen Facetten.
Die Themen sind u. a. Frauenbiographien, Migration, Generationenkonflikte, Landleben ...
Karten-Info, Programm: www.filmfestivalfreistadt.at, die Kasse öffnet 30 Min. vor dem 1. Filmstart, Tel. 07942-77711
Bernhard Bamberger: Der Freistädter Sounddesigner erhält eine Werkschau. Aus der Vita:
1985-1987: Tonmeisterstudium Hochschule in Wien
1987-1988: Tonmeister am Max-Reinhardt-Seminar in Wien
1988-1994: Studium Regie und Drehbuch Filmakademie Wien Sein Besuch beim ersten Heimatfilmfest 1988 hat Bamberger schlussendlich motiviert, in der Kinobranche Fuß zu fassen.
Porträt: Initiiert hat das Festival Wolfgang Steininger.