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"Deichkind ist wie ein grellbuntes Theaterstück"

Von Lukas Luger, 28. Jänner 2015, 00:04 Uhr
"Deichkind ist wie ein grellbuntes Theaterstück"
"Kryptik Joe" (links) und "Porky" veröffentlichen am Freitag das sechste "Deichkind"-Album. Bild: Deichkind

Am Freitag erscheint das neue Album der Hamburger Spaßband, am 24. April live zu sehen in der Tips-Arena Linz.

Ein nobles Hotelzimmer im Herzen von Wien, vollgestopft mit Krimskrams, in der Mitte ein überdimensionaler Tisch mit weißem Pulver in fein säuberlichen Reihen, im Hintergrund steht ein Flipchart mit einem Diagramm, dessen Achsen mit "Bitches" und "Fame" beschriftet sind. "Keine Angst, ist nur Traubenzucker", sagt Philipp "Kryptik Joe" Grütering, musikalischer Kopf der für ihre exzentrischen Liveshows berüchtigten Hamburger Electro-Hip-Hop-Band Deichkind, grinsend mit Blick auf die kristallinen Häufchen. Und fügt an: "Der ironische Blick auf die Welt in unseren Songs, das leben wir auch privat. So sind wir, wenn wir in der Kneipe sitzen. Insofern sind wir absolut authentisch. Der Rest? Pure Inszenierung!" Sein Bandkollege Sebastian Dürre alias "Porky" rülpst zustimmend.

Porkys Lust, über das kommenden Freitag erscheinende neue Album "Niveau Weshalb Warum" seiner Band zu reden, ist mehr als endend wollend. "Wir sind total abgefuckt, Mann! Wir hatten 60 Interviews, ich kann nicht mehr. Wir sehen mittlerweile aus wie vergewaltigte Fußmatten." Auch beim dritten "Sex On The Beach"-Cocktail stellt sich nicht die angepeilte, tiefenentspannende Wirkung ein.

Gut, dass Grütering nicht die grantelnde Mundfaulheit seines Kollegen teilt. "Bei diesem Album haben wir uns am allerwenigsten um Erwartungshaltungen gekümmert", sagt der 40-Jährige. In der Tat: So kompromisslos wie kaum in ihrer 18-jährigen Karriere verknüpft die Hamburger Gruppe auf ihrem sechsten Werk pubertären Schwachsinn mit eingängigen Melodien und hinterfotzig-sarkastischer Gesellschaftskritik.

Seriös oder durchgeknallt?

Dabei erinnert Grütering mit seiner zurückhaltenden Art und den graumelierten Haaren mehr an einen seriösen Bankbeamten als an den durchgeknallten Popstar, der im Müllsackerl-Outfit auf der Bühne herumspringt, den Fans Wodka-Duschen verabreicht und im Schlauchboot über die Fanmassen surft. Gemeinsam mit seinen Kollegen Porky, DJ Phono und Ferris Hilton hat der frühere Jus-Student eine perfekte Scheinwelt kreiert: "Das Inszenieren macht uns einfach Spaß. Deichkind ist wie ein grellbuntes Theaterstück! Welche Beziehung ich führe, welches Verhältnis ich zu meinen Eltern pflege, wie ich privat bin – das hat mit Deichkind nichts zu tun."

Wo die Realität aufhört und die Inszenierung beginnt, wo aus infantilem Blödsinn ein geschicktes Spiel mit den genretypischen Insignien wird, ist bei Deichkind wahrlich kaum festzumachen. Im Hinausgehen koste ich vorsichtig das weiße Pulver: Dextro Energy, kein kolumbianisches Marschpulver. War doch klar, oder?

 

Gewinnen Sie zwei Karten für das Linz-Konzert von Deichkind am 24. April in der Tips Arena!

 

 

Die CD-Kritik:

Sie lachen über Dinge, über die Sie nicht lachen sollten? Bei brachialen Electro-Sounds und knackigen Hip-Hop-Beats wandern Ihre Mundwinkel unweigerlich nach oben? Dann ist „Niveau Weshalb Warum“ (ab 30.1. bei Sony) das perfekte Album! Genial bescheuert.

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