57. Biennale von Venedig: Der Jahrmarkt der Kunst
Die Schau für zeitgenössische Kunst öffnet heute für das Publikum, bis 26. November werden eine halbe Million Besucher erwartet.
Jedes zweite Jahr macht sich die Kunstszene auf den Weg in die Serenissima. Mehr als 500.000 Menschen werden auch heuer wieder zur Kunstbiennale in Venedig erwartet. Das von Kommissärin Christine Macel ausgerufene Thema lautet "Viva Arte Viva" – ein Plädoyer für die Künstler und deren Arbeit.
Der Österreich-Pavillon
Für den österreichischen Pavillon in den Giardini hat Christa Steindle zwei Künstler eingeladen, die in ihrer Arbeit unterschiedlicher wohl nicht sein könnten: Brigitte Kowanz mit ihren durchdachten Lichtobjekten, die in einem temporären Anbau des Pavillons Platz finden und Erwin Wurm, mit seinen teils interaktiven Skulptur-Installationen, prallen aufeinander.
Wurm ruft förmlich dazu auf, sich die Objekte im wahrsten Sinne des Wortes "einzuverleiben" und als "one minute sculpture" selbst Teil des Kunstwerkes zu werden. Im Außenbereich dominiert seine begehbare, phallusartige LKW-Skulptur das Areal.
Konträr dazu die subtilen Lichtskulpturen von Kowanz. Ihre komplexen, poetischen Arbeiten sind dem Flüchtigen, nicht Greifbaren gewidmet. Die Verbindung von Licht mit Daten und dem Digitalen lautet das Konzept. Hinter den Leuchtkörpern verlaufen Bänder mit Morsezeichen, die Meilensteine der Digitalisierung wie den Start von Wikipedia oder die Nutzung des Internets für die Öffentlichkeit markieren. Obwohl beide dem Ansinnen von Kommissärin Christine Macel, dass Kunst auch Spaß machen kann und nicht immer politisch interpretiert werden muss, entsprechen, hat man ihnen mit der gemeinsamen Einladung keinen guten Dienst erwiesen. Der Kompromiss, es allen recht machen zu wollen, war ein schlechter, da er keinem gerecht wird.
Im deutschen Pavillon findet sich eine spannende, aber schwer verdauliche raum- und zeitgreifende Perform-Arbeit von Anne Imhof. Den "Viva Arte Viva"-Pavillon kuratierte Christine Macel selbst. Er bildet den Startpunkt für das Konzept der neun "Trans-Pavillons", erzählt von der Person der Künstlerin/des Künstlers, vom Kunstschaffen und von Gefühlen und Empfindungen. Diese "Trans-Pavillons" setzen sich dann im Arsenale, dem zweiten großen Standort der Biennale, fort. Dort finden sich heuer viele raumeinnehmende, oft auf handwerkliche Techniken zurückgreifende, subtile Werke, die die Sinne ansprechen. Das Publikum freut’s. Fotomotiv Nr. 1 wird wohl die Arbeit von Claudia Fontes, "The horse problem", werden.
Oberösterreicher im Palazzo
Zahlreiche "Collateral Events" bilden das Rahmenprogramm der Biennale. Hier findet man Eingang in Palazzi und Kirchen, in denen die künstlerischen Arbeiten oft konzentrierter und fassbarer sind als in der Unendlichkeit des Arsenale.
Im Palazzo Mora präsentieren die Oberösterreicher Josef Baier, Christine Bauer, Herbert Egger und Andreas Sagmeister ihre Arbeiten. Und hinter den uralten Mauern eines Klosters auf der Giudecca macht der finnische "Research Pavillon" Lust auf Kunstforschung. Die Biennale 2017 feiert das Leben und die Kunst.
Die Schurnalistenlehrlinge denken nur an Sex. Oder gibts sonst eine Begründung dafür, dass ein kopfüber stehender Lkw ein Phallussymbol sein soll?