Alles andere als nur so lala
Damien Chazelles in 14 Kategorien nominiertes "La La Land" hat die Chance, als erst elftes Musical den Oscar für den besten Film zu gewinnen.
Morgen feiert sich Hollywood wieder selbst, wenn im Dolby Theatre in Los Angeles zum 89. Mal die Academy Awards (vulgo Oscars) verliehen werden. Als Favorit geht mit "La La Land" und seinen Stars Emma Stone und Ryan Gosling ein Streifen ins Rennen, um die begehrte Statuette, der als romantische Hommage an die Blütezeit des Film-Musicals ebenso zu lesen ist wie als Entzauberung der Traumfabrik, in der Erfolg seinen Tribut fordert.
Mit 14 Nominierungen teilt sich das kinematografische Wunderwerk des 32 Jahre alten US-amerikanischen Regisseurs Damien Chazelle den Rekord mit der Showbiz-Tragikomödie "Alles über Eva" (1951) und James Camerons Schiffsuntergangs-Romanze "Titanic" (1998). Bis Ende der 1960er Jahre waren neun Leinwand-Musicals in der Hauptkategorie "Bester Film" preiswürdig. Es folgte eine jahrzehntelange Durststrecke für das Genre, die erst durch "Chicago" beendet wurde.
Von der Nominierungsflut überrascht zeigte sich der oberösterreichische Programmkino-Enthusiast Wolfgang Steininger (Local-Bühne Freistadt, Moviemento und City-Kino in Linz), vor allem für ein Musical, das sich heute der Mittel der 40er und 50er Jahre bediene. "Das lässt auf ein bisschen Sehnsucht nach dem guten, alten Kino schließen." Damien Chazelles Film zeichne "eine gut erzählte und berührende Geschichte sowie sympathische, gute Schauspieler" aus. In "La La Land" erkennt der Cineast durchaus Verweise auf seinen Lieblingsfilm, Jacques Demys französisches Leinwand-Musical "Die Regenschirme von Cherbourg" (1964) mit Catherine Deneuve und Nino Castelnuovo in den Hauptrollen. Etwa die Farbenpracht, die so umgesetzt werde, "dass die Zuckerlfarben nicht anstrengend und enervierend werden", sagt Steininger.
Matthias Davids, Chef der Musical-Sparte am Linzer Landestheater, erachtet die Kameraarbeit von "La La Land" als oscar-würdig, findet die schauspielerische Leistung von Emma Stone "fantastisch – aber tänzerisch waren die zitierten Vorbilder Fred Astaire und Ginger Rogers wesentlich besser. Als Verbeugung vor diesen Musical-Filmen ist das Gesamtpaket sehr gelungen". Die Frage, wieso das heute noch funktioniert, stellt er sich auch: "Vielleicht ist eben jetzt eine Zeit, in der man diese Kunstwelt einfach mag. Offensichtlich trifft ,La La Land‘ einen Nerv."
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