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"Auf Englisch zu schreiben, war für mich auch ein Schutz"

Von Nora Bruckmüller, 07. April 2017, 12:04 Uhr
Ein sensibler Strizzi
Voodoo Jürgens war einmal Friedhofsgärtner – das passt. (W. Bohusch) Bild: Wolfgang Bohusch

Liedermacher Voodoo Jürgens über Dialekt, klare Momente und warum er nicht gleich so gesungen hat, wie er es immer wollte. Am 14. April gastiert Voodoo in Wels und im Sommer auf Burg Clam.

Weichgespülter Pop ist Teil des öffentlichen Lebens. Das ist hinzunehmen – Ohren zu und durch. Deshalb tut es gut, Musik zu hören, die rauer, dreckiger daherkommt. Lieder, gesungen im einschneidend-derben Wiener Dialekt, so wie es Voodoo Jürgens bei "Gitti" oder "Heite grob ma Tote aus" tut.

Der in Wien lebende Künstler, der im normalen Leben David Öllerer heißt, richtet sich auch genau so her, wie seine Nummern klingen, die sich wie Beisl-Kultur und "Kaisermühlen Blues" für die Ohren anfühlen. Ein bisserl abgefuckt. Doch wie seine Lieder muss man Voodoo Jürgens auf sich wirken lassen, damit Poesie, Sensibilität und Verstand einsickern können.

So rollt einer wie Voodoo nicht besoffen um fünf Uhr Früh aus einem Gürtel-Tschecherl und hat nebenbei im Delirium eine Wahnsinns-Idee für eine Nummer geboren.

Mit Methode zur Melodie

"Wenns’d um fünf Uhr in der Früh angesoffen irgendwo herauskommst, schreibst du bestimmt kein Lied, das du dir selbst am nächsten Tag noch anhören kannst", sagt der gebürtige Niederösterreicher und lacht.

"Um wirklich Gutes zu schreiben, braucht man einen klaren Moment. Es soll gar nicht die Botschaft sein, dass man sich ins Eck stellen muss, um etwas zu haben, über das man schreiben kann." Im Idealfall greife man auf Erlebtes zurück.

Wie er an den Texten seines Albums "Ansa Woar" (2016) gearbeitet hat, wird Ungläubigen auch die letzten Phantasien über wildromantisch-arges Schreiben nehmen. "Ich habe vorher mit einer Freundin über Rhythmus gesprochen. Darüber, dass es gut ist, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und dann ab 9 Uhr die ersten drei Stunden für diesen Tag zu arbeiten und am Nachmittag dann Ideen, Hörbeispiele und Geschichten zu überarbeiten." Und das hat der Vater einer Tochter dann auch gemacht. Drei Monate lang.

Zeit des Wachsens hat Voodoo gebraucht, was seine Musikalität betrifft. Für seine Band "Die Eternias", die es bis 2014 gab, hat er auf Englisch geschrieben. "Warum ich das gemacht habe? Darüber grüble ich sogar heute noch nach", sagt er. "Ich habe das Wörterbuch genommen und war mir oft gar nicht sicher, ob das Wort, das ich gefunden habe, hundertprozentig passt." Das habe ihn gewurmt.

"Aber auf Englisch zu schreiben war für mich irgendwie auch ein Schutz, um noch mehr Gefühl für das Musizieren zu bekommen und um nicht gleich einmal etwas Gewichtiges zu sagen." Denn eines sei klar: "Singt man im Dialekt, macht man sich viel verwundbarer."

Angesichts seines jetzigen Erfolgs war diese Strategie Gold wert. Aus dem nicht ausgelernten Konditor aus Tulln wurde so ein feinsinniger Liedermacher, der Lebensthemen in kleinen, harten Episoden erzählt. Vielleicht braucht David Öllerer dafür irgendwann auch das Mascherl Voodoo Jürgens nicht mehr.

Die Termine

Voodoo in Wels: 14. April, Alter Schl8thof, 20 Uhr
Voodoo beim OÖN-Konzertsommer auf Burg Clam:
Mit Seiler und Speer, Hans Söllner, 28. Juli, ab 19.30 Uhr
Karten: OÖN Linz, Wels, Ried/Innkr., unter der Service-Tel. 0732 7805 805, www.wasistlos.at

Zur Person: Voodoo Jürgens ist David Öllerer, am 2. August 1983 in Tulln an der Donau (NÖ) geboren. Eine Lehre zum Konditor brach er ab. Mit 19 ging er nach Wien, wo er zuerst im 15. Bezirk wohnte. Er experimentierte musikalisch, war im Lokal „Flex“ daheim. Bis 2014 war er Mitglied der Band „Die Eternias“. Die Musiker gaben sich bei jedem Album ein Pseudonym, sein letztes war Voodoo Jürgens. Nach der Band startete er seine Solo-Karriere. Das Album „Ansa Woar“ (2016) erreichte Platz 1 der Ö3-Album-Charts. Er ist wie Julian LePlay für fünf Amadeus-Awards nominiert.

 

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