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Das Tröstliche nach der Traumatisierung

Von Peter Grubmüller, 05. August 2015, 00:04 Uhr
Das Tröstliche nach der Traumatisierung
Margit Schreiner Bild: R. Winkler

Der neue Roman "Das menschliche Gleichgewicht" der Linzer Autorin Margit Schreiner in der OÖN-Kritik.

Bruno und die Ich-Erzählerin, eine Autorin, sind ein Paar, beide über 60, und sie haben gerade ihre Vorurlaubsroutinen erledigt. Es geht wieder einmal auf diese kroatische Insel, endlich ohne Kinder, endlich wieder einmal ohne Strom, Termine und Internet. Auf nichts als auf sich selbst zurückgeworfen, will die Ich-Erzählerin zum Schreiben kommen. Doch da steht Sarah in der Tür. Eine 20-Jährige, die vor acht Jahren zusammen mit ihrer Familie nach Israel ausgewandert ist. Ihre Eltern wurden getötet, ihr Bruder brachte sich selbst um. Groß, schlank und mit Rastalocken will nun das kleine Mädchen von einst zusammen mit ihrem Hund "Habibi" (mein Geliebter) nach Kroatien mitfahren.

Margit Schreiner fädelt in ihrem gestern erschienenen Roman "Das menschliche Gleichgewicht" die Traumatisierung in die so dringend benötigte Beschaulichkeit eines Paares ein. Sie prüft auf diese Weise, zu welch sensiblem Balanceakt das Leben geraten kann. Es mag auch der von Schreiner so präzise und schnörkellos geschilderten mediterranen Umgebung liegen, dass man spätestens ab Seite 25 an Antonello Vendittis 70er-Jahre-Hit "Sara" denkt, in dem ein Mädchen unter widrigen Bedingungen ein Kind erwartet.

Schreiners Sarah will auch nichts anderes, als wieder einen Fuß auf den Boden zu bringen. Nichts wird künstlich mit Bedeutung aufgeladen, Schreiner schreibt, was nötig ist – und sie webt eine zweite, bedeutsame Ebene mit Sarahs "Krankentagebuch" ein, das der Ich-Erzählerin eines Abends aufs Bett gelegt wurde. Hier erfährt der Leser das für Sarah Unsagbare, die Tortur der 20-Jährigen, die ihr Leid nicht ausstellt, sondern leise darum kämpft, das menschliche Gleichgewicht wiederzuerlangen.

Die Details, die zum Tod von Sarahs Familie geführt haben, sind abscheulich. Aber Schreiners Literatur baut nicht auf den Schrecken, ihre Romane sind auf Heilung aus. Auch deshalb tröstet Schreiners Text.

Margit Schreiner: "Das menschliche Gleichgewicht", Roman, Schöffling & Co, 233 Seiten, 20,60 Euro.

OÖN Bewertung:

 

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