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„King Arthur": Ja, so warn’s, die alten Rittersleut’

Von Silvia Nagl, 21. Jänner 2013, 00:04 Uhr
Ja, so warn’s, die alten Rittersleut’
Die Herren aus dem Schauspielensemble in der Musiktheater-Produktion: Dulisch, Bammer, Bonn, Köhler, Klein, Sotke, Subramaniam, Büchner, Oliveira Bild: (Brachwitz)

„King Arthur“ als höchst vergnügliches Ritterstück im Landestheater Linz

Zitternd, beinahe nackt, erbarmungswürdig frierend singt Schauspieler Christian Manuel Oliveira auf berührende Art den berühmten „Cold Song“ – das lässt niemanden kalt. Das ist nur eines der vielen Beispiele an diesem Abend, die zeigen, dass Regisseur Olivier Tambosi offensichtlich die Gabe besitzt, aus jedem Einzelnen jene Talente herauszukitzeln, von denen er vielleicht bislang selbst gar nicht so genau wusste.

Spielen, singen, musizieren

Schauspieler Bastian Dulisch steht locker zwischen Tenor Matthäus Schmidlechner und Bass Seho Chang, liegt im Bett zwischen den Sängerinnen Christiane Boesiger und Martha Hirschmann – und wagt sich stimmlich in hohe Sphären eines Countertenors. Schauspieler Georg Bonn zupft die Gitarre, sein Kollege Manuel Klein streichelt das Cello, Schauspieler Björn Büchner gibt schweißtreibend den Rhythmus vor, Klaus Köhler ist ein irrer Artus-Sohn, Tänzer Morgan Reid würgt die E-Gitarre wie dereinst Jimi Hendrix...

Alle neun für diese ungewöhnliche Produktion engagierten Ensemble-Mitglieder aus dem Landestheater-Schauspielbereich singen und musizieren, dass es eine wahre Freud’ ist! Sopranistin Christiane Boesiger wiederum wuselt eine verführerische Sex-Bombe durch das Geschehen, mimt mit viel Augenzwinkern Artus’ Gattin Ginvra, die ihre Einsamkeit mit ständig wechselnden Ritterspielen im ehelichen Gemach zerstreut.

Das sind nur einige Beispiele dieses an Überraschungen reichen Musiktheaterabends. Olivier Tambosi hat die Musik von Henry Purcell (1658–1695) genommen, die Takeshi Moriuchi mit dem Bruckner Orchester interpretiert und sauber, ruhig und stilgerecht aus dem Orchestergraben kommt.

Auf der Bühne aber steppt der Bär! Nachdem Tambosi das Libretto von John Dryden zu fad war, hat er den Roman von US-Autor Donald Barthelme (1931–1989) als Basis genommen, der die „King Arthur“-Legende in das London der 40er-Jahre versetzt hat. Das macht die Story zwar um keinen Deut verständlicher, aber um Welten lustiger! „Ihr seid Anachronisten“, sagt Walter der Mittellose (in reduzierter Komik wieder großartig Vasilij Sotke) zu den Rittern. Ja, so ist es. Und es wirkt auch immer so, als ob eine Handvoll testosterongebeutelter Mannsbilder abenteuerliche Ritterspiele im finsteren Wald vollführt.

Komik der Monty Pythons

Tambosi kramt in seiner unendlich großen Fantasiekiste, ständig gibt es etwas zu sehen und zu staunen, dort ein witziges Detail, da eine slapstickartige Nummer der Rittersleut’ (Oliveira und Markus Subramaniam) beim Liegestuhl-Aufbau. Er zeigt uns eine comichafte musikalische Revue, wuchtet tolle Bilder – besonders beeindruckend die Schlacht – in den von Bühnenbildner Andreas Wilkens mit flexiblen Requisiten (Extra-Applaus für die Bühnenarbeiter) ausgestatteten Raum. Er lässt den vier Tänzern und vier Tänzerinnen Platz für ihre von Ralf Rossa choreografierten Sprünge und höfischen Tänze, nutzt den ganzen Saal und lässt den bestens einstudierten Chor auch von der Empore aus singen.

Die Kostüme von Carla Caminati zeigen die verschiedene Welten und Zeiten: diejenige der schon etwas abgetakelten Ritter und die zeitlose Mittelmäßigkeit.

Alles zusammen ist vergnügliches Musiktheater und hat phasenweise die große Komik der Monty Pythons, manchmal wird’s auch klamaukhaft, und nicht alles ist immer rund und schlüssig. Hochachtung aber vor dem Abenteuer der Drei-Sparten-Kooperation. Und langweilig wird es in den drei Stunden Spieldauer jedenfalls nie!

„King Arthur“: Ritterstück für Schauspiel, Oper und Ballett nach Donald Barthelmes Roman „The King“ und Musik von Henry Purcell; Landestheater Linz (Großes Haus), Premiere am 19.1.

OÖN Bewertung:

 

Ritterstück für Schauspiel, Oper und Ballett

 

„King Arthur“, eine so genannte Semi-Oper in fünf Akten, mit einem Libretto von John Dryden und Musik von Henry Purcell, ist keine Oper im herkömmlichen Sinne, weil die Hauptfiguren nicht singen, sondern ausschließlich Sprechrollen sind und von Schauspielern übernommen werden. Die Musik hat lediglich untermalende Funktion oder wird dramatisch eingesetzt.
Dies führt zu der Bezeichnung „Semi-Oper“, eine für das 17. Jahrhundert in England typische Gattung.
Die berühmteste Szene aus „King Arthur“ ist die „Frost-Szene“ im 3. Akt. Die darin enthaltene Arie „Cold Song“ gehört zu den am meisten bewunderten Werken der Barockoper und wurde und wird auch immer wieder von bekannten Sängern interpretiert. Eine sehr eindringliche Version stammt vom im Pop-Bereich tätigen Countertenor Klaus Nomi (1944–1983).
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