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Blumfeld: "Der Kraft des Rock ‘n’ Roll wird nichts mehr zugetraut"

Von Lukas Luger, 22. August 2014, 00:04 Uhr
Blumfeld
André Rattay, Jochen Distelmeyer und Eike Bohlken (v.l.n.r.) sind Blumfeld anno 2014. Bild: (Blumfeld)

Wie es anlässlich des 20. Jubiläums ihres Album-Meisterwerks "L’etat et moi" zur Reunion einer der wichtigsten deutschen Bands der vergangenen Jahrzehnte kam, verrät Frontmann Jochen Distelmeyer im großen OÖN-Interview.

OÖN: Die Ankündigung der Reunion-Konzerte kam quasi über Nacht. Wie lang schwirrte Ihnen die Idee einer Blumfeld-Wiederbelebung nach der Auflösung 2006 bereits im Kopf herum?

Jochen Distelmeyer: Es war für mich ähnlich überraschend (lacht). Vor ein paar Monaten wurde ich von einem Blumfeld-Fan auf der Straße angesprochen, der aufgeregt fragte, ob zum 20. Jubiläum von "L’etat et moi" irgendwas geplant sei. Ich hatte das nicht auf der Rechnung, weil ich da noch an meinem Roman schrieb. Beim Schreiben merkte ich aber, dass ich verstärkt Lust hatte, wieder Musik zu machen. Und dann habe ich einfach André (Rattay, Schlagzeuger, Anm.) und Eike (Bohlken, Bassist) angerufen. Wenige Tage später haben wir uns getroffen.

Was für ein Gefühl war es, zum ersten Mal wieder mit Ihren Kollegen im Proberaum zu stehen?

Abgefahren! Das Wiedersehen war ein sehr schöner und vertrauter Moment. Wir spielten die ersten Takte des ersten Songs – es war sofort klar, dass das funktioniert. Wir waren ehrlich erstaunt.

Wie hat sich Ihr Verhältnis zu "L’etat et moi" in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert? Wie zeitnah – oder zeitlos – sind diese Songs heute für Sie?

Diese älteren Stücke derart geballt zu spielen und zu merken, wie gegenwärtig sich diese Nummern anfühlen und wie viel Kraft in ihnen steckt, war doch erstaunlich. Es war keine Erinnerungsarbeit nötig, die Sachen spielten sich von selbst. Das ist der Grund, warum wir diese Konzerte jetzt machen. Wenn das bei den Proben in ein musikalisches Musealisierungsgedöns ausgeartet wäre, hätten wir es bleiben lassen.

Die Gefahr der nostalgischen Verklärung wohnt Reunion-Konzerten allerdings stets inne.

Sicher! Die Erwartung des Publikums kann ich schwer einschätzen, aber für uns fühlt es sich sehr "fresh" an. Und das wollen wir bei den Konzerten rüberbringen.

Werden Sie in Linz das Album komplett und in der Reihenfolge des Originals spielen?

Nein, bereits vor Probenbeginn war klar, dass wir keine Werkschau bringen wollen. Da gibt es zu viele abschreckende Beispiele anderer Bands, die ich als zu kunstbeflissen empfinde. Es geht schließlich um Rock’n’Roll und einen guten Abend!

Reunions, Tribute-Alben und Live-Performances von Alben in voller Länge sind derzeit en vogue. Sehen Sie die Gefahr, dass die Vergangenheit zur Gefahr für die Zukunft der Musik wird?

Das ist der springende Punkt. Viele Bands gehen hinter so einem komischen musealen Kunstbegriff in Deckung. Der Kraft des Rock’n’ Roll wird heute nichts mehr zugetraut. Für mich ist das Ausdruck eines um sich greifenden Vertrauensverlusts in das Musikmachen.

Wie sieht die Zukunft von Blumfeld aus?

Wir nehmen uns nichts vor. Aber man merkt bei den Proben doch, dass die Bereitschaft, nichts auszuschließen, vorhanden ist.

 

Heute vor exakt 20 Jahren erschien Blumfelds Meisterwerk „L’etat et moi“

Für die deutschsprachige Rockmusik ist der 22. August 1994 ein historisches Datum. An diesem Tag erschien „L’etat et moi“, das zweite Album der Hamburger Band Blumfeld. Das Album der Formation um Jochen Distelmeyer taucht regelmäßig in den Kritikerlisten der „besten Alben aller Zeiten“ deutscher Musikmagazine auf. Distelmeyers verdichtete deutschsprachige Texte, vorgetragen in einem gewöhnungsbedürftigen Sprechgesang, trafen da auf einen von Noise geprägten Indie-Rock, der sich an Pavement und Sonic Youth orientierte. Der Einschlag, den „L’etat et moi“ hinterließ, ist bis heute sichtbar. War deutscher Pop und Rock zuvor ein belächeltes Gewerbe, so zeigten Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic, dass sich deutschsprachige Musik nicht vor ihren anglo-amerikanischen Vorbildern zu verstecken braucht.

 

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