Das Enfant terrible der Orgelwelt und seine Wundermaschine
Brucknerfest: Der Orgelrevoluzzer Cameron Carpenter beeindruckte am Mittwoch im Linzer Brucknerhaus mit seiner Virtuosität.
Kein grell schillerndes Zirkuskostüm, keine steile Frisur, sondern rasierte Schläfen und ein schlichtes schwarzes, im zweiten Teil harmlos buntes Outfit. Doch das ist bloß die äußere Masche des 35-jährigen amerikanischen Meisterorganisten – nicht der innere Kern eines hyperaktiv die Tasten seiner Wundermaschine wie von Zauberhänden in Einklang Bringenden. Carpenter leidet wie alle Kollegen daran, dass er nie das eigene Instrument spielen kann. So reist er seit 2014 mit der International Touring Organ der Firma Marshall & Ogletree herum, die nach seinen Vorstellungen gebaut wurde, und fasziniert mit stupender Virtuosität und einer ganz eigenen Klangvorstellung.
Ein Universalinstrument, das zwar synthetische Klänge erzeugt, aber auf einem Niveau, dass man staunen mag. Dazu gehören zehn riesige Lautsprecheranlagen, die einen großen, räumlich sehr differenzierten Klang produzieren. So wie bei einer echten Orgel nicht alle Register aus der gleichen Richtung klingen, spielt auch Carpenter mit akustischen 3D-Effekten.
Über seine Interpretationen kann man streiten, sein Bach wird Puristen die Haare zu Berge stehen lassen, aber so wie Bach selbst die Musik anderer arrangiert hat, muss es auch erlaubt sein, die klangliche Dimension an die heutigen Möglichkeiten anzupassen. Carpenter behauptet nicht, historische Aufführungspraxis anstreben zu wollen. Er arbeitet mit der Musik und freut sich fast wie ein zappelndes Kind, wenn er damit begeistern kann. Vor allem mit seiner Virtuosität und seiner Beintechnik.
Gewaltig die Bearbeitung von Wagners Meistersinger-Ouvertüre, klanglich faszinierend Astor Piazzollas "Oblivion". Höhepunkt des Konzerts war die Transkription von Alexander Skrjabins 4. Klaviersonate.
Brucknerfest: Cameron Carpenter, Brucknerhaus, 28. 9.
OÖN Bewertung:
Es war GROSSARTIG!
Auch der Bach...