Austropop-Ikone, Fernsehliebling und Skandalnudel
Ehrentag: Sänger, Moderator, Schauspieler, Entertainer und Musicalautorfeiert Reinhard Fendrich feiert am Freitag seinen 60. Geburtstag.
Er begann als Liedermacher mit feinem Gespür für unsentimentale Liebeslieder und herrlich gfeanzte Sozialsatire. Dann wagte er den Sprung ins Fernsehfach und bezirzte durch generationenübergreifenden Schwiegersohn-Charme die TV-Nation. Nur um sich schließlich mit lautstark über den Boulevard ausgetragenen (Koks-)Affären der Lächerlichkeit preiszugeben und sich die Karriere beinahe zu ruinieren. Heute feiert Rainhard Fendrich seinen 60. Geburtstag.
Im Triumvirat des Austropop nimmt der am am 27. Februar 1955 in Wien-Alsergrund geborene Fendrich neben dem 2007 verstorbenen, philosophierenden Alltagsmelancholiker Georg Danzer und dem raunzenden Testosteronbolzen Wolfgang Ambros die dankbare Rolle des süffisanten Schmähbruders ein. Eine Position, die der vierfache Vater (drei Söhne, ein Tochter verstarb 1989 im Alter von 17 Monaten) mit seiner Durchbruchssingle "Strada del Sole" (1981) einnahm und in Folge mit leichtgewichtigen Hits wie "Es lebe der Sport" oder "Macho Macho" erfolgreich zementierte.
In den Neunzigern verlagerte der Kurzzeit-Jusstudent seinen Fokus aufs Fernsehen. 1993 übernahm Fendrich die Moderation der Kuppelsendung "Herzblatt" sowie der kurzlebigen Unterhaltungsshow "Nix is fix". Die Präsentation des "Millionshow"-Vorläufers "Alles ist möglich" gab er im Jahr 2000 nach nur sechs Folgen wieder ab.
Während die ab 1997 gemeinsam mit Danzer und Ambros als "Austria 3" veranstalteten Konzertreisen triumphal verliefen, versandeten Fendrichs Solo-Aktivitäten trotz kommerziellen Erfolgs zusehends in der künstlerischen Beliebigkeit. Aalglatte Produktion plus erhobener Zeigefinger in den Texten erwiesen sich auf Werken wie "aufLeben" ('04), "hier+jetzt" ('06) oder "Meine Zeit" (2010) als nur wenig erquickliche Kombination.
Kaum erbaulicher verliefen für den gläubigen Katholiken die vergangenen eineinhalb Jahrzehnte auch im privaten Bereich 2003 ließ er sich öffentlichkeitswirksam nach 19 Jahren von Andrea scheiden, auch von seiner jetzigen Frau Ina lebt er getrennt. Kratzer im Saubermann-Image hinterließ die Verurteilung wegen Kokainbesitzes 2006.
Eine Rückbesinnung auf seine kreativen Wurzeln soll kommendes Jahr wieder den Karriere-Turbo zünden. Anfang 2016 feiert sein Musical "I Am From Austria" im Wiener Ronacher Premiere. Für Fendrich, der 1982 als "Judas" in "Jesus Christ Superstar" gefeiert wurde, schließt sich ein Kreis.
Reinhard Fendrich: "I am from Austria"
Sorry, aber Reinhard Fendrich wurde 1982 nicht als "Judas", sondern als "Simon Zelotes" im Theater an der Wien gefeiert. Diese Rolle hat er vor einem begeisterten Publikum professionell gesungen und getanzt. "Judas" wurde - ebenfalls ganz großartig - von Alexander Goebel gespielt. Der Abend ist mir aufgrund dieser beiden hervorragenden österreichischen Darsteller bestens in Erinnerung geblieben.