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Das Fest der rettenden Liebe

Von Franz Gruber, 19. April 2014, 00:04 Uhr
Das Fest der rettenden Liebe
Der Frühling schenkt uns die Gewissheit: Das Leben geht weiter! Bild: Fotolia

Was Menschen beim Sterben am meisten zu schaffen macht, und warum die Liebe den Tod überwindet – darüber spricht der Theologe und designierte KTU-Rektor Franz Gruber im Interview.

Jahr für Jahr kommt er zurück. Sehnsüchtig erwarten wir ihn. Das Licht, die Wärme, das aufblühende Leben. Endlich ist er da. Frühling! Als Kinder der Evolution wissen wir um das unerbittliche Gesetz, das den Kosmos in Gang hält, ihm ist alles geschuldet: der Wechsel von Sein und Nichtsein, von Leben und Tod, von Kreativität und Zerstörung. Blind ist die Materie diesem Rhythmus ausgesetzt, und biologisches Leben nimmt teil an seinen Metamorphosen. Darum heißen wir den Frühling willkommen, weil er uns aus der todesnahen Winterstarre herausführt in die Farbenpracht neuen Lebens.

Auch wir Menschen sind diesen kosmischen Zyklen unterworfen. Wir tragen milliardenalte Moleküle in unseren Zellen, und unser Organismus reproduziert mit unglaublicher Präzision die Komplexität eines fantastischen Mechanismus. Diese Rätsel zu verstehen, diese Geheimnisse zu lüften, ist die wichtigste Motivation der naturwissenschaftlichen Forschung. Es scheint, als stemmten wir uns mit aller Gewalt durch unsere Neugier, durch das Beherrschen-Wollen gegen die kosmische Logik von Leben und Tod – weil wir wissen, dass wir eines Tages nicht mehr sein werden.

Wiedergeburt des Lebens

Der Frühling schenkt uns die Gewissheit: Das Leben geht weiter! Es ist stärker als der Tod! Die Suggestion dieser Naturerfahrung hat von Anfang an auch den christlichen Glauben in Beschlag genommen. Feiern wir nicht jedes Jahr Ostern in der Jahreszeit des Frühlings? Ist die Auferstehung nicht wie eine Wiedergeburt des Lebens? Kommt nach dem Tod nicht selbstverständlich wieder neues Leben? Ich höre den empörten Protest meines theologischen Lehrers, viele Christen würden dieses Hauptfest des Glaubens wie ein botanisches Ereignis feiern. Er verachtet die Analogie der aufblühenden Schlüsselblümchen, um verstehen zu können, worin das Geheimnis der Auferstehung liegt. Dieser Vergleich erscheint ihm grundfalsch.

Warum? Weil der Tod die Individualität der menschlichen Person definitiv und für alle Ewigkeit aus der Welt schafft. Weil der gewaltsame Tod, den Menschen einander zufügen, die Einmaligkeit eines einzigen Menschen für immer vernichtet. Niemals mehr kehrt diese Person ins Leben zurück. Niemals. Der Mensch ist keine Blume, die zurückkehrt. Er vergeht – restlos.

Man muss dem Schmerz eines solchen Verlustes, man muss der Radikalität des Todes ins Antlitz sehen, um die Kühnheit des christlichen Osterglaubens ahnen zu können. Die Auferstehung glauben heißt nicht: Es geht weiter, das Leben ist stärker, sondern Gott erschafft dich, Mensch, neu, im Augenblick deines völligen Untergangs. Es gibt keine Analogie zu diesem Glauben, weil er das Unvorstellbare ausdrückt. Doch was bewahrt dann solchen Glauben vor reiner Illusion und intellektuellem Wahnsinn? Wenn er jenseits von allem Denk- und Vorstellbaren liegt, was macht solchen Glauben überhaupt glaub-würdig?

Ich denke, es gibt nur eine Erfahrung, die dem Wunder des Osterglaubens nahe kommt – das Phänomen menschlichen Liebens. Allein in der Liebe existiert der Andere um seiner selbst willen. In der Liebe wird der Andere unbedingt und ewig. Allein in der Liebe darf man sagen: "Du wirst nicht sterben – und dies angesichts von Tod und Vernichtung." (G. Marcel). Nur eine Liebe, die göttlich ist, kann aus dem Nichts des Todes den Geliebten, Opfer der Gewalt, neu erschaffen.

Das ist Ostern: Gott ist diese Liebe, und ihr "Beweis" ist die Auferweckung aus dem Tod. Nicht die Natur, sondern die zerbrechliche, stille Macht des Liebens stiftet eine Gewissheit, die stärker ist als der Frühling. Nicht die Botanik, sondern die Liebe ist der Grund unserer Hoffnung.

„Es ist die Liebe, die den Tod besiegt“

Von Barbara Rohrhofer

„Ostern ist das Fest der rettenden Liebe“, sagt Professor Franz Gruber, Vorsitzender des Kuratoriums des Bildungshauses Schloss Puchberg und designierter Rektor der Katholisch-Theologischen Privat-Uni Linz im Interview.

Was hat die Liebe dem Tod entgegenzuhalten?

Gruber: Biologisch natürlich nichts. Aber im personellen Sinn kann die Liebe dem Tod an. Der Mensch hat nämlich die Fähigkeit, einer nahestehenden Person durch Liebe große Bedeutung zu verleihen – auch über die Endlichkeit des Lebens hinaus. Die Liebe allein macht den oder die Geliebte unendlich.

Der Tod eines geliebten Menschen ist immer ein schreckliches Ereignis. Ist er für Menschen, die an die Auferstehung glauben, leichter zu verkraften?

Der Glaube allein versichert nicht gegen den Schmerz des Verlusts. Wer glaubt, für den ist der Tod aber nicht die letzte Tatsache – denn im Glauben ist die Hoffnung, sich wieder zu sehen.

Sterbeforscher erzählen von Nahtoderfahrungen und machen Menschen Hoffnung, dass man als Verstorbener nicht weg ist, sondern quasi im Raum schwebt. Was halten Sie davon?
In einer Zeit, in welcher der Glaube ans Jenseits generell schwindet, erscheinen solche Berichte natürlich extrem faszinierend. Nahtoderfahrungen finden aber noch immer vor dem endgültigen Tod des Menschen statt. Diese Schilderungen können meiner Meinung nach aber durchaus helfen, die Schrecklichkeit des Todes zu entmystifizieren.

Was macht Menschen beim Sterben am meisten zu schaffen?

Das ist vor allem die Schonungslosigkeit des Zu-Ende-Gehens. In dieser Situation hoffen viele auf eine Möglichkeit der Rettung, auch wenn sie noch so irreal ist. Religion wäre eine Möglichkeit, sich auf den Tod vorzubereiten, denn Religion ist Lebens- und Sterbekunst. Wirklich erschwert wird das Sterben, wenn der Sterbende unversöhnt ist und erkennt, dass keine Zeit bleibt, Dinge auszusprechen.

Der Tod wird gerne verdrängt. Dennoch gibt es positive Entwicklungen wie Palliativstationen. Wird sich der Umgang mit dem Sterben verändern?

Auf der einen Seite sehe ich noch eine starke Verleugnung, auf der anderen Seite die Bemühungen, das Lebensende ins Leben zu integrieren. Ich orte wirklich die Chance auf eine neue Art, mit dem menschlichen Ende umzugehen.

Haben Sie Angst vorm Sterben?

Ja, doch. Immerhin sind wir autonome Menschen. Den Tod hat man nicht in der Hand. Das macht Angst. Diese Angst ist aber kein Zeichen von Schwäche. Auch Jesus hatte vor seinem Tod Angstzustände. Er aber hat erfahren, dass Gott auch in der Nacht des Todes bei den Menschen ist – in der tiefsten Verzweiflung liegt noch Hoffnung – und es ist wieder die Liebe, die die Ängste durchdringen kann.

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2  Kommentare
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Ameise (45.683 Kommentare)
am 19.04.2014 19:10

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pepone (60.622 Kommentare)
am 19.04.2014 18:27

haben sie Angst vom Tod ODER vom Sterben ?

1)Sterben im Sinne mit Gewalt am Leben erhalten zu wollen ...
2)und sterben als plötzlicher schmerzloser Tod ...

Der Tod gehört zum Leben !

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