Das größte Alchemisten-Treffen der Welt
Das renommierte "Ars Electronica Festival" (8.-12. September) holt die globale Zukunft in die Linzer Gegenwart.
Seit 1979, als sich das Ars Electronica Festival erstmals in Linz ausbreitete, ist die Stadt das weltweite Zentrum von visionären Zukunftsgestaltern, schrulligen Medienkünstlern und Computer-Nerds. Einmal im Jahr also verwandelt sich Linz zum globalen Dorf, in dem nichts Geringeres als die globale Zukunft verhandelt wird. "Und wir wollen die Welt verbessern", sagt Ars-Electronica-Geschäftsführer Gerfried Stocker.
Daten in physischen Körpern
Von 8. bis 12. September ist das heurige Fest der Ideen und Utopien mit "Radical Atoms And The Alchemists Of Our Time" überschrieben. Das klingt bedeutsam und meint übersetzt jene Alchemisten der Gegenwart, die sich darüber den Kopf zerbrechen, wie die Welt der Daten mit unseren physischen Körpern verschmilzt – während wir noch damit beschäftigt sind, Nutzen und Verheerung der Digitalisierung zu kapieren. Diese Leute sind kilometerweit voraus, in Linz schildern sie die Richtungen aus, in die sie davongerannt sind.
Der Ansatz des Festivals mit mehr als 500 Events und 500 Künstlern ist exzellent: Es holt die Besucher an zwölf Schauplätzen (Zentrale ist das ehemalige Postverteilerzentrum am Hauptbahnhof, die Postcity) breitenwirksam mit Drohnen-Performances (auch Rennflüge mit bis zu 140 km/h werden angeboten), hünenhaften Robotern, Zukunftsideen oberösterreichischer Bio-Bauern, Orchestermusik, Echtzeit-Visualisierungen und vielem mehr ab. Von in Kleidung integrierten technischen Raffinessen bis zu künstlich intelligenten Materialien und aus universellen Bauteilen gebastelten Spielzeug-Figuren, die sich nach ihrer Vollendung selbstständig zu bewegen beginnen.
Die klügsten Vordenker
Hinter der Verwirklichung dieses uralten Kindertraums steht Computerwissenschaftslegende Hiroshi Ishii von der Kaderschmiede des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Keine Frage, Ishii ist persönlich hier – genauso wie die führenden Vordenker Carlo Ratti (Architekt), Joachim Sauter (Medien-Pionier) oder Ivan Poupryev (Google) – und 50 Wissenschafter der Tsinghua-Universität, des Harvard Japans. Während in Symposien Klugheit ins Freie sprudelt, kann – wer sicht traut – im OK (Kulturquartier) an der Performance "Inferno" teilnehmen: In Metallanzüge geschlüpft, werden eigene Bewegungen unmöglich, weil Maschinen jeden Schritt, jedes Armheben steuern. In der Postcity ist der serbische Künstler Dragan Ilic wie ein menschlicher Pinsel an einen Riesenroboter geschnallt – ein Bild von künstlicher Intelligenz.
Es ist also logisch, dass Ars Electronica von der EU mit der Ausrichtung des "STARTS Prize" beauftragt wurde, der für die Wirtschaft relevante Innovationen würdigt. EU-Kommissar Günther Oettinger wird die Sieger in Linz auszeichnen. Stocker: "Erklären wir es nicht länger, erleben wir es."
Dragan Ilic als menschlicher Pinsel
Ars Electronica Festival, 8.–12. September
Die zwölf Schauplätze: Postcity (Zentrale, Bio-Bauernmarkt, Performances, Konzerte), mobiles Ö1-Atelier, Mariendom (Soundinstallation, Performances), Central (Konferenz: Zukunft der Animationen), OK Offenes Kulturhaus (Ausstellung CyberArts), Kunstuni ("Campus", Ausstellung der Studierenden), Lentos Kunstmuseum (zeitgenössische Kunst), Donaupark (Drone 100 – Spaxels über Linz, 10. 9., 19.45 Uhr), Brucknerhaus (Festival-Gala, 9. 9., 18.45 Uhr), Stadtwerkstatt (Konzerte), AEC (Ausstellungen, Konferenzen, Vorträge, Projektionen im Deep Space 8K), Bruckner-Uni (digitale Musik, Soundart).
Infos/Karten: tickets@aec.at, Tel: 0699/1778 1590