Der Anfang von Obonyas Ende als Jedermann
Der 47-Jährige hört im Salzburger Schuld-und-Sühne-Epos auf – Fusseneggers Buhlschaft-Debüt.
Die Sache verhält sich wie im Fußball. Trainer, die ihre Spieler auswechseln, müssen ihr Konzept an deren jeweilige Fähigkeiten anpassen. Deshalb wurde Miriam Fussenegger ihre Einwechslung als Buhlschaft beim Salzburger Festspiel-Jedermann unnötig schwer gemacht. Sie sah dazu verdonnert aus, ihre Vorgängerin Brigitte Hobmeier nachzuahmen, anstatt ihre eigene Version von Jedermanns Verführerin zum Leuchten zu bringen. Also war Fussenegger bei der wegen Regens vom Domplatz ins Große Festspielhaus übersiedelten Premiere am Samstag eine gute Buhlschaft, keine ausgezeichnete.
Erster und letzter Sommer?
Die 25-Jährige aus Luftenberg schöpft im Gegensatz zu Hobmeiers brachialer Lebenslust aus physischer Grandezza, aus urbaner Eleganz. Diese Gabe hätten sich die Regisseure Brian Mertes und Julian Crouch zu Nutze machen und Cornelius Obonya in der Titelrolle subtiler verführen lassen sollen. Fussenegger ackerte respektabel, wenn auch gleichförmig. Die beklatschte Talentprobe als zweitjüngste Buhlschaft seit 1920 (Grete Zimmer war 1946 erst 23 Jahre alt) ist ihr gewiss. Der erste Jedermann-Sommer dürfte dennoch ihr vorerst letzter werden. Auch weil Obonya gestern Vormittag verkündete: "Ich höre auf."
Der 47-Jährige wird die Rolle nach vier Saisonen mit der Vorstellung am 28. August zurücklegen und dem ab 2017 amtierenden Intendanten Markus Hinterhäuser die Gelegenheit geben, neue Akzente zu setzen – zumindest mit einer Neubesetzung, möglicherweise sogar mit einer Neuinszenierung des Klassikers. Obonya geht, ehe die Rollenroutine noch spürbarer wird. Das Jahr seiner Entscheidung hat er richtig gewählt, den Tag der Veröffentlichung nicht. Er stand damit all jenen im Licht, die sich erstmals von den Festspiel-Scheinwerfern anstrahlen lassen durften.
Schade wäre es unter anderem um David Bennent – unvergesslich sein Oskar Matzerath in Volker Schlöndorffs Grass-Verfilmung "Die Blechtrommel", der heuer als neuer Mammon die Verhältnisse geraderückt. Diabolisch aufgeweckt und mit fieser Eindeutigkeit verhöhnt er Jedermann, wie er ihn zeitlebens am Schnürl tanzen ließ.
Von welcher Kraft Peter Lohmeyers Tod strotzt, erweist sich diesmal erst recht. Auf Stöckelschuhen erhöht und ganz in Weiß ist er einer Schlange gleich allgegenwärtig. Wenn man ihn nicht sieht, kriecht er einem nicht aus dem Kopf. Voller Poesie führt er die Prozession der Vergänglichkeit genauso wie den Leichenzug an, bei dem das gesamte Ensemble Erde auf Jedermanns Leichentuch streut.
Die stillen Momente sind die wahrhaftigsten dieser Inszenierung, deren Opulenz auf dem Domplatz besser zur Geltung kommt. Das Große Schauspielhaus gestattet allerdings den Blick auf Details – etwa darauf, dass Fussenegger Glück hatte, gerade noch auf der Blumenbeet-Matte zu landen, als sie vom Tod eingeschüchtert rücklings von der Bühne stürzt.
Glücklicherweise ist nichts passiert, sie erhebt sich unverletzt und hält Jedermann auf dessen letztem Weg eine Blume hin. Das Publikum feiert den Reigen mit Standing Ovations. Auch, weil sich das in Salzburg so gehört.
Salzburger Festspiele: "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal, Regie: Brian Mertes/Julian Crouch. Premiere: 23. Juli, Großes Festspielhaus. Termine: 26., 29., Juli; 3., 6., 9., 13., 16., 19., 21., 24., 27., 28. August.
OÖN Bewertung:
Jedermänner seit 1920
Cornelius Obonya war in bisher 656 Vorstellungen der insgesamt 17. Jedermann.
1920-1921/1926-1931: Alexander Moissi
1932-1934: Paul Hartmann
1935-1937: Attila Hörbiger
1946: Ewald Balser
1947-1951: Attila Hörbiger
1952-1959: Will Quadflieg
1960-1968: Walter Reyer
1969-1972: Ernst Schröder
1973-1977: Curd Jürgens
1978-1982: Maximilian Schell
1983-1989: Klaus Maria Brandauer
1990-1994: Helmuth Lohner
1995-1998: Gert Voss
1999-2001: Ulrich Tukur
2002-2009: Peter Simonischek
2010-2012: Nicholas Ofczarek
2013-2016: Cornelius Obonya
Fusseneggers Erleichterung mit Wasser im Bierkrug
Ob Münchner Oktoberfest, ob Jedermann-Premierenfeier – der Bieranstich muss sein. Mit fünf Schlägen zapfte Cornelius Obonya – assistiert von Miriam Fussenegger – das Fass an. Die neue Buhlschaft schummelte allerdings: Sie trank Wasser aus dem Bierkrug. „Ich bin jetzt natürlich irrsinnig erleichtert“, sagt sie. „Es war so eine unruhige Zeit vorher. Von supernervös bis entspannt, immer abwechselnd.“ Dass ihre Premiere verregnet war und die Jedermann-Gesellschaft samt den mehr als 2000 Premierengästen vom Domplatz in das Große Festspielhaus ausweichen musste, tat ihrer Freude keinen Abbruch. „So ist eben Sommertheater“, kommentierte Obonya das Gewitter über Salzburg, „drinnen ist das Spiel halt ein bisschen kompakter.“ Ganz anders empfand es zunächst der neue Mammon David Bennent: „Ich war zuerst einmal auf den Wettergott sehr böse, aber das hat sich schon wieder gelegt.“
Die Dichte an Prominenz bei der Premiere blieb weit unter den Erwartungen. US-Botschafterin Alexa Wesner (ihre Anwesenheit verursachte ein riesiges Polizeiaufgebot vor dem Festspielhaus) sowie Schauspielerin Sabine Petzl, Ex-Miss-Österreich Christine Reiler und Eva-Maria Baronin von Schilgen-Arnsberg – alle drei stilecht im Dirndl – verwandelten den Premierenabend in eine „Ladies Night“.
die Kommentare sind teilweise besser als der musikantenstadlaufsatz hier.
Gewiss - an
den Auftritt eines Curd Jürgens;
das Charisma eines Maximilian Schell;
den Genius des Klaus Maria Brandauer
und die Präsenz des Peter Simonischek
ist Cornelius Obonya nicht herangekommen.
Er spielte jedoch tapfer gegen seine körperlichen Defizite an und war mit Sicherheit nicht der schlechteste Jedermann.
Große Namen haben ebenso große Fußspuren hinterlassen und ich bin neugierig wer als nächstes probiert diese auszufüllen.
Er war optisch nicht tragbar!
Der Hörbiger-Clan wird ihn schon auffangen
Dann hat er wieder viel Zeit für VdB Wahlwerbung zu machen !
Wenn die Buhlschaften immer jünger werden, hat es der Jedermann immer schwerer ;)
Die Buhlschaft: die meist überschätze Rolle der Theaterwelt ( 2 - 3 Seiten Text) aber interessant für die Medien und die Klatschpresse!!
Neues Blut ist auch nicht schlecht.
1. Warum soll Fussenegger als Buhlschaft aufhören wenn Obonya nicht mehr spielt?
2. In den lokalen Salzburger Medien hatte Fussenegger eine ausgezeichnete Kritik.
Hatte aber keine andere Bewertung erwartet, zumal ja schon im Vorfeld gegen Fussenegger als Lolita der Buhlschaften geschrieben (gehetzt) wurde.
ALLES hat ein Ende , nur die Wurst hat zwei ..
wenn man sich die Liste der Darsteller ansieht ist es eh normal dass er aufhört, da der Schnitt bei 3-4 Jahren liegt .
Oberflächlicher Stil der Klatschpresse. Paßt (zur Zeitung).
und sehr gut zu ihnen !!!
hirnederln, drum tu ich ja kritisieren? ihr seid dümmer als ein Besenstiel.
Ich bin nicht prominent genug für die Premiere und schmieren will mich auch niemand - aber
Der Kritiker dürfte wenig Anreiz dazu haben, das immer gleiche Spiel mit immer neuen Wörtern*) zu beschreiben.
*) wie es die Schule den Journalisten einprü^Hägt.