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„Das Konzept Karriere interessiert mich nicht. Ich bin eine Künstlerin“

Von Nora Bruckmüller, 27. April 2013, 19:12 Uhr
Jeanne Balibar im Pia Marais Film »Im Alter von Ellen«
Jeanne Balibar im Pia Marais Film »Im Alter von Ellen« Bild: Crossing Europe

Das Crossing Europe Filmfestival lockt viele bekannte Gesichter der europäischen Filmbranche nach Linz. Die OÖNachrichten trafen eine der vielseitigsten Schauspielerinnen Frankreichs: Jeanne Balibar. Ein Gespräch über die Stärken von Filmen, Festivals, freien, beruflichen Entscheidungen und Nicole Kidman.

OÖNachrichten: Pia Marais gewinn für Ihren Film „Im Alter von Ellen“, in dem Sie die Hauptrolle spielen, 2011 den Crossing Europe Award. Anlässlich des zehnjährigen Festivals-Jubiläums stimmte das Publikum ab, den Film noch mal zu zeigen. Wie fühlt sich das an?

Jeanne Balibar: Für mich ist das natürlich eine große Freude, auch deshalb, weil ich fest daran glaube, dass sich jene Filme, die es sich zu machen lohnt, behaupten werden. Vor kurzem gab es bei einem Filmfest in Paris eine Hommage an mich. Sie fragten mich, welche Werke ich dafür aussuchen möchte und ich wählte ebenso „Im Alter von Ellen“. Als ich ihn dann wieder gesehen haben, dachte ich mir: „Gott, der Film ist so gut geworden“. Man sieht jedes Mal etwas anderes darin. Dieser Film hat einfach diese eine, bestimmte Stärke.

Wir haben zu Beginn des Festivals Besucher gefragt, ob ein Film das Leben verändern kann. Alle sagten einhellig: Ja. Gibt es in Ihrem Leben Filme – privat wie beruflich – die lange nachgewirkt haben?

Ja, unbedingt. Als Zuschauerin ist es mir vielleicht nicht oft so ergangen. Aber bei Filmen von John Cassavetes (einem Pionier des amerikanischen Independentfilms und Schauspieler im Goldenen Hollywood-Zeitalter, Anm.) war es bei mir so. Ob Filme, die ich gemacht habe, das Leben anderer verändert haben, kann ich von außen natürlich nicht beurteilen, aber ich hoffe, dass meine Filme, die ich besonders mag, eine solche Wirkung auf das Publikum haben.

Sie kennen Filmfestivals aus verschiedenen Perspektiven. Sie waren u. a. in der Jury von Cannes und Venedig, waren als Gast oder Künstler präsent. Was bringt die Teilnahme an einem Festival der Karriere eines Schauspielers?

Zuerst, denke ich, ist so ein Filmfestival eine Freude. Es gehört zu jenen Dingen, die das Leben schöner und lustiger machen – für jeden, ob Zuschauer oder Schauspieler. Zum professionellen Aspekt: Ich habe zum Beispiel mit dem portugiesischen Regisseur Pedro Costa den sehr schönen Film „Ne Change Rien“ gedreht und ihn habe ich in  einer Jury-Gruppe getroffen. Netzwerken ist ein bisschen ein trockenes Wort, um das Kennenlernen auf Festivals zu beschreiben. Man trifft sich und entdeckt, dass die Chemie stimmt. Das ist auch sehr wichtig im Leben.

Betrachtet man Ihre Biographie, fällt auf, dass Sie sehr vielseitig sind. Sie spielen für Film und Fernsehen, auf der Bühne und singen. Woher kommt die Bereitschaft, diese vielen Genres auch bedienen zu wollen?

Ich bin einfach eine sehr neugierige Person und es hat mit der mächtigen, großen Tradition meines Berufs zu tun, dass es viele Schauspieler und Schauspielerinnen gab, die immer gesungen, getanzt, inszeniert haben und auf der Bühne standen. Und diese habe ich einfach verfolgt.

Hatten Sie in einer Phase Ihrer Karriere einmal das Gefühl, sich auf ein Genre fixieren zu müssen, um etwa im Bereich Film nicht vergessen zu werden?

Nein, nie. So funktioniert das nicht bei mir. Das Konzept Karriere interessiert mich nicht. Ich bin eine Künstlerin. Ich mache, was mich interessiert, was mich weiter führt, was ich im Moment brauche, wozu ich Ideen habe. Das ist das einzige, was ich verfolge. Und ich bin sehr glücklich, weil ich davon leben und damit das Publikum erreichen kann. Ich habe einen eigenen Weg als Künstlerin und daran muss ich arbeiten. Es kommt, was kommt: Theater, Film, Musik, Regie, Fernsehen… Ich muss tun, was mir eine innere Notwendigkeit ist, zu tun. Ob das 2000, 10.000 oder 20 Leute, Menschen in Frankreich, Deutschland oder Groß Britannien sehen – es ist immer anders, und das ist das Interessante.

Liest man Beiträge über Sie, wird deutlich, dass Sie immer als französische Schauspielerin bezeichnet werden. Aber fühlen Sie sich überhaupt als rein „französische“ Schauspielerin, wenn Sie etwa hier in Linz sind, auf Deutsch ein Interview geben, während eines Festivals, das ganz Europe repräsentiert?

Das Fremde und im Ausland zu sein, sind mir sehr, sehr wichtig. Das ist für mich das, was notwendig ist. Nur in einem Land zu sein, empfinde ich als ein bisschen langweilig. Ich muss frische Luft im Ausland atmen, neue Menschen kennen lernen, mit ihnen diskutieren. Auch wegen der Krise in der Europa, sind Kulturen, die nur auf sich fokussiert sind, etwas arm dran in der jetzigen, schwierigen Zeit. Ich bin aber auch sehr französisch, in dem Sinne, dass meine Bildung und Filmkultur sehr französisch sind.

Wie wird das österreichische Filmschaffen in Frankreich wahrgenommen?

Es gibt einen Trend, der wahrgenommen wird und Regisseure betrifft wie Ulrich Seidl, Jessica Hausner und Michael Haneke. Es gibt diese Gruppe an Filmemachern, die in Frankreich sehr genau beobachtet wird. Für ihre Filme gibt es ein Publikum. Aus Frankreich betrachtet, sind diese sich in gewisser Weise ein bisschen ähnlich, da sie alle im Ton sehr dunkel, düster und hart sind. Sie sind nicht leicht, froh oder zart. Aber es kann natürlich auch sein, das Werke von Österreichern, die anders sind, es nicht bis nach Frankreich ins Kino schaffen.

Ein Film mit Ihnen, der bei uns Ende 2013 ins Kino kommen soll, hat seinen Ursprung in Hollywood: „Grace of Monaco“. Wie war es, mit Nicole Kidman zu spielen, die Gracia Patricia darstellt?

Es war fantastisch, mit ihr zu spielen. Sie war eine wunderbare, großzügige und sehr kluge Partnerin.

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