Der Mann, der Ernst an der Poledance-Stange in Szene setzte
Crossing Europe: Musikvideo-Regisseur Antonin Pevny über Karriere, die Arbeit für Bilderbuch und seinen prägenden Zivildienst.
Mehr als sechs Millionen Mal wurde das Musikvideo zu "Maschin" von der Band Bilderbuch auf YouTube angeschaut. Atemberaubende Zugriffszahlen – speziell vor dem Hintergrund, dass das Musikvideo nicht erst seit Ende des klassischen MTV totgesagt worden ist. Und ein Kinofilm in Österreich mit 300.000 Besuchern als veritabler Hit gilt.
Der Regisseur, der sich über diese viralen Wunder freuen darf, ist Antonin Pevny. Heute sind vier Arbeiten des in Linz verwurzelten Filmemachers, Jahrgang 1975, beim Linzer Filmfest Crossing Europe in der Musikvideoschiene zu sehen (23 Uhr, Ursulinensaal). Natürlich darf "Bungalow" als aktuelle audivisuelle Visitenkarte dabei nicht fehlen. Obwohl Pevny selbst "Maschin" oben auf die Hitliste seiner Lieblingsarbeiten setzt. "Song und Video haben einen richtigen Hype ausgelöst. Hier ist uns ein Werk gelungen, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden", sagt Pevny den OÖN, der es bereits in die Endauswahl für eine Produktion von Sänger Moby geschafft hatte. "Maschin" sei kommerziell erfolgreich, habe heimische Kreative inspiriert und international Aufsehen erregt. "Die Zusammenarbeit hat nicht nur die Band, sondern auch mich im deutschsprachigen Raum weitergebracht."
Pevny "verheiratet Bild und Ton" hauptberuflich seit 2007. Zuvor leitete er mit einem Geschäftspartner eine Produktionsfirma für Werbefilme. Nach der geschäftlichen Trennung habe er sich gefragt, was ihn neben der kommerziellen Filmarbeit überhaupt antreibe. Einerseits waren das das Zeichnen und Illustrieren – Pevny hatte bereits mit 14 Jahren sein Elternhaus verlassen, um eine Lehranstalt für Grafik und Kommunikationsdesign zu besuchen. Andererseits waren das ganz stark die Musik und der Kurzfilm. Musikvideos zu drehen, war für ihn die logische Konsequenz. Seine Arbeit zum Song "30 Pieces" von Greg Rose, bekannt als jamaikanischer Reggaeartist "Perfect", wurde zu einem Schlüssel, der ihm die Tür zur Branche öffnete. Pevny: "Ich habe das damals unbedingt machen müssen. Es ging um moderne Sklaverei und Unterdrückung. Es war mir sehr wichtig, den Künstler dabei zu unterstützen."
Dem Regisseur persönlich hat sein später Zivildienst 2006 bei der Caritas stark die Augen dafür geöffnet, " dass es neben Fiktion auch eine harte Realität gibt, anderes als immer nur viel Glitzer".
Crossing-Europe-Tipps heute: House of Others: persönlicher Film über Bürgerkrieg in Georgien, (15.15 Uhr); A Hole in the Head: Spurensuche nach Roma in Europa (16 Uhr), www.crossingeurope.at