Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Das Auftauen des Eisblockes Turandot

Von Michael Wruss, 30. April 2016, 00:04 Uhr
Das Auftauen des Eisblockes Turandot
Lise Lindstrom als Turandot und Yusif Eyvazov als Calaf Bild: Staatsoper/M. Pöhn

Gustavo Dudamel dirigiert Puccinis letzte Oper "Turandot" in der Wiener Staatsoper.

Giacomo Puccinis letzte Oper "Turandot" wird in der Staatsoper nicht als groß angelegtes Spektakel aufgeführt, sondern als intimes Kammerspiel, bei dem der Komponist selbst in die Handlung eingreift und als Calaf sein eigenes Werk leidend miterlebt.

Wobei leidend durchaus treffend ist. Denn das Auftauen des Eisblockes Turandot gelingt Regisseur Arturo Marelli, der viel von seiner letztjährigen "Turandot"-Produktion auf der Bregenzer Seebühne in die Staatsoper portiert, sehr gut. Da gibt es viele kleine Gesten, die treffend gesetzt sind. Doch geht die Vorstellung von einem Seelendrama insofern in eine fragliche Richtung, weil der Chor in Smoking und Abendkleid verpackt (Kostüme Dagmar Niefind) gleich einem Publikum einer Realityshow agiert und nicht als handelnde Masse, sondern als großteils passive Beobachter.

Also Theater im Theater, was dem Stück keine neuen Facetten entlockt, sondern ihm – auch durch die engräumige Ausstattung (Bühnenbild vom Regisseur) – viel an Größe und Ernsthaftigkeit nimmt. Selbst der Auftritt der Scharfrichter gleicht dem einer Akrobatentruppe. Doch alles nur Show? Auch die Gefühle? Alles nur Vorstellung eines genialen Kopfes, der in seinem Arbeitszimmer – das ist das Erste, das man sieht – um seine letzte Oper ringt und zum Schluss neben einer weißen Rose seiner Fantasie-Braut die Partitur überreicht? Allerdings ist das keine Komödie, in der Slapstick passend ist, sondern ein doch tiefergreifendes Drama, in dem es nicht nur um Liebe geht. Immerhin erobert Calaf eine Gottgleiche.

Dennoch gab es erstaunlich wenig Widerstand gegen diese Deutung. Die Buhrufe trafen diesmal vielmehr die musikalische Seite, die Gustavo Dudamel zu verantworten hatte. Seine Lesart der Partitur geht vom gigantomanischen Klang aus, dem er weidlich frönt, allerdings dabei auch die Grenzen des schönen Klangs überschreitet. Das würde nicht stören, wenn dann die lyrischen Passagen in ihrer zerbrechlichen Harmonik zart changierend klängen. Doch hier bleibt Dudamel dem Zauber der Partitur viel schuldig und lässt viele Nebenstimmen fast lieblos klingen. Auch die Koordination zwischen dem fein studierten Chor und dem Orchester war nicht immer perfekt.

Buhsturm für die "Turandot"

Lise Lindstrom traf ein regelrechter Buhsturm, obwohl sie eine adäquate Turandot war, die allerdings in der Höhe gewaltig Druck machen musste, und in der Tiefe fehlte die dämonische Größe, um der Partie wirklich in allen Facetten gerecht zu werden. Dass sie eher wie eine zickige Landpomeranze mit rotem Schopf agierte, ist weniger ihr als dem Regiekonzept anzulasten.

Auch Yusif Eyazov blieb sowohl in der Rolle als Puccini als auch als Calaf ziemlich blass. Stimmlich ist auch sein Tenor eher schneidend als lyrischer Schmelz.

Den meisten Applaus erhielt Anita Hartig als Liù, doch auch sie ging mit einer zu dramatischen Stimme an die Sache heran. Dan Paul Dumitrescu war ein ordentlicher Timur, Heinz Zednik konnte die Sympathien als Altoum auf sich ziehen und Gabriel Bermúdez, Carlos Osuna und Norbert Ernst waren ein stimmiges Minister-Trio.

Staatsoper: "Turandot" von Puccini, Premiere 28.4.

OÖN Bewertung:

 

mehr aus Kultur

Meister des Stahls: Richard Serra ist tot

Warum der LIVA-Aufsichtsrat "reine Augenauswischerei" ist

Neues Werk von Banksy mit Plastikschutz und Absperrung versehen

Wolfgang Gurlitt: Kunsthändler und Profiteur

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen