Bernstein, Karajan und ein Guerilla-Probespiel
40-jähriges Bühnenjubiläum: Geiger Heinz Haunold feiert am Sonntag im Brucknerhaus mit Freunden und Wegbegleitern.
Es hatte etwas von einer Guerilla-Aktion, wie Heinz Haunold 1983 - mit nur 27 Jahren - zum Ersten Konzertmeister des Bruckner Orchesters wurde. Zum Probespiel beim damaligen Chefdirigenten Theodor Guschlbauer hatte er sich verspätet, weil er mit dem Wiener Kammerorchester im Linzer Brucknerhaus gastierte. Nach der Probe schlich er zum geheimen Vorspielen, im abendlichen Konzert geigte er mit der Gewissheit einer Job-Zusage, weil Guschlbauer ganz angetan gewesen war. 34 Jahre lang saß er fortan bei den Bruckerianern zur Linken des Dirigenten. Im Juni endete Haunolds Konzermeister-Epoche. Wer nun denkt, dass der 62-Jährige seine 1736 von Carlo Antonio Testore gebaute Violine im Ruhestand verstauben lässt, der kennt den "Heinz" nicht – wie Haunold oft in der dritten Person über sich spricht. Am Sonntag wird er mit Freunden und Weggefährten sein 40. Bühnenjubiläum im Linzer Brucknerhaus (19.30 Uhr) zelebrieren.
Anfänge in Vöcklabruck
Als überdurchschnittlich musikalisch war er schon im Gymnasium in Vöcklabruck aufgefallen. Sein Vater ließ ihn Geige lernen. Parallel zur Schule pendelte Haunold ins Salzburger Mozarteum, wo sich ein Todes- zu einem Glücksfall verkehrte. "Bei meinem ursprünglichen Geigenlehrer hat so gut wie keine Stunde stattgefunden, stattdessen waren wir im Café oder sonst wo. Der ist bald gestorben, und Helmut Zehetmair wurde mein Lehrer. Bei ihm habe ich das große künstlerische Diplom gemacht", sagt Haunold. Seine Mutter stöberte auf, dass sich Jugendliche aus aller Welt für das "Orchestre Mondial des Jeunesses Musicales" bewerben können. Haunold, der gerade trotz 300 Fehlstunden ("das Klassenbuch hab’ ich noch") maturiert hatte, wurde genommen. Es war jenes Jahr, in dem dieses bedeutende Nachwuchs-Orchester von Leonard Bernstein dirigiert wurde. Haunold: "Ohne diese Erfahrung, hätte ich mich nicht für diesen Beruf entschieden."
Schwärmend erzählt er von Geigenpapst Max Rostal, bei dem er mit Unterstützung der Alban-Berg-Stiftung in Bern studieren durfte ("für die Schweiz hab’ ich mich auch wegen der Skigebiete entschieden"). Fortan musizierte er unter Dirigaten von Herbert von Karajan und Carlos Kleiber.
In all den Jahren habe er ein einziges Mal einen Dienst verschwitzt. Er saß im Linzer Café Traxlmayr, als im Landestheater eine Rigoletto-Vorstellung anhob, bei der er spielen sollte. In letzter Minute wurde er telefonisch verständigt. Er kam zu spät, aber es ging sich aus. Wie sich alles in Haunolds Leben ausging: Ein Wirbelbruch, den er sich beim Skifahren zugezogen hat, um seine Frau, die Sängerin Jessie Ann de Angelo, nach deren Sturz zu schützen. Oder ein komplizierter Handbruch nach einem Unfall im Haus seiner Mutter. Alles ist ausgeheilt. Am Sonntag wird von einer Beeinträchtigung nichts zu hören sein. Herzlichen Glückwunsch, Heinz Haunold!
H. Haunold - 40-jähriges Bühnenjubiläum, Brucknerhaus, 17. Dezember, 19.30 Uhr, mit dem BrucknerHausEnsemble , Nachum Erlich, Benjamin Ziervogel, Wolfgang Klos, Nefelina Musaelyan.