Conchita: "Ich bin Trash und Kunst zugleich"
Die OÖN sprachen mit Conchita (29) über ihre neue Single, das Leben dreieinhalb Jahre nach dem Song-Contest-Sieg, ihre Film-Pläne und ihre Funktion als Ikone für eine offene Gesellschaft.
OÖNachrichten: Sie haben zusammen mit der Gallspacherin Ina Regen "Heast as net" von Hubert von Goisern aufgenommen (mehr dazu hier). Warum dieser Cover-Song?
Conchita: Ich habe einen YouTube-Kanal, auf dem ich schon seit längerem Songs covere. Dafür strebe ich immer eine Zusammenarbeit mit österreichischen Künstlern an: Produzenten, Instrumentalisten und jetzt sehr gerne mit Ina, die mit "Wia a Kind" gerade ihr Soloprojekt gestartet hat. Ina sagte, mir müsse bewusst sein, dass sie Mundart singt. Kein Problem, weil wenn ich mit jemandem ein Lied covere, dann soll das auch in jenem Stil sein, in dem mein Partner musiziert. Uns war schnell klar, dass es diese Nummer werden würde, weil der Song wahnsinnig theatralisch ist, was mir sehr zusagt.
Hubert von Goisern hat einst FPÖ-Klubobmann HC Strache in einem offenen Brief dazu aufgefordert, dieses Lied bei dessen Auftritten nicht mehr zu spielen. War diese Geschichte mitentscheidend bei der Auswahl?
Zu meiner Beschämung hab’ ich von diesem Brief lange nichts gewusst. Aber nichts ist Zufall, vermutlich musste es so passieren – Ina und ich dürften gespürt haben, was wir mit diesem Lied aussagen würden.
War Hubert von Goisern gleich einverstanden damit?
Ursprünglich hab’ ich ihn gar nicht informiert, weil es ja nur ein YouTube-Cover sein sollte. Im Nachhinein war diese Entscheidung nur semiklug, weil es von Huberts Management Bedenken darüber gab, dass ich nichts gesagt hatte. Ich hab’ mich bei ihm sofort persönlich entschuldigt, er war entspannt und hat mir zum Song gratuliert.
Seit Ihrem Sieg beim Song Contest sind dreieinhalb Jahre vergangen. Wie hat sich seitdem das Verhalten von Menschen Ihnen gegenüber verändert – und wie Ihr eigenes in der Öffentlichkeit?
Ich hab’ sehr viel über mich gelernt – nicht nur Schönes. Ich hab’ aber verstanden, dass ich mich so akzeptieren muss, wie ich bin – dass ich auch aufhören muss, Everybody’s Darling sein zu wollen. Bei Begegnungen sortiere ich heute von der ersten Sekunde, wie ich diesen Menschen zu kategorisieren habe. Am wenigsten kann ich ausstehen, wenn man mich glorifiziert. Ich bin auch nur ein Mensch wie jeder andere. Wenn sich jemand gar nicht beruhigt, werd’ ich auch grantig. Dass sich Menschen mit dem Erfolg mir gegenüber verändert haben, ist mit ein Grund, warum mein Freundeskreis kleiner geworden ist.
Aber Sie haben sich auch selbst zu einer Art Ikone stilisiert.
Ich wollte nur einen Drei-Minuten-Auftritt hinlegen, der sich gewaschen hat. Ich habe nie etwas versprochen. Nein, wir leben alle für uns selbst. Ich bin nur in der glücklichen Situation, dass sich meine Haltung für eine offene Gesellschaft mit jener von vielen anderen deckt. Ich muss aber sagen, dass offenkundige Rechtsradikale ihr Ding auch durchziehen.
Sie haben gesagt, Sie seien bereit, auf die Straße zu gehen, sofern bei den Koalitionsverhandlungen etwas Ungustiöses herauskäme. Was wäre das?
Beispiele, die mir einfallen, möchte ich gar nicht aussprechen. Ich verhehle aber nicht, dass ich mir die Monarchie zurückwünsche.
Was ist an einer Monarchie toll?
Dass ich die Königin wäre (lacht).
Sie haben angekündigt, die Figur Conchita abzulegen. Wann wird es so weit sein?
Ich weiß nur, dass mein zweites Album unter Conchita herauskommen wird. Was darüber hinaus passiert? Keine Ahnung! Ich möchte so viel ausprobieren. Glücklicherweise habe ich eine Stimme, die inzwischen auch gehört wird. Möchte ich also in die Filmindustrie, man würde mich vermutlich erhören – und ich würde es ausnutzen.
Sie wollen also zum Film. Machen Sie dafür eine Ausbildung?
Nein, ich hab’ für die wenigsten Dinge, die ich tue, eine Ausbildung. Ich merke auch so, ob ich etwas kann. Ich schreibe Drehbücher: Geschichten, Kameraeinstellungen, Ausstattung. Also gerne hinter der Kamera, weil berühmt zu sein, nicht so lustig ist, wie ich mir das gedacht habe.
Was ist das Unlustige daran?
Ich lebe mein Leben zu 120 Prozent. Und wenn ich feiere, dann eskaliert es manchmal. Über diese Feste möchte ich aber nichts in der Zeitung lesen.
Fast Ihre ganze Band besteht aus Oberösterreichern. Woran liegt es, dass so viele gute Musiker aus diesem Bundesland kommen?
Ich habe keine Ahnung. Ich stelle nur fest, dass meine gesamte Band besser ausgebildet ist als ich. Dorothee Badent, die seit Starmania meine Orchestrierungen arrangiert, hat mir den Gitarristen Severin Trogbacher vorgeschlagen …
… der ja auch mit Hubert von Goisern arbeitet …
… genau. Und mein Schlagzeuger Hans-Jürgen Bart ist der Schlagzeuger von Parov Stelar. Dass all diese Musiker mit so großen Künstlern arbeiten, ist eine Ehre für mich. Man kann sich etwas erarbeiten, das zeigt auch die Tatsache, dass diese Musiker vor einigen Jahren ein Angebot von mir noch dankend abgelehnt hätten.
In allen Porträts über Sie taucht der Begriff Drag Queen auf. Was würden Sie selbst unter "Berufsbezeichnung" schreiben?
Wahrscheinlich ist es auch meine Schuld, warum ich musikalisch noch immer nicht angekommen bin. Bei mir dominiert die Optik, die durchaus auch meine Miete bezahlt. Das Problem bei der Berufsbezeichnung ist, dass ich fast alles kann. Ich kann zwar nicht Fußball spielen und bin schlecht in Mathematik, aber ich könnte schauspielern; ich glaube, ich kann singen; ich kann moderieren; ich könnte eine Modekollektion und Möbel entwerfen; ich könnte Hörbücher einsprechen – und ja, in gewissen Situationen bin ich auch eine Drag Queen. Dann bin ich wieder ein Künstler, der sich androgyn kleidet. Ich bin Trash und Kunst zugleich.
Video: Conchita & Band im Brucknerhaus
mir gefällt, dass er zu seinem Anderssein steht und sich keinen Konventionen unterworfen hat. Er wird oft untergriffig angefeindet, lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Ich finde ihn sympathisch.
Kommt selten vor, dass ich mich Ihrer Meinung vollinhaltlich anschließen kann.
Danke, gleichfalls. Besser eine kleine Schnittmenge als gar keine.
Lauter negative Kommentare bisher.
Mich würde interessieren, ob zumindest einer der vier Vorposter hier jemals Conquita alias Tom Neuwirth bei einer Diskussion im TV erlebt hat.
OK, ich bin "voreingenommen" - ich habe kein Problem mit Homosexualität.
Die Person hinter Conquita ist für mich ausschlaggebend - und als solche hat mich Tom Neuwirth überzeugt.
Super Conchita - du gehst den richtigen Weg.
Schade um die dämlichen Beiträge unterhalb - Toleranz ist halt so eine Sache
Ich sags dir: du bist NUR "Trash", und sehr entbehrlich!
" Er Sie" sucht verzweifelt " Aufmerksamkeit!!!!
gebirge
kein Wunder wenn man so aussieht ..
Wenn man aussieht wie Tom Neuwirth, dann braucht man nicht verzweifelt nach Aufmerksamkeit suchen.
Schäbiger Beitrag, pepone! Sonst tust ja auch so liberal.
Alles nur schöner Schein, vermute ich...
So einen Narzismus und Selbstüberschätzung muss man auch erst einmal aufbringen.....
;-(