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Angela Merkel unterliegt im Feenreich

Von Peter Grubmüller, 03. August 2013, 00:04 Uhr
Angela Merkel unterliegt im Feenreich
Leim (Florian Teichtmeister), Knieriem (Nicholas Ofczarek) und Zwirn (Michael Maertens , v.l.) Bild: APA

Salzburger Festspiel-Premiere von Nestroys „Der böse Geist Lumpazivagabundus“

Ein Punk-Dröhnen auf der Saugeige mit viel Elektrolärm kracht noch vor dem ersten gesprochenen Satz über die Bühne. Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann schwingt bei den Salzburger Festspielen die Keule, ohne Gefangene zu machen. In seiner allerersten Nestroy-Inszenierung peppt er „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ zu einer grellen und in ihrer Vordergründigkeit auch fallweise nervenden Revue auf, die sich am Ende wieder einfühlsam mit den von Lust dominierten Freigeistern gegen die Kleinkarierten verbrüdert. Hartmann bückt sich um Ikea-Witze und lässt vom Abba-Evergreen „Money, Money, Money“ bis zum Schürzenjäger-Schunkler „Sierra Madre“ für jeden etwas dabei sein. Am Donnerstag fand auf der Halleiner Perner-Insel die Premiere statt, ab 6. September wechselt die Produktion ins Burgtheater.

Lumpazivagabundus (furchterregend: Max Mayer) sieht aus wie ein beim „Jedermann“ entflohener Teufel. Er treibt den Sterblichen die Tugenden aus. Ein Menschenversuch mit Tischler Leim, Schuster Knieriem und Schneider Zwirn soll klären, ob Glücksfee Fortuna oder Liebesfee Amorosa die Mächtigere im Feenreich ist. Zwei Handwerker verschleudern ihr Glück, die wahre Liebe triumphiert, den grauslichen Unglücksgeist lässt Hartmann am Ende von Amorosa als Schoßhündchen an die Leine nehmen.

Als Fortuna parodiert Maria Happel zauberhaft Angela Merkel mit wie nach unten operierten Mundwinkeln. Sie spricht und gestikuliert im Kanzlerin-Modus, und die bemühte Pagenkopf-Frisur hält trotz der Affenhitze. Die Feen residieren in einem von goldenem EU-Sternenkreis gerahmten Reich, wo sich die guten Geister bevorzugt um jene kümmern, die kritiklos mitmachen.

So einer ist Knieriem keinesfalls. Nicholas Ofczarek mit Walrossbart sieht aus wie Helmut Qualtinger. Er schont sich beim heiteren, gleichsam bedrückenden Verfall des Schusters vom gewaltbereiten Bier- zum Branntwein-Säufer in keinem Moment. Er singt hinreißend (etwa das Publikum-Mitmach-Lied „Eduard und Kunigunde“) und kontrastiert die Figur mit liebevollem Faible für Astronomie famos. Michael Maertens ist ein etwas zu quirlig-geiler Zwirn mit ziegenhaftem Dauerkichern. Florian Teichmeister passt der an Werten zuverlässige Leim hervorragend. Er ist der Einzige, der Nestroys Sprache bis zur pittoresken Schlussszene durchzieht.

Nach flotten bis krawalligen drei Stunden (mit Pause) ist das Publikum in Feierstimmung. Wer Erleuchtung sucht, ist in Hartmanns „Lumpazi“ verkehrt, zur Unterhaltung taugt er bestens.

Salzburger Festspiele: „Lumpazivagabundus“, von Johann Nestroy, Regie: Matthias Hartmann. Perner-Insel, Hallein, Premiere: 1. August.

OÖN Bewertung:

 

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1  Kommentar
1  Kommentar
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Ameise (45.683 Kommentare)
am 03.08.2013 10:05

EU-Sternenkreis gerahmten Reich,wo sich die guten Geister bevorzugt um jene kümmern,die kritiklos mitmachen.
So stelle ich mir Kunst vor.
Eine köstliche Realsatire...
grinsen grinsen grinsen

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