Buntes Barocktheater zum Schauen und Hören
Große Inszenierung: Händels "Ariodante" in der Staatsoper.
Es war die Erstaufführung und zugleich die zweite Händeloper, die in der Geschichte der Wiener Staatsoper unter den Gesichtspunkten der historischen Aufführungspraxis stattfand und bei der das Staatsopernorchester durch ein Originalklangensemble ersetzt wurde.
Am Samstag feierte Händels "Ariodante" Premiere in der opulenten Ausstattung von Vicki Mortimer und in der auf diese Opulenz weidlich zurückgreifenden Regie von David McVicar.
Musikalisch war an diesem Abend nicht nur die Mitwirkung des Originalklangorchesters Les Arts Florissants unter seinem Gründer und Leiter William Christie, die den Abend eindeutig dominierten, auffallend, sondern auch der Umstand, dass man keine Note gestrichen hat. Auch die Chöre (fein intoniert vom Gustav Mahler Chor) und die Ballettmusik nicht – überzeugend von Colm Seery choreografiert und vom Staatsballett getanzt. Womit der Abend viereinhalb Stunden dauerte.
Herausforderung für Sänger
Was bei Les Arts Florissants selbstverständlich ist, nämlich diese Musik stilgerecht zu inszenieren, ist beim Sängerensemble nicht unbedingt so, sind doch die meisten nicht wirklich Spezialisten für Alte Musik. So Wilhelm Schwinghammer als schottischer König, bei dem die etwas brüchige Bassstimme ein freies Aussingen der Koloraturen erschwerte.
Auch Hila Fahima (Dalinda), die über eine wunderbare Stimme verfügt, überzeugte nur bedingt, weil auch sie stellenweise an ihre Grenzen stieß. Rainer Trost war zwar kein stilechter, aber umso stimmsicherer Lurcanio. Den Verschwörer und Auslöser des ganzen Dramas Polinesso verkörperte Christophe Dumaux, der mit seinem Countertenor und seiner eindringlichen Darstellungskunst überzeugte. Chen Reiss war eine hinreißende Ginevra, ebenso Sarah Connolly, die in der Titelpartie einen beinahe schüchternen Ariodante mimt und stimmlich die unzähligen Valeurs in Händels Partitur fein auslotete.
Auch wenn die Tradition, Barockopern am Haus im Ring möglichst authentisch zu spielen, nur sehr kurz ist, war diese auch vom Publikum heftig bejubelte Premiere ein deutliches Zeichen, dass dieses Repertoire in dieser Form ein Muss ist.
Staatsoper: Premiere von Georg Friedrich Händels Oper "Ariodante", 24. 2.
OÖN Bewertung: