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Alfred Dorfer: „Ich bin kein Vorbild“

Von Lukas Luger, 15. März 2013, 00:04 Uhr
„Ich bin kein Vorbild“
In seinem Programm »Bis jetzt« blickt Alfred Dorfer zurück - nicht nur auf die eigene Biografie. Bild: privat

Alfred Dorfer ist eine absolute Fixgröße der österreichischen Kabarettszene. Mit seinem aktuellen Programm „Bis jetzt“ gastiert der 51-Jährige in Aigen/Schlägl, Braunau, St.Georgen an der Gusen, Vöcklabruck und Linz.

Im großen „was ist los?“-Interview spricht der Kabarett-Star über das aktuelle Stück, seine „Tatort“-Rolle und die geplante Zusammenarbeit mit dem Burgtheater.

Was hat Ihnen die Reise in die Vergangenheit, die Sie in Ihrem aktuellen Programm „Bis jetzt“ unternehmen, gelehrt?
Mir ist aufgefallen, dass sich viele Dinge in diesem Land wiederholen. Man denkt: „Aha, interessantes Phänomen!“ Und dann kommt man drauf, dass es alles früher schon gab – nur mit anderen Namen. So wurde aus einer Retrospektive plötzlich ein sehr aktuelles Stück.

Ist Ihnen Nostalgie verhasst?
Ich war nie jemand, der sentimentale Gefühle gegenüber seiner eigenen Vergangenheit oder der Vergangenheit an sich hatte. Diese „Früher-war-alles-besser-Haltung“ war mir immer suspekt. Es gibt keinen Grund für mich nostalgisch zu sein, weil ich mich gerne in der Gegenwart bewege. Meine Lebenseinstellung ist nicht: „Ui, heute ist alles so schwierig und früher war’s so lustig.“ Diese Haltung transportiert auch das Stück.

Sie spielen „Bis jetzt“ seit drei Jahren. Entwickeln sich Ihre Stücke im Laufe der Zeit weiter?
Wenn Sie das Programm in der Premiere gesehen haben und sich dann Vorstellung Nummer 100 anschauen, werden Sie merken, dass es vom Rahmen das gleiche Stück ist, nicht aber vom Inhalt. Dieser wird laufend aktualisiert. Als Künstler hat man so nicht das Gefühl, ständig nur zu reproduzieren und fürs Publikum ist es auch spannender.

Fehlt Ihnen die Interaktion mit dem Publikum, wenn Sie wie zuletzt beim „Tatort“ vor Fernsehkameras stehen?
Für den Film zu arbeiten, ist wie in einem Labor zu werkeln. Man produziert etwas, aber das Feedback folgt erst ein Jahr später. Auf der Bühne wird hingegen jeder Fehler als Fehler erkannt. Die Bühne ist meine Herzensangelegenheit.

Im „Tatort“ spielten Sie eine sehr österreichische Figur, einen hinterfotzigen Mitläufer mit politischen Ambitionen. Was hat Sie daran gereizt?
Mich hat gereizt, dass es eben eine sehr typische Figur ist. Diese Figuren gibt es ja nicht nur in der Politik, sondern in allen Arbeitsbereichen. Und sicher auch in der Medienwelt.

Zapft man für so eine Rolle den eigenen inneren Schweinehund an?
Der eigene Schweinehund ist immer wichtig. Wenn man den anzapft, hat das etwas sehr Befreiendes. Die Situation ist außergewöhnlich: Du darfst ein Schweinehund sein – und wirst auch noch dafür bezahlt (lacht).

Können Sie sich vorstellen, ohne die Bühne zu leben?
Wenn ich’s mir aussuchen kann, dann nicht. Es kann ja sein, dass es irgendwann heißt: „Geh, auf der Bühne wollen wir den nimmer seh’n, aber schreiben darf er noch.“ Das könnte ja biografisch auf mich zukommen. Aber wenn ich die Wahl habe, bleibe ich der Bühne erhalten.

Fühlen Sie sich manchmal einsam auf der Bühne?
Nein. Einsamkeit spüre ich nur in diesen zwei, drei Minuten, bevor ich auf die Bühne gehe und weiß, jetzt kommt’s auf mich an.

Pflegen Sie in diesen Momenten bestimmte Rituale?
Ja, ich rauche. Ich bin kein Vorbild für die Jugend (lacht).

Sie schreiben im Auftrag von Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann ein Stück. Wie ist der Status quo?
Fertig werden soll’s im April. Dann werde ich es vorlegen und die Verantwortlichen entscheiden bis Sommer, ob es für das betreffende Haus geeignet ist. Drehen wird sich das Stück, eine Tragikomödie, um die Diskrepanz, dass man sich etwas vornimmt, während das Leben ganz eigene Wege geht.

Fällt es Ihnen schwer, Ihr Werk freizugeben und von anderen umgestalten zu lassen?
Ich kenne diese Erfahrung von „Indien“, das von unzähligen Theatern im deutschen Sprachraum gespielt wurde. Ohne uns, mit anderer Inszenierung. Das Skript aus der Hand zu geben und zu schauen, was andere daraus machen, damit habe ich kein Problem. Wenn mir das Resultat nicht gefällt, ärgere ich mich – sag’ aber nix. (lacht).

Hegen Sie neben dem Theater weitere Pläne für die Zukunft?
Ich spiele auf Deutsch in diversen europäischen Städten, quasi als Botschafter der deutschen Sprache. Angefangen hat es in Belgrad und Brüssel, jetzt geht’s nach Mailand, Sofia und Lissabon. Das finde ich spannend, weil es ein eigens adaptierter Abend für eine kleine Community sein wird.

Würde es Sie reizen, Ihre Stücke in eine andere Sprache, etwa Englisch zu übersetzen?
Das ist ein Projekt, das ich seit fünf Jahren verfolge. Die größte Hürde ist einen Übersetzer zu finden. Schmähkompatibel ist der englische Humor mit dem österreichischen auf jeden Fall. Beim Comedy-Festival in Edinburg oder auch einmal in London aufzutreten – das hätte schon was.

Zur Person

Nach ersten Erfolgen mit der Kabarettgruppe „Schlabarett“ startet Alfred Dorfer (*11. Oktober 1961) 1993 seine Solo-Karriere mit dem Programm „Alles Gute“. Die Verfilmung von „Indien“ (1993) bringt den internationalen Durchbruch. 1998 startet die Beamten-Sitcom „MA 2412“. Von 2004 bis 2010 läuft die satirische ORF-Talkshow „Dorfers Donnerstalk“. Mit seiner Dissertation „Satire in restriktiven Systemen Europas im 20. Jahrhundert“ wird er 2011 zum Dr. Dorfer.

OÖ-Termine

Mit „Bis jetzt“ gastiert Alfred Dorfer auch in Oberösterreich: 15. März: Aigen/Schlägl, KIKAS, 16./ 17. März: Braunau, GUGG 14. April: St. Georgen an der Gusen, Aktivpark 2. Mai: Vöcklabruck, Stadtsaal 7. Mai: Linz, Posthof


 

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