Bei Julian Rachlin darf Musik auch einmal einfach nur schön sein
Konzert-Kritik: Der Violinist und das English Chamber Orchestra überzeugten mit perfekt intonierter Musik Ludwig van Beethovens.
Normalerweise läuft das Schöne in der Musik Gefahr, zu einem routinierten Abspulen zu mutieren, die aber nicht unbedingt durch brodelnd feurige Emotionen mitreißen. Ganz anders am Dienstag im Brucknerhaus, wo Julian Rachlin mit dem English Chamber Orchestra sowohl als Solist als auch als Dirigent musizierte.
Ein Musizieren, das von Ästhetik geprägt war, von einem noblen Spiel der Kräfte, bei dem allerdings dennoch mehr passierte als bloß schöner Schein. Dazu eignet sich die Musik Beethovens auch nur bedingt, denn der revolutionäre Ansatz, in seinem Violinkonzert, kann nicht durch Schönheit weggeleugnet werden und die brodelnde Lava in seiner VII. Symphonie eignet sich auch nur bedingt dazu, sie bloß schön zu spielen.
Dennoch zelebrierte Julian Rachlin jede Phrase im Violinkonzert, ließ sich Zeit, Gedanken zu Ende zu führen, gab ihnen Raum, ließ sie frei ausschwingen. Julian Rachlin beherrscht das Geigenspiel perfekt und braucht nicht durch platte Virtuosität zu glänzen, sondern kann sich auf seine emotionale Sicht unendlicher Schönheit konzentrieren.
Bei der VII. Symphonie Beethovens geht es schon forscher zu, doch auch hier achtet Rachlin trotz aller Attacke auf ausgewogene Balance und samtige Wärme. Der Trauermarsch war kein schwerfälliger Kondukt oder umgekehrt ein kantiges Aufbegehren, sondern vielmehr ein stilvolles Abschiednehmen voller Harmonie und Gleichklang.
Das exzellente English Chamber Orchestra war zu dieser orgiastischen Reise zur Klangpracht bereit und zeigte sich von der besten Seite. Auch bei Beethovens Coriolan-Ouvertüre op. 62, die man als Draufgabe nicht minder edel in den Raum setzte. Viel Jubel und Standing Ovations.
Brucknerhaus: Konzert mit dem English Chamber Orchestra und Julian Rachlin, 21.11.
OÖN Bewertung:
Ein Spitzenkonzert
Wenn sich ein Weltklassegeiger wie Julian Rachlin mit einem europäischen Spitzenorchester vereinigt, dann kann sich der Konzertbesucher auf ein besonderes musikalisches Ereignis freuen. So geschehen im Brucknerhaus. Beethovens Violinkonzert in einer unglaublich dynamischen und dabei einfühlsamen Interpretation mit wunderbar gespielten Kadenzen. Das English Chamber Orchester begleitet perfekt. Einfach begeisternd.
Nach der Pause die 7. Beethoven mit Julian Rachlin als Dirigenten. Eine emotionale, dabei nicht überdrehte Interpretation. Völlig zu Recht Standing Orvations.
Unverständlich, dass in Linz diese Weltklassepaarung nicht ausverkauft ist.