Charlotte Roche: "Der alte Feminismus ist lustfeindlich"
Mit ihrem ersten Roman „Feuchtgebiete“, der auch verfilmt wurde, machte Charlotte Roche Furore. Der Nachfolger „Schoßgebete“ startet am Freitag in unseren Kinos. Ein OÖN-Gespräch über „schamlose Schreibweise“, ihr Verhältnis zu Alice Schwarzer und Buch-Pläne.
Mit ihrem ersten Roman "Feuchtgebiete", der auch verfilmt wurde, machte sie Furore. Nachfolger "Schoßgebete" kam gleich mit 500.000 Exemplaren Erstauflage. Am Freitag startet der gleichnamige Film in unseren Kinos.
OÖNachrichten: Sie waren erfolgreiche TV-Moderatorin, dann haben Sie sich entschlossen, ein Buch zu schreiben: "Feuchtgebiete" wurde ein Bestseller und ein Film. Einen Bestseller schreiben, wie macht man das?
Charlotte Roche: Der Trick ist, überhaupt nicht darüber nachzudenken. "Feuchtgebiete" war anfangs nicht einmal als Kurzgeschichte konzipiert. Sich hinzusetzen und zu beschließen, einen Hit zu schreiben – das kann nicht klappen. Meine Bücher sind jedenfalls ehrlich, ich habe meine ganze Seele reingesteckt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dass ich zum Beispiel keine Freunde mehr haben und keinen Tisch im Restaurant bekommen würde.
Weil man Sie ob Ihrer freizügigen Schreibweise als "Schamlos-Charlotte" bezeichnete?
Viele dachten: Die schämt sich für nichts. Dabei habe ich die "Feuchtgebiete" geschrieben, w e i l ich mich so schämte. Ich fühlte mich unfrei und schamhaft behaftet. Deshalb war ein starker Druck da, mich davon zu befreien.
Die weiblichen Hauptfiguren in beiden Büchern haben viel von Ihnen. Hätten Sie nicht am liebsten selbst mitgespielt?
Hätte ich vielleicht gerne gemacht. Aber ich bin keine Schauspielerin, und ich wollte mir die Verfilmung meiner Romane nicht selbst verbocken. Außerdem: Die Hauptfigur in "Feuchtgebiete" ist Teenager, ich bin 36. Was "Schoßgebete" betrifft: Als ich Lavinia Wilson sah, fiel ich in Ohnmacht – die redet wie ich, ist so nahe dran, dass mir fast gruselig wurde!
In "Schoßgebete" erforscht die Hauptfigur ihre sexuellen Wünsche. Zentral aber ist auch das Thema eines schrecklichen Unfalls. Das stammt aus Ihrem Leben: 2001 verunglückten Ihr Bruder und Ihre beiden Stiefbrüder bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn tödlich. Ihre Mutter wurde schwer verletzt. Sie waren auf dem Weg zu Ihrer Hochzeit gewesen. Im Film hat Regisseur Sönke Wortmann diesen Unfall eindrucksvoll ins Bild gebracht. Können Sie hinschauen?
Ich dachte: Muss ich mir das anschauen? Aber das wäre ja auch feige. Denn wer die Rechte verkauft, weiß doch genau, dass das Buch verfilmt wird. Wer das inszeniert, weiß ja nicht, wie mein Hochzeitskleid aussah. Das ist also nicht Realität, sondern eine Darstellung der Sache. Beim Hinschauen setzte Entspannung ein.
Zur sexuellen Seite der Geschichte: Über Alice Schwarzer haben Sie einmal gesagt: "Frau Schwarzer möchte Sadomaso-Sex verbieten, aber Frauen sind total masochistisch, da wird auch sie nichts ändern können. Ich habe keine Lust, Frau Schwarzer zu fragen, bevor ich im Bett richtig loslege."
Nach "Schoßgebete" kamen Attacken aus derselben Ecke. Die Hauptfigur würde sich den Wünschen des Mannes völlig unterordnen. Sie geht mit ihm auch ins Puff, lässt sich dort auch auf heiße Erotik mit Frauen ein. Doch sie tut das doch sichtlich mit Freude, oder?
Mit Alice Schwarzer wissen Sie also nichts anzufangen?
Was ich geschrieben habe, war für mich eine große Befreiung vom alten Feminismus. Und weil ich so erzogen wurde, habe ich mich wahrscheinlich nach dieser Befreiung gesehnt. Der alte Feminismus ist lustfeindlich, der hilft der Frau nicht.
Ist ein drittes Buch fällig?
Ich habe damit schon begonnen, musste aber wegen der "Schoßgebete"-Verfilmung unterbrechen. Es wird sicher wieder die ehrliche, weibliche Sicht der Dinge.
aber die Charlotte Roche ist eine coole socke
---muasst nit überall dein Senf dazu gebn. Glaub mas is wa gscheida.---
kusch kasperl...
dem Umschlag beurteilen sollte. Nur so geht es und alles anderen sind Deppen.
abkürzen sollen?
auf mein "Lesebuch" heruntergeladen. Es ist schwierig, und generell schwierig, ja auch schwierig zu lesen. Ich habe es nicht auf einmal zu lesen verkraftet.
Ist dieses Buch eine sexuelle Abrechnung, eine Erotische Geschichte, ein Erlebnis? Nichts davon, aber dennoch auch alles davon und noch viel mehr.
Fragen Sie mich bitte nicht, was es ist, es ist glaube ich eine völlig neue Perspektive - nein nicht der Sexualität, sondern des Menschen.
Was dieses Buch aber sicher nicht ist, eine Verneinung der Sexualität, sondern eine Art neue Perspektive.
"...aber Frauen sind total masochistisch..."
Die Frauen, die ich besser gekannt habe, waren sicher nicht masochistisch. Im Gegenteil!
Lustfeindlichkeit in Person - und ist es heute immer noch.