Borodin-Quartett brachte Klänge aus einer anderen Welt
Am Mittwoch war das Borodin-Quartett im Linzer Brucknerhaus zu Gast und hat mit Werken von Dmitri Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven unter Beweis gestellt, weshalb dieses russische Kammermusikensemble seit 71 Jahren den Nimbus des Legendären, des Außergewöhnlichen und des Einzigartigen trägt.
Die Energie jedes Einzelnen gilt dem Gesamtklang und der ist eben speziell. Nicht zu viel Vibrato, dynamisch fast ein wenig sparsam und interpretatorisch höchst konsequent der Tradition folgend, ohne diese unreflektiert einfach zu akzeptieren. Das war speziell im eigenwilligen 4. Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch zu erleben, das zu einem atemberaubenden Kosmos tief empfundener Leidenschaft geriet. Ein gewaltiges musikalisches Plädoyer, ungemein dicht und sensibel musiziert.
Nicht minder atemberaubend: Beethovens Große Fuge Op. 133, vom Borodin-Quartett als kompositorische Gratwanderung an die Grenze des Wahrnehmbaren, an die Grenze des musikalisch Verstehbaren geführt. Ein Kammermusikabend der Sonderklasse mit einem Ensemble von Weltrang vor einem nicht einmal halb gefüllten Saal. Das kann nicht nur am Marketing liegen! Wäre es nur Ignoranz, könnte man noch hoffen, so scheint es aber Gleichgültigkeit zu sein, und die ist für jeden kulturellen Diskurs tödlich.
Konzert: Borodin-Quartett (Brucknerhaus Linz, 18. 5.)
OÖN Bewertung: